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Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Leipzig, 1883.

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"Ein allerdings unvermeidlicher Fall," antwortete
Sander und rückte seinen Stuhl zur Seite. Man
lachte, Bülow selbst stimmte mit ein, und nur an
Schachs mehr als gewöhnlicher Zurückhaltung ließ
sich erkennen, daß er entweder unter dem Eindruck
eines ihm persönlich unangenehmen Ereignisses oder
aber einer politisch unerfreulichen Nachricht in den
Salon eingetreten sein müsse.

"Was bringen Sie, lieber Schach? Sie sind
präokkupiert. Sind neue Stürme . . ."

"Nicht das, gnädigste Frau, nicht das. Ich
komme von der Gräfin Haugwitz, bei der ich um
so häufiger verweile, je mehr ich mich von dem Grafen
und seiner Politik zurückziehe. Die Gräfin weiß es
und billigt mein Benehmen. Eben begannen wir ein
Gespräch, als sich draußen vor dem Palais eine Volks¬
masse zu sammeln begann, erst Hunderte, dann Tau¬
sende. Dabei wuchs der Lärm und zuletzt ward ein
Stein geworfen und flog an dem Tisch vorbei, daran
wir saßen. Ein Haar breit und die Gräfin wurde
getroffen. Wovon sie aber wirklich getroffen wurde,
das waren die Worte, die Verwünschungen, die her¬
aufklangen. Endlich erschien der Graf selbst. Er
war vollkommen gefaßt und verleugnete keinen Augen¬
blick den Kavalier. Es währte jedoch lang', eh' die
Straße gesäubert werden konnte. Sind wir bereits

„Ein allerdings unvermeidlicher Fall,“ antwortete
Sander und rückte ſeinen Stuhl zur Seite. Man
lachte, Bülow ſelbſt ſtimmte mit ein, und nur an
Schachs mehr als gewöhnlicher Zurückhaltung ließ
ſich erkennen, daß er entweder unter dem Eindruck
eines ihm perſönlich unangenehmen Ereigniſſes oder
aber einer politiſch unerfreulichen Nachricht in den
Salon eingetreten ſein müſſe.

„Was bringen Sie, lieber Schach? Sie ſind
präokkupiert. Sind neue Stürme . . .“

„Nicht das, gnädigſte Frau, nicht das. Ich
komme von der Gräfin Haugwitz, bei der ich um
ſo häufiger verweile, je mehr ich mich von dem Grafen
und ſeiner Politik zurückziehe. Die Gräfin weiß es
und billigt mein Benehmen. Eben begannen wir ein
Geſpräch, als ſich draußen vor dem Palais eine Volks¬
maſſe zu ſammeln begann, erſt Hunderte, dann Tau¬
ſende. Dabei wuchs der Lärm und zuletzt ward ein
Stein geworfen und flog an dem Tiſch vorbei, daran
wir ſaßen. Ein Haar breit und die Gräfin wurde
getroffen. Wovon ſie aber wirklich getroffen wurde,
das waren die Worte, die Verwünſchungen, die her¬
aufklangen. Endlich erſchien der Graf ſelbſt. Er
war vollkommen gefaßt und verleugnete keinen Augen¬
blick den Kavalier. Es währte jedoch lang', eh' die
Straße geſäubert werden konnte. Sind wir bereits

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[7/0019] „Ein allerdings unvermeidlicher Fall,“ antwortete Sander und rückte ſeinen Stuhl zur Seite. Man lachte, Bülow ſelbſt ſtimmte mit ein, und nur an Schachs mehr als gewöhnlicher Zurückhaltung ließ ſich erkennen, daß er entweder unter dem Eindruck eines ihm perſönlich unangenehmen Ereigniſſes oder aber einer politiſch unerfreulichen Nachricht in den Salon eingetreten ſein müſſe. „Was bringen Sie, lieber Schach? Sie ſind präokkupiert. Sind neue Stürme . . .“ „Nicht das, gnädigſte Frau, nicht das. Ich komme von der Gräfin Haugwitz, bei der ich um ſo häufiger verweile, je mehr ich mich von dem Grafen und ſeiner Politik zurückziehe. Die Gräfin weiß es und billigt mein Benehmen. Eben begannen wir ein Geſpräch, als ſich draußen vor dem Palais eine Volks¬ maſſe zu ſammeln begann, erſt Hunderte, dann Tau¬ ſende. Dabei wuchs der Lärm und zuletzt ward ein Stein geworfen und flog an dem Tiſch vorbei, daran wir ſaßen. Ein Haar breit und die Gräfin wurde getroffen. Wovon ſie aber wirklich getroffen wurde, das waren die Worte, die Verwünſchungen, die her¬ aufklangen. Endlich erſchien der Graf ſelbſt. Er war vollkommen gefaßt und verleugnete keinen Augen¬ blick den Kavalier. Es währte jedoch lang', eh' die Straße geſäubert werden konnte. Sind wir bereits

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Leipzig, 1883, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_wuthenow_1883/19>, abgerufen am 21.11.2024.