doch blieb ihr eine Furcht im Gemüte. "Wenn doch alles nur . ." Und es übergoß sie mit Blut.
Endlich am vierten Tage kam er. Aber es traf sich, daß sie kurz vorher in die Stadt gegangen war. Als sie zurückkehrte, hörte sie von seinem Besuch; er sei sehr liebenswürdig gewesen, habe zwei-, dreimal nach ihr gefragt, und ein Bouquet für sie zurückge¬ lassen. Es waren Veilchen und Rosen, die das Zimmer mit ihrem Dufte füllten. Victoire, während ihr die Mama von dem Besuche vorplauderte, be¬ mühte sich, einen leichten und übermütigen Ton an¬ zuschlagen, aber ihr Herz war zu voll von widerstrei¬ tenden Gefühlen, und sie zog sich zurück, um sich in zugleich glücklichen und bangen Thränen aus zuweinen.
Inzwischen war der Tag herangekommen, wo die "Weihe der Kraft" gegeben weiden sollte. Schach schickte seinen Diener und ließ anfragen, ob die Damen der Vorstellung beizuwohnen gedächten? Es war eine bloße Form, denn er wußte, daß es so sein werde.
Im Theater waren alle Plätze besetzt. Schach saß den Carayons gegenüber und grüßte mit großer Artigkeit. Aber bei diesem Gruße blieb es, und er kam nicht in ihre Loge hinüber, eine Zurückhaltung, über die Frau von Carayon kaum weniger betroffen war, als Victoire. Der Streit indessen, den das hin¬ sichtlich des Stücks in zwei Lager geteilte Publikum führte, war so heftig und aufregend, daß beide Damen
doch blieb ihr eine Furcht im Gemüte. „Wenn doch alles nur . .“ Und es übergoß ſie mit Blut.
Endlich am vierten Tage kam er. Aber es traf ſich, daß ſie kurz vorher in die Stadt gegangen war. Als ſie zurückkehrte, hörte ſie von ſeinem Beſuch; er ſei ſehr liebenswürdig geweſen, habe zwei-, dreimal nach ihr gefragt, und ein Bouquet für ſie zurückge¬ laſſen. Es waren Veilchen und Roſen, die das Zimmer mit ihrem Dufte füllten. Victoire, während ihr die Mama von dem Beſuche vorplauderte, be¬ mühte ſich, einen leichten und übermütigen Ton an¬ zuſchlagen, aber ihr Herz war zu voll von widerſtrei¬ tenden Gefühlen, und ſie zog ſich zurück, um ſich in zugleich glücklichen und bangen Thränen aus zuweinen.
Inzwiſchen war der Tag herangekommen, wo die „Weihe der Kraft“ gegeben weiden ſollte. Schach ſchickte ſeinen Diener und ließ anfragen, ob die Damen der Vorſtellung beizuwohnen gedächten? Es war eine bloße Form, denn er wußte, daß es ſo ſein werde.
Im Theater waren alle Plätze beſetzt. Schach ſaß den Carayons gegenüber und grüßte mit großer Artigkeit. Aber bei dieſem Gruße blieb es, und er kam nicht in ihre Loge hinüber, eine Zurückhaltung, über die Frau von Carayon kaum weniger betroffen war, als Victoire. Der Streit indeſſen, den das hin¬ ſichtlich des Stücks in zwei Lager geteilte Publikum führte, war ſo heftig und aufregend, daß beide Damen
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doch blieb ihr eine Furcht im Gemüte. „Wenn doch
alles nur . .“ Und es übergoß ſie mit Blut.
Endlich am vierten Tage kam er. Aber es traf
ſich, daß ſie kurz vorher in die Stadt gegangen war.
Als ſie zurückkehrte, hörte ſie von ſeinem Beſuch;
er ſei ſehr liebenswürdig geweſen, habe zwei-, dreimal
nach ihr gefragt, und ein Bouquet für ſie zurückge¬
laſſen. Es waren Veilchen und Roſen, die das
Zimmer mit ihrem Dufte füllten. Victoire, während
ihr die Mama von dem Beſuche vorplauderte, be¬
mühte ſich, einen leichten und übermütigen Ton an¬
zuſchlagen, aber ihr Herz war zu voll von widerſtrei¬
tenden Gefühlen, und ſie zog ſich zurück, um ſich in
zugleich glücklichen und bangen Thränen aus zuweinen.
Inzwiſchen war der Tag herangekommen, wo
die „Weihe der Kraft“ gegeben weiden ſollte. Schach
ſchickte ſeinen Diener und ließ anfragen, ob die Damen
der Vorſtellung beizuwohnen gedächten? Es war eine
bloße Form, denn er wußte, daß es ſo ſein werde.
Im Theater waren alle Plätze beſetzt. Schach
ſaß den Carayons gegenüber und grüßte mit großer
Artigkeit. Aber bei dieſem Gruße blieb es, und er
kam nicht in ihre Loge hinüber, eine Zurückhaltung,
über die Frau von Carayon kaum weniger betroffen
war, als Victoire. Der Streit indeſſen, den das hin¬
ſichtlich des Stücks in zwei Lager geteilte Publikum
führte, war ſo heftig und aufregend, daß beide Damen
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Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Leipzig, 1883, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_wuthenow_1883/124>, abgerufen am 22.07.2024.
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