Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Leipzig, 1883.Emotion gesellte. Wallenstein, die Jungfrau, Tell, Victoire war allein. Ihr that die Ruhe wohl, Es war ein Brief von Lisette. Sie nahm ihn auch jetzt wieder zur Hand, und Emotion geſellte. Wallenſtein, die Jungfrau, Tell, Victoire war allein. Ihr that die Ruhe wohl, Es war ein Brief von Liſette. Sie nahm ihn auch jetzt wieder zur Hand, und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0113" n="101"/> Emotion geſellte. Wallenſtein, die Jungfrau, Tell,<lb/> erſchienen gelegentlich, am häufigſten aber Holbergs<lb/> „politiſcher Zinngießer“, der, wie Publikum und<lb/> Direktion gemeinſchaftlich fühlen mochten, um ein Er¬<lb/> hebliches beſſer als die hohe Schillerſche Muſe zu<lb/> lärmenden Demonſtrationen geeignet war.</p><lb/> <p>Victoire war allein. Ihr that die Ruhe wohl,<lb/> und in einen türkiſchen Shawl gehüllt, lag ſie träumend<lb/> auf dem Sopha, vor ihr ein Brief, den ſie kurz vor<lb/> ihrer Vormittagsausfahrt empfangen und in jenem<lb/> Augenblicke nur flüchtig geleſen hatte. Deſto lang¬<lb/> ſamer und aufmerkſamer freilich, als ſie von der Revue<lb/> wieder zurückgekommen war.</p><lb/> <p>Es war ein Brief von Liſette.</p><lb/> <p>Sie nahm ihn auch jetzt wieder zur Hand, und<lb/> las eine Stelle, die ſie ſchon vorher mit einem Blei¬<lb/> ſtiftsſtrich bezeichnet hatte: „.. Du mußt wiſſen, meine<lb/> liebe Victoire, daß ich, Pardon für dies offne Ge¬<lb/> ſtändnis, mancher Äußerung in Deinem letzten Briefe<lb/> keinen vollen Glauben ſchenke. Du ſuchſt Dich und<lb/> mich zu täuſchen, wenn Du ſchreibſt, daß Du Dich in<lb/> ein Reſpektsverhältnis zu S. hineindenkſt. Er würde<lb/> ſelber lächeln, wenn er davon hörte. Daß Du Dich<lb/> plötzlich ſo verletzt fühlen, ja, verzeihe, ſo piquiert<lb/> werden konnteſt, als er den Arm Deiner Mama nahm,<lb/> verrät Dich, und giebt mir allerlei zu denken, wie<lb/> denn auch andres noch, was Du ſpeziell in dieſer<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [101/0113]
Emotion geſellte. Wallenſtein, die Jungfrau, Tell,
erſchienen gelegentlich, am häufigſten aber Holbergs
„politiſcher Zinngießer“, der, wie Publikum und
Direktion gemeinſchaftlich fühlen mochten, um ein Er¬
hebliches beſſer als die hohe Schillerſche Muſe zu
lärmenden Demonſtrationen geeignet war.
Victoire war allein. Ihr that die Ruhe wohl,
und in einen türkiſchen Shawl gehüllt, lag ſie träumend
auf dem Sopha, vor ihr ein Brief, den ſie kurz vor
ihrer Vormittagsausfahrt empfangen und in jenem
Augenblicke nur flüchtig geleſen hatte. Deſto lang¬
ſamer und aufmerkſamer freilich, als ſie von der Revue
wieder zurückgekommen war.
Es war ein Brief von Liſette.
Sie nahm ihn auch jetzt wieder zur Hand, und
las eine Stelle, die ſie ſchon vorher mit einem Blei¬
ſtiftsſtrich bezeichnet hatte: „.. Du mußt wiſſen, meine
liebe Victoire, daß ich, Pardon für dies offne Ge¬
ſtändnis, mancher Äußerung in Deinem letzten Briefe
keinen vollen Glauben ſchenke. Du ſuchſt Dich und
mich zu täuſchen, wenn Du ſchreibſt, daß Du Dich in
ein Reſpektsverhältnis zu S. hineindenkſt. Er würde
ſelber lächeln, wenn er davon hörte. Daß Du Dich
plötzlich ſo verletzt fühlen, ja, verzeihe, ſo piquiert
werden konnteſt, als er den Arm Deiner Mama nahm,
verrät Dich, und giebt mir allerlei zu denken, wie
denn auch andres noch, was Du ſpeziell in dieſer
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