Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860.probeweis aufgestellter Spitzbogen in den "gothischen Höfen" des Kristall-Pallastes macht. Auch solche Dinge haben ein Leben; aus ihrem feuchten alten Boden gerissen, vertrocknen sie wie die zwischen Papier gelegte Pflanze. 3. "Straßenfegen" oder Hie Douglas, hie Hamilton. Unmittelbar im Rücken von High-Street und Canongate und zwar parallel mit beiden, läuft eine andere alte Straße Edinburgs "Cowgate" geheißen. Durch eine Menge schmaler kleiner Gassen hängt sie vielfach mit jener Hauptverkehrs-Ader der Altstadt zusammen. Wenn schon High-Street und Canongate von ihrem ehemaligen Glanze nichts weiter zeigen als jene vielstöckigen Steinhäuser, die in der Nähe eben so unelegant und wenig einladend sind, als malerisch aus der Ferne, so gilt das doppelt und dreifach von Cowgate. Es ist eine alte, enge, schmutzige Straße und nichts weiter. Und doch erhoben sich auch hier Paläste und Herrensitze als Edinburg noch nicht daran dachte, eine schöne Stadt sein zu wollen, und seine Häuser hinbaute, wo Platz war, oder wo Höhe oder Tiefe, je nach Bedürfniß, den Bauherrn dazu einlud. Unter den Herrensitzen in Cowgate waren zwei von besonderem Belang, der eine den Erzbischöfen probeweis aufgestellter Spitzbogen in den „gothischen Höfen“ des Kristall-Pallastes macht. Auch solche Dinge haben ein Leben; aus ihrem feuchten alten Boden gerissen, vertrocknen sie wie die zwischen Papier gelegte Pflanze. 3. „Straßenfegen“ oder Hie Douglas, hie Hamilton. Unmittelbar im Rücken von High-Street und Canongate und zwar parallel mit beiden, läuft eine andere alte Straße Edinburgs „Cowgate“ geheißen. Durch eine Menge schmaler kleiner Gassen hängt sie vielfach mit jener Hauptverkehrs-Ader der Altstadt zusammen. Wenn schon High-Street und Canongate von ihrem ehemaligen Glanze nichts weiter zeigen als jene vielstöckigen Steinhäuser, die in der Nähe eben so unelegant und wenig einladend sind, als malerisch aus der Ferne, so gilt das doppelt und dreifach von Cowgate. Es ist eine alte, enge, schmutzige Straße und nichts weiter. Und doch erhoben sich auch hier Paläste und Herrensitze als Edinburg noch nicht daran dachte, eine schöne Stadt sein zu wollen, und seine Häuser hinbaute, wo Platz war, oder wo Höhe oder Tiefe, je nach Bedürfniß, den Bauherrn dazu einlud. Unter den Herrensitzen in Cowgate waren zwei von besonderem Belang, der eine den Erzbischöfen <TEI> <text> <body> <div> <div> <div> <p><pb facs="#f0088" n="74"/> probeweis aufgestellter Spitzbogen in den „gothischen Höfen“ des Kristall-Pallastes macht. Auch solche Dinge haben ein Leben; aus ihrem feuchten alten Boden gerissen, vertrocknen sie wie die zwischen Papier gelegte Pflanze.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div> <head>3.<lb/><hi rendition="#g">„Straßenfegen“ oder Hie Douglas, hie<lb/> Hamilton.</hi></head><lb/> <p>Unmittelbar im Rücken von High-Street und Canongate und zwar parallel mit beiden, läuft eine andere alte Straße Edinburgs „Cowgate“ geheißen. Durch eine Menge schmaler kleiner Gassen hängt sie vielfach mit jener Hauptverkehrs-Ader der Altstadt zusammen. Wenn schon High-Street und Canongate von ihrem ehemaligen Glanze nichts weiter zeigen als jene vielstöckigen Steinhäuser, die in der Nähe eben so unelegant und wenig einladend sind, als malerisch aus der Ferne, so gilt das doppelt und dreifach von Cowgate. Es ist eine alte, enge, schmutzige Straße und nichts weiter. Und doch erhoben sich auch hier Paläste und Herrensitze als Edinburg noch nicht daran dachte, eine schöne Stadt sein zu wollen, und seine Häuser hinbaute, wo Platz war, oder wo Höhe oder Tiefe, je nach Bedürfniß, den Bauherrn dazu einlud. Unter den Herrensitzen in Cowgate waren zwei von besonderem Belang, der eine den Erzbischöfen<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [74/0088]
probeweis aufgestellter Spitzbogen in den „gothischen Höfen“ des Kristall-Pallastes macht. Auch solche Dinge haben ein Leben; aus ihrem feuchten alten Boden gerissen, vertrocknen sie wie die zwischen Papier gelegte Pflanze.
3.
„Straßenfegen“ oder Hie Douglas, hie
Hamilton.
Unmittelbar im Rücken von High-Street und Canongate und zwar parallel mit beiden, läuft eine andere alte Straße Edinburgs „Cowgate“ geheißen. Durch eine Menge schmaler kleiner Gassen hängt sie vielfach mit jener Hauptverkehrs-Ader der Altstadt zusammen. Wenn schon High-Street und Canongate von ihrem ehemaligen Glanze nichts weiter zeigen als jene vielstöckigen Steinhäuser, die in der Nähe eben so unelegant und wenig einladend sind, als malerisch aus der Ferne, so gilt das doppelt und dreifach von Cowgate. Es ist eine alte, enge, schmutzige Straße und nichts weiter. Und doch erhoben sich auch hier Paläste und Herrensitze als Edinburg noch nicht daran dachte, eine schöne Stadt sein zu wollen, und seine Häuser hinbaute, wo Platz war, oder wo Höhe oder Tiefe, je nach Bedürfniß, den Bauherrn dazu einlud. Unter den Herrensitzen in Cowgate waren zwei von besonderem Belang, der eine den Erzbischöfen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860/88 |
Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860/88>, abgerufen am 03.03.2025. |