Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Leipzig, 1883.ebenfalls mit hingerissen wurden und momentan wenig¬ Am andern Vormittage ließ er sich melden. "Wie finden Sies?" fragte Frau von Carayon. "Ich liebe nicht Komödien," antwortete Schach, "Zugestanden. Aber dies ist etwas Äußerliches, 8
ebenfalls mit hingeriſſen wurden und momentan wenig¬ Am andern Vormittage ließ er ſich melden. „Wie finden Sies?“ fragte Frau von Carayon. „Ich liebe nicht Komödien,“ antwortete Schach, „Zugeſtanden. Aber dies iſt etwas Äußerliches, 8
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0125" n="113"/> ebenfalls mit hingeriſſen wurden und momentan wenig¬<lb/> ſtens alles Perſönliche vergaßen. Erſt auf dem Heim¬<lb/> wege kehrte die Verwunderung über Schachs Be¬<lb/> nehmen zurück.</p><lb/> <p>Am andern Vormittage ließ er ſich melden.<lb/> Frau von Carayon war erfreut, Victoire jedoch, die<lb/> ſchärfer ſah, empfand ein tiefes Unbehagen. Er hatte<lb/> ganz erſichtlich dieſen Tag abgewartet, um einen be¬<lb/> quemen Plauderſtoff zu haben und mit Hilfe desſelben<lb/> über die Peinlichkeit eines erſten Wiederſehens mit<lb/> ihr leichter hinwegzukommen. Er küßte der Frau<lb/> von Carayon die Hand und wandte ſich dann gegen<lb/> Victoiren, um dieſer ſein Bedauern auszuſprechen, ſie<lb/> bei ſeinem letzten Beſuche verfehlt zu haben. Man<lb/> entfremde ſich faſt, anſtatt ſich feſter anzugehören.<lb/> Er ſprach dies ſo, daß ihr ein Zweifel blieb, ob er<lb/> es mit tieferer Bedeutung oder aus bloßer Verlegen¬<lb/> heit geſagt habe. Sie ſann darüber nach, aber ehe<lb/> ſie zum Abſchluß kommen konnte, wandte ſich das<lb/> Geſpräch dem Stücke zu.</p><lb/> <p>„Wie finden Sies?“ fragte Frau von Carayon.</p><lb/> <p>„Ich liebe nicht Komödien,“ antwortete Schach,<lb/> „die fünf Stunden ſpielen. Ich wünſche Vergnügen<lb/> oder Erholung im Theater, aber keine Strapaze.“</p><lb/> <p>„Zugeſtanden. Aber dies iſt etwas Äußerliches,<lb/> und beiläufig ein Mißſtand, dem eheſtens abgeholfen<lb/> ſein wird. Iffland ſelbſt iſt mit erheblichen Kürzun¬<lb/> <fw place="bottom" type="sig">8<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [113/0125]
ebenfalls mit hingeriſſen wurden und momentan wenig¬
ſtens alles Perſönliche vergaßen. Erſt auf dem Heim¬
wege kehrte die Verwunderung über Schachs Be¬
nehmen zurück.
Am andern Vormittage ließ er ſich melden.
Frau von Carayon war erfreut, Victoire jedoch, die
ſchärfer ſah, empfand ein tiefes Unbehagen. Er hatte
ganz erſichtlich dieſen Tag abgewartet, um einen be¬
quemen Plauderſtoff zu haben und mit Hilfe desſelben
über die Peinlichkeit eines erſten Wiederſehens mit
ihr leichter hinwegzukommen. Er küßte der Frau
von Carayon die Hand und wandte ſich dann gegen
Victoiren, um dieſer ſein Bedauern auszuſprechen, ſie
bei ſeinem letzten Beſuche verfehlt zu haben. Man
entfremde ſich faſt, anſtatt ſich feſter anzugehören.
Er ſprach dies ſo, daß ihr ein Zweifel blieb, ob er
es mit tieferer Bedeutung oder aus bloßer Verlegen¬
heit geſagt habe. Sie ſann darüber nach, aber ehe
ſie zum Abſchluß kommen konnte, wandte ſich das
Geſpräch dem Stücke zu.
„Wie finden Sies?“ fragte Frau von Carayon.
„Ich liebe nicht Komödien,“ antwortete Schach,
„die fünf Stunden ſpielen. Ich wünſche Vergnügen
oder Erholung im Theater, aber keine Strapaze.“
„Zugeſtanden. Aber dies iſt etwas Äußerliches,
und beiläufig ein Mißſtand, dem eheſtens abgeholfen
ſein wird. Iffland ſelbſt iſt mit erheblichen Kürzun¬
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