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Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860.

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rück, und erzählen Sie, wie Sie den Glengarry gefunden.'

So geschah's. Aber auch Glengarry zögerte nicht. Mit Courierpferden ging es nach London, und den Tag nach seiner Ankunft kniete er vor seinem fürstlichen Gönner. Der Prinz-Regent schwankte, aber der Brief Capitän Lovat's gab den Ausschlag. Leben und Freiheit waren wieder gewonnen. Mit der Gnade des Prinzen kehrte er wieder heim und - mit Grüßen an Barbara Mac-Donell. Der Prinz hatte den Ball in Holyrood-Palace nicht vergessen.

Glengarry war begnadigt; aber der todte Lovat schien doch von Zeit zu Zeit vor ihn hinzutreten, das abgeschossene Pistol in der niederhängenden Hand und zusammenbrechend unter dem Eschenbaum. Die Jagd reizte ihn nicht mehr, der Wein schmeckte nicht mehr, und in den rothblonden Bart mischte sich das Weiß der Sorge und durchwachter Nacht. Barbara saß ihm gegenüber, schön wie immer; aber sie war keine Labe mehr für sein Herz. War es ihm doch, als hab' er den Lovat todt geschossen, nicht um der Dirne willen von Inverneß, sondern aus Uebermuth, aus Stolz auf die Schönheit seiner Schwester. Barbara wußte wohl, was in ihm vorging. ,Nimm eine Frau', sagte sie ihm einst beim Frühmahl; ,aber jung muß sie sein, und still und blond.' Er schüttelte den Kopf; aber sie wäre keine Frau und am wenigsten Barbara Mac-Donell gewesen, wenn sie nicht Recht behalten hätte. Eh' ein Jahr um war, war Glen-

rück, und erzählen Sie, wie Sie den Glengarry gefunden.‘

So geschah’s. Aber auch Glengarry zögerte nicht. Mit Courierpferden ging es nach London, und den Tag nach seiner Ankunft kniete er vor seinem fürstlichen Gönner. Der Prinz-Regent schwankte, aber der Brief Capitän Lovat’s gab den Ausschlag. Leben und Freiheit waren wieder gewonnen. Mit der Gnade des Prinzen kehrte er wieder heim und – mit Grüßen an Barbara Mac-Donèll. Der Prinz hatte den Ball in Holyrood-Palace nicht vergessen.

Glengarry war begnadigt; aber der todte Lovat schien doch von Zeit zu Zeit vor ihn hinzutreten, das abgeschossene Pistol in der niederhängenden Hand und zusammenbrechend unter dem Eschenbaum. Die Jagd reizte ihn nicht mehr, der Wein schmeckte nicht mehr, und in den rothblonden Bart mischte sich das Weiß der Sorge und durchwachter Nacht. Barbara saß ihm gegenüber, schön wie immer; aber sie war keine Labe mehr für sein Herz. War es ihm doch, als hab’ er den Lovat todt geschossen, nicht um der Dirne willen von Inverneß, sondern aus Uebermuth, aus Stolz auf die Schönheit seiner Schwester. Barbara wußte wohl, was in ihm vorging. ‚Nimm eine Frau‘, sagte sie ihm einst beim Frühmahl; ‚aber jung muß sie sein, und still und blond.‘ Er schüttelte den Kopf; aber sie wäre keine Frau und am wenigsten Barbara Mac-Donèll gewesen, wenn sie nicht Recht behalten hätte. Eh’ ein Jahr um war, war Glen-

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[256/0270] rück, und erzählen Sie, wie Sie den Glengarry gefunden.‘ So geschah’s. Aber auch Glengarry zögerte nicht. Mit Courierpferden ging es nach London, und den Tag nach seiner Ankunft kniete er vor seinem fürstlichen Gönner. Der Prinz-Regent schwankte, aber der Brief Capitän Lovat’s gab den Ausschlag. Leben und Freiheit waren wieder gewonnen. Mit der Gnade des Prinzen kehrte er wieder heim und – mit Grüßen an Barbara Mac-Donèll. Der Prinz hatte den Ball in Holyrood-Palace nicht vergessen. Glengarry war begnadigt; aber der todte Lovat schien doch von Zeit zu Zeit vor ihn hinzutreten, das abgeschossene Pistol in der niederhängenden Hand und zusammenbrechend unter dem Eschenbaum. Die Jagd reizte ihn nicht mehr, der Wein schmeckte nicht mehr, und in den rothblonden Bart mischte sich das Weiß der Sorge und durchwachter Nacht. Barbara saß ihm gegenüber, schön wie immer; aber sie war keine Labe mehr für sein Herz. War es ihm doch, als hab’ er den Lovat todt geschossen, nicht um der Dirne willen von Inverneß, sondern aus Uebermuth, aus Stolz auf die Schönheit seiner Schwester. Barbara wußte wohl, was in ihm vorging. ‚Nimm eine Frau‘, sagte sie ihm einst beim Frühmahl; ‚aber jung muß sie sein, und still und blond.‘ Er schüttelte den Kopf; aber sie wäre keine Frau und am wenigsten Barbara Mac-Donèll gewesen, wenn sie nicht Recht behalten hätte. Eh’ ein Jahr um war, war Glen-

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2018-07-25T15:22:45Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas, Linda Martin: Bearbeitung der digitalen Edition. (2018-07-25T15:22:45Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Hrsg. von Maren Ermisch. Berlin 2017 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das reiseliterarische Werk, Bd. 2]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

Der Text der Ausgabe wird hier ergänzt um das Kapitel „Lochleven-Castle“, das aus verlagstechnischen Gründen in der Erstausgabe fehlte (vgl. dazu die entsprechenden Informationen auf der Seite der Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen). Die dazugehörigen Faksimiles, 0331 bis 0333, wurden von Seiten der Österreichischen Nationalbibliothek übernommen.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

  • Bogensignaturen: nicht übernommen;
  • Druckfehler: dokumentiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet;
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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860/270>, abgerufen am 25.11.2024.