Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Leipzig, 1883.der König und ihre Loyalität ist, und denen doch "Nein, diese Stimmung war da." "Gut. Vielleicht war sie da. Aber wenn sie "Glaubs nicht," antwortete Schach. "Ich ver¬ "Was ich beklage." "Ich desto weniger. Es trifft sich bequem für der König und ihre Loyalität iſt, und denen doch „Nein, dieſe Stimmung war da.“ „Gut. Vielleicht war ſie da. Aber wenn ſie „Glaubs nicht,“ antwortete Schach. „Ich ver¬ „Was ich beklage.“ „Ich deſto weniger. Es trifft ſich bequem für <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0021" n="9"/> der König und ihre Loyalität iſt, und denen doch<lb/> immer nur wohl wird, wenn es nach Rußland und<lb/> Juchten und recht wenig nach Freiheit riecht, unſere Herren<lb/> Offiziere, ſag' ich, gefallen ſich plötzlich in einer ebenſo<lb/> naiven wie gefährlichen Oppoſitionsluſt, und fordern<lb/> durch ihr keckes Thun und ihre noch keckeren Worte<lb/> den Zorn des kaum beſänftigten Imperators heraus.<lb/> Dergleichen verpflanzt ſich dann leicht auf die Gaſſe.<lb/> Die Herren vom Regiment Gensdarmes werden frei¬<lb/> lich den Stein nicht ſelber heben, der ſchließlich bis<lb/> an den Theetiſch der Gräfin fliegt, aber ſie ſind doch<lb/> die moraliſchen Urheber dieſes Krawalles, <hi rendition="#g">ſie</hi> haben<lb/> die Stimmung dazu gemacht.“</p><lb/> <p>„Nein, dieſe Stimmung war da.“</p><lb/> <p>„Gut. Vielleicht war ſie da. Aber <hi rendition="#g">wenn</hi> ſie<lb/> da war, ſo galt es, ſie zu bekämpfen, nicht aber ſie<lb/> zu nähren. Nähren wir ſie, ſo beſchleunigen wir<lb/> unſern Untergang. Der Kaiſer wartet nur auf eine<lb/> Gelegenheit, wir ſind mit vielen Poſten in ſein Schuld¬<lb/> buch eingetragen, und zählt er erſt die Summe, ſo<lb/> ſind wir verloren.“</p><lb/> <p>„Glaubs nicht,“ antwortete Schach. „Ich ver¬<lb/> mag Ihnen nicht zu folgen, Herr v. Bülow.“</p><lb/> <p>„Was ich beklage.“</p><lb/> <p>„Ich deſto weniger. Es trifft ſich bequem für<lb/> Sie, daß Sie mich und meine Kameraden über Lan¬<lb/> des- und Königstreue belehren und aufklären dürfen,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [9/0021]
der König und ihre Loyalität iſt, und denen doch
immer nur wohl wird, wenn es nach Rußland und
Juchten und recht wenig nach Freiheit riecht, unſere Herren
Offiziere, ſag' ich, gefallen ſich plötzlich in einer ebenſo
naiven wie gefährlichen Oppoſitionsluſt, und fordern
durch ihr keckes Thun und ihre noch keckeren Worte
den Zorn des kaum beſänftigten Imperators heraus.
Dergleichen verpflanzt ſich dann leicht auf die Gaſſe.
Die Herren vom Regiment Gensdarmes werden frei¬
lich den Stein nicht ſelber heben, der ſchließlich bis
an den Theetiſch der Gräfin fliegt, aber ſie ſind doch
die moraliſchen Urheber dieſes Krawalles, ſie haben
die Stimmung dazu gemacht.“
„Nein, dieſe Stimmung war da.“
„Gut. Vielleicht war ſie da. Aber wenn ſie
da war, ſo galt es, ſie zu bekämpfen, nicht aber ſie
zu nähren. Nähren wir ſie, ſo beſchleunigen wir
unſern Untergang. Der Kaiſer wartet nur auf eine
Gelegenheit, wir ſind mit vielen Poſten in ſein Schuld¬
buch eingetragen, und zählt er erſt die Summe, ſo
ſind wir verloren.“
„Glaubs nicht,“ antwortete Schach. „Ich ver¬
mag Ihnen nicht zu folgen, Herr v. Bülow.“
„Was ich beklage.“
„Ich deſto weniger. Es trifft ſich bequem für
Sie, daß Sie mich und meine Kameraden über Lan¬
des- und Königstreue belehren und aufklären dürfen,
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