Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860.(meist sehr schön gebundenen) Bände sprechen, die mit ihren goldbedruckten Lederrücken so sauber geordnet um Einen her stehen, als befände man sich in der berühmten Lese-Rotunde des britischen Museums. Viele dieser Bände sind außerordentlich selten und kostbar; ein wesentlicher Bruchtheil der ganzen Bibliothek besteht aus Werken über schottische Alterthümer und Hexengeschichten. Ueber dem Kamin befindet sich das Portrait von Sir Walter's ältestem Sohn, dem schon erwähnten Husaren-Offizier; die Züge sind fein, aber weichlich, fast kränklich, und der kecke Husarenschnurrbart, den man bekanntlich eben so gut im Ausdruck des Auges, wie über der Oberlippe haben kann, fehlt diesem feinen Gesichtchen an beiden Stellen gleich sehr. In einer der Ecken steht eine Silberurne auf einem Porphyr-Postament, die Urne selbst ein Geschenk von Lord Byron. Außerdem befinden sich die Büsten Shakespeare's und Sir Walter's im Zimmer, die letztere (von der Hand Chantrey's) natürlich erst nach seinem Tode aufgestellt. Aus der Bibliothek treten wir in das Gesellschaftszimmer und aus diesem, das außer seinen Cederholz-Pannelen und reichem Schnitzwerk-Mobiliar nichts Besonderes bietet, in die Waffensammlung oder Rüstkammer. Diese Rüstkammer (Armoury) besteht aus zwei Hälften, die durch eine Wand geschieden sind. Die breite, weit offen stehende Thür aber läßt beide Zimmer als eines erscheinen. Beide Räume sind sehr niedrig, die (meist sehr schön gebundenen) Bände sprechen, die mit ihren goldbedruckten Lederrücken so sauber geordnet um Einen her stehen, als befände man sich in der berühmten Lese-Rotunde des britischen Museums. Viele dieser Bände sind außerordentlich selten und kostbar; ein wesentlicher Bruchtheil der ganzen Bibliothek besteht aus Werken über schottische Alterthümer und Hexengeschichten. Ueber dem Kamin befindet sich das Portrait von Sir Walter’s ältestem Sohn, dem schon erwähnten Husaren-Offizier; die Züge sind fein, aber weichlich, fast kränklich, und der kecke Husarenschnurrbart, den man bekanntlich eben so gut im Ausdruck des Auges, wie über der Oberlippe haben kann, fehlt diesem feinen Gesichtchen an beiden Stellen gleich sehr. In einer der Ecken steht eine Silberurne auf einem Porphyr-Postament, die Urne selbst ein Geschenk von Lord Byron. Außerdem befinden sich die Büsten Shakespeare’s und Sir Walter’s im Zimmer, die letztere (von der Hand Chantrey’s) natürlich erst nach seinem Tode aufgestellt. Aus der Bibliothek treten wir in das Gesellschaftszimmer und aus diesem, das außer seinen Cederholz-Pannelen und reichem Schnitzwerk-Mobiliar nichts Besonderes bietet, in die Waffensammlung oder Rüstkammer. Diese Rüstkammer (Armoury) besteht aus zwei Hälften, die durch eine Wand geschieden sind. Die breite, weit offen stehende Thür aber läßt beide Zimmer als eines erscheinen. Beide Räume sind sehr niedrig, die <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0358" n="341"/> (meist sehr schön gebundenen) Bände sprechen, die mit ihren goldbedruckten Lederrücken so sauber geordnet um Einen her stehen, als befände man sich in der berühmten Lese-Rotunde des britischen Museums. Viele dieser Bände sind außerordentlich selten und kostbar; ein wesentlicher Bruchtheil der ganzen Bibliothek besteht aus Werken über schottische Alterthümer und Hexengeschichten. Ueber dem Kamin befindet sich das Portrait von Sir Walter’s ältestem Sohn, dem schon erwähnten Husaren-Offizier; die Züge sind fein, aber weichlich, fast kränklich, und der kecke Husarenschnurrbart, den man bekanntlich eben so gut im Ausdruck des Auges, wie über der Oberlippe haben kann, fehlt diesem feinen Gesichtchen an beiden Stellen gleich sehr. In einer der Ecken steht eine Silberurne auf einem Porphyr-Postament, die Urne selbst ein Geschenk von Lord Byron. Außerdem befinden sich die Büsten Shakespeare’s und Sir Walter’s im Zimmer, die letztere (von der Hand Chantrey’s) natürlich erst <hi rendition="#g">nach</hi> seinem Tode aufgestellt.</p><lb/> <p>Aus der Bibliothek treten wir in das Gesellschaftszimmer und aus diesem, das außer seinen Cederholz-Pannelen und reichem Schnitzwerk-Mobiliar nichts Besonderes bietet, in die <hi rendition="#g">Waffensammlung</hi> oder <hi rendition="#g">Rüstkammer</hi>.</p><lb/> <p>Diese Rüstkammer (<hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="eng">Armoury</foreign></hi>) besteht aus zwei Hälften, die durch eine Wand geschieden sind. Die breite, weit offen stehende Thür aber läßt beide Zimmer als eines erscheinen. Beide Räume sind sehr niedrig, die<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [341/0358]
(meist sehr schön gebundenen) Bände sprechen, die mit ihren goldbedruckten Lederrücken so sauber geordnet um Einen her stehen, als befände man sich in der berühmten Lese-Rotunde des britischen Museums. Viele dieser Bände sind außerordentlich selten und kostbar; ein wesentlicher Bruchtheil der ganzen Bibliothek besteht aus Werken über schottische Alterthümer und Hexengeschichten. Ueber dem Kamin befindet sich das Portrait von Sir Walter’s ältestem Sohn, dem schon erwähnten Husaren-Offizier; die Züge sind fein, aber weichlich, fast kränklich, und der kecke Husarenschnurrbart, den man bekanntlich eben so gut im Ausdruck des Auges, wie über der Oberlippe haben kann, fehlt diesem feinen Gesichtchen an beiden Stellen gleich sehr. In einer der Ecken steht eine Silberurne auf einem Porphyr-Postament, die Urne selbst ein Geschenk von Lord Byron. Außerdem befinden sich die Büsten Shakespeare’s und Sir Walter’s im Zimmer, die letztere (von der Hand Chantrey’s) natürlich erst nach seinem Tode aufgestellt.
Aus der Bibliothek treten wir in das Gesellschaftszimmer und aus diesem, das außer seinen Cederholz-Pannelen und reichem Schnitzwerk-Mobiliar nichts Besonderes bietet, in die Waffensammlung oder Rüstkammer.
Diese Rüstkammer (Armoury) besteht aus zwei Hälften, die durch eine Wand geschieden sind. Die breite, weit offen stehende Thür aber läßt beide Zimmer als eines erscheinen. Beide Räume sind sehr niedrig, die
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Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860/358>, abgerufen am 22.07.2024. |