Das Gespräch, das eben geführt wurde, schien sich um die kurz vorher beendete Haugwitzsche Mission zu drehen, die, nach Bülows Ansicht, nicht nur ein wünschenswertes Einvernehmen zwischen Preußen und Frankreich wieder hergestellt, sondern uns auch den Besitz von Hannover noch als "Morgengabe" mit ein¬ getragen habe. Frau v. Carayon aber bemängelte diese "Morgengabe", weil man nicht gut geben oder verschenken könne, was man nicht habe, bei wel¬ chem Worte die bis dahin unbemerkt am Theetisch beschäftigt gewesene Tochter Victoire der Mutter einen zärtlichen Blick zuwarf, während Alvensleben der schönen Frau die Hand küßte.
"Ihrer Zustimmung, lieber Alvensleben," nahm Frau v. Carayon das Wort, "war ich sicher. Aber sehen Sie, wie minos- und rhadamantusartig unser Freund Bülow dasitzt. Er brütet mal wieder Sturm, Victoire, reiche Herrn v. Bülow von den Karlsbader Oblaten. Es ist, glaub' ich, das Einzige, was er von Öesterreich gelten läßt. Inzwischen unterhält uns Herr Sander von unseren Fortschritten in der neuen Provinz. Ich fürchte nur, daß sie nicht groß sind."
"Oder sagen wir lieber, gar nicht existieren," er¬ widerte Sander. "Alles was zum welfischen Löwen oder zum springenden Roß hält, will sich nicht preu¬ ßisch regieren lassen. Und ich verdenk es Keinem.
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Das Geſpräch, das eben geführt wurde, ſchien ſich um die kurz vorher beendete Haugwitzſche Miſſion zu drehen, die, nach Bülows Anſicht, nicht nur ein wünſchenswertes Einvernehmen zwiſchen Preußen und Frankreich wieder hergeſtellt, ſondern uns auch den Beſitz von Hannover noch als „Morgengabe“ mit ein¬ getragen habe. Frau v. Carayon aber bemängelte dieſe „Morgengabe“, weil man nicht gut geben oder verſchenken könne, was man nicht habe, bei wel¬ chem Worte die bis dahin unbemerkt am Theetiſch beſchäftigt geweſene Tochter Victoire der Mutter einen zärtlichen Blick zuwarf, während Alvensleben der ſchönen Frau die Hand küßte.
„Ihrer Zuſtimmung, lieber Alvensleben,“ nahm Frau v. Carayon das Wort, „war ich ſicher. Aber ſehen Sie, wie minos- und rhadamantusartig unſer Freund Bülow daſitzt. Er brütet mal wieder Sturm, Victoire, reiche Herrn v. Bülow von den Karlsbader Oblaten. Es iſt, glaub' ich, das Einzige, was er von Öeſterreich gelten läßt. Inzwiſchen unterhält uns Herr Sander von unſeren Fortſchritten in der neuen Provinz. Ich fürchte nur, daß ſie nicht groß ſind.“
„Oder ſagen wir lieber, gar nicht exiſtieren,“ er¬ widerte Sander. „Alles was zum welfiſchen Löwen oder zum ſpringenden Roß hält, will ſich nicht preu¬ ßiſch regieren laſſen. Und ich verdenk es Keinem.
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Das Geſpräch, das eben geführt wurde, ſchien
ſich um die kurz vorher beendete Haugwitzſche Miſſion
zu drehen, die, nach Bülows Anſicht, nicht nur ein
wünſchenswertes Einvernehmen zwiſchen Preußen und
Frankreich wieder hergeſtellt, ſondern uns auch den
Beſitz von Hannover noch als „Morgengabe“ mit ein¬
getragen habe. Frau v. Carayon aber bemängelte
dieſe „Morgengabe“, weil man nicht gut geben
oder verſchenken könne, was man nicht habe, bei wel¬
chem Worte die bis dahin unbemerkt am Theetiſch
beſchäftigt geweſene Tochter Victoire der Mutter einen
zärtlichen Blick zuwarf, während Alvensleben der
ſchönen Frau die Hand küßte.
„Ihrer Zuſtimmung, lieber Alvensleben,“ nahm
Frau v. Carayon das Wort, „war ich ſicher. Aber
ſehen Sie, wie minos- und rhadamantusartig unſer
Freund Bülow daſitzt. Er brütet mal wieder Sturm,
Victoire, reiche Herrn v. Bülow von den Karlsbader
Oblaten. Es iſt, glaub' ich, das Einzige, was er
von Öeſterreich gelten läßt. Inzwiſchen unterhält
uns Herr Sander von unſeren Fortſchritten in der
neuen Provinz. Ich fürchte nur, daß ſie nicht groß
ſind.“
„Oder ſagen wir lieber, gar nicht exiſtieren,“ er¬
widerte Sander. „Alles was zum welfiſchen Löwen
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ßiſch regieren laſſen. Und ich verdenk es Keinem.
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Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Leipzig, 1883, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_wuthenow_1883/15>, abgerufen am 22.07.2024.
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