gestrige Maskerade Gnade vor Ihren Augen gefunden hat oder nicht."
"Offen gestanden, nein. Ich, für meine Person, fand es wenig passend, und Victoire fühlte sich beinah widerwärtig davon berührt."
"Ein Gefühl, das ich teile."
"So waren Sie nicht mit von der Partie?"
"Sicherlich nicht. Und es überrascht mich, es noch erst versichern zu müssen. Sie kennen ja meine Stellung zu dieser Frage, meine teure Josephine, kennen sie seit jenem Abend, wo wir zuerst über das Stück und seinen Verfasser sprachen. Was ich damals äußerte, gilt ebenso noch heut. Ernste Dinge fordern auch eine ernste Behandlung, und es freut mich auf¬ richtig, Victoiren auf meiner Seite zu sehen. Ist sie zu Haus?"
"Zu Bett."
"Ich hoffe nichts Ernstliches."
"Ja und nein. Die Nachwirkungen eines Brust- und Weinkrampfes, von dem sie gestern Abend befallen wurde."
"Mutmaßlich infolge dieser Maskeradentollheit. Ich beklag es von ganzem Herzen."
"Und doch bin ich eben dieser Tollheit zu Danke verpflichtet. In dem Degoaut über die Mummerei, deren Zeuge sie sein mußte, löste sich ihr die Zunge;
geſtrige Maskerade Gnade vor Ihren Augen gefunden hat oder nicht.“
„Offen geſtanden, nein. Ich, für meine Perſon, fand es wenig paſſend, und Victoire fühlte ſich beinah widerwärtig davon berührt.“
„Ein Gefühl, das ich teile.“
„So waren Sie nicht mit von der Partie?“
„Sicherlich nicht. Und es überraſcht mich, es noch erſt verſichern zu müſſen. Sie kennen ja meine Stellung zu dieſer Frage, meine teure Joſephine, kennen ſie ſeit jenem Abend, wo wir zuerſt über das Stück und ſeinen Verfaſſer ſprachen. Was ich damals äußerte, gilt ebenſo noch heut. Ernſte Dinge fordern auch eine ernſte Behandlung, und es freut mich auf¬ richtig, Victoiren auf meiner Seite zu ſehen. Iſt ſie zu Haus?“
„Zu Bett.“
„Ich hoffe nichts Ernſtliches.“
„Ja und nein. Die Nachwirkungen eines Bruſt- und Weinkrampfes, von dem ſie geſtern Abend befallen wurde.“
„Mutmaßlich infolge dieſer Maskeradentollheit. Ich beklag es von ganzem Herzen.“
„Und doch bin ich eben dieſer Tollheit zu Danke verpflichtet. In dem Degoût über die Mummerei, deren Zeuge ſie ſein mußte, löſte ſich ihr die Zunge;
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0145"n="133"/>
geſtrige Maskerade Gnade vor Ihren Augen gefunden<lb/>
hat oder nicht.“</p><lb/><p>„Offen geſtanden, nein. Ich, für meine Perſon,<lb/>
fand es wenig paſſend, und Victoire fühlte ſich beinah<lb/>
widerwärtig davon berührt.“</p><lb/><p>„Ein Gefühl, das ich teile.“</p><lb/><p>„So waren Sie nicht mit von der Partie?“</p><lb/><p>„Sicherlich nicht. Und es überraſcht mich, es<lb/>
noch erſt verſichern zu müſſen. Sie kennen ja meine<lb/>
Stellung zu dieſer Frage, meine teure Joſephine,<lb/>
kennen ſie ſeit jenem Abend, wo wir zuerſt über das<lb/>
Stück und ſeinen Verfaſſer ſprachen. Was ich damals<lb/>
äußerte, gilt ebenſo noch heut. Ernſte Dinge fordern<lb/>
auch eine ernſte Behandlung, und es freut mich auf¬<lb/>
richtig, Victoiren auf meiner Seite zu ſehen. Iſt ſie<lb/>
zu Haus?“</p><lb/><p>„Zu Bett.“</p><lb/><p>„Ich hoffe nichts Ernſtliches.“</p><lb/><p>„Ja und nein. Die Nachwirkungen eines Bruſt-<lb/>
und Weinkrampfes, von dem ſie geſtern Abend befallen<lb/>
wurde.“</p><lb/><p>„Mutmaßlich infolge dieſer Maskeradentollheit.<lb/>
Ich beklag es von ganzem Herzen.“</p><lb/><p>„Und doch bin ich eben dieſer Tollheit zu Danke<lb/>
verpflichtet. In dem Degoût über die Mummerei,<lb/>
deren Zeuge ſie ſein mußte, löſte ſich ihr die Zunge;<lb/></p></div></body></text></TEI>
[133/0145]
geſtrige Maskerade Gnade vor Ihren Augen gefunden
hat oder nicht.“
„Offen geſtanden, nein. Ich, für meine Perſon,
fand es wenig paſſend, und Victoire fühlte ſich beinah
widerwärtig davon berührt.“
„Ein Gefühl, das ich teile.“
„So waren Sie nicht mit von der Partie?“
„Sicherlich nicht. Und es überraſcht mich, es
noch erſt verſichern zu müſſen. Sie kennen ja meine
Stellung zu dieſer Frage, meine teure Joſephine,
kennen ſie ſeit jenem Abend, wo wir zuerſt über das
Stück und ſeinen Verfaſſer ſprachen. Was ich damals
äußerte, gilt ebenſo noch heut. Ernſte Dinge fordern
auch eine ernſte Behandlung, und es freut mich auf¬
richtig, Victoiren auf meiner Seite zu ſehen. Iſt ſie
zu Haus?“
„Zu Bett.“
„Ich hoffe nichts Ernſtliches.“
„Ja und nein. Die Nachwirkungen eines Bruſt-
und Weinkrampfes, von dem ſie geſtern Abend befallen
wurde.“
„Mutmaßlich infolge dieſer Maskeradentollheit.
Ich beklag es von ganzem Herzen.“
„Und doch bin ich eben dieſer Tollheit zu Danke
verpflichtet. In dem Degoût über die Mummerei,
deren Zeuge ſie ſein mußte, löſte ſich ihr die Zunge;
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Leipzig, 1883, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_wuthenow_1883/145>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.