Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860.

Bild:
<< vorherige Seite

- Glengarry, sag' ich, war Garde-Capitain in London, aber es behagte ihm nicht im Rauch und Nebel da unten, und er kam wieder heim in die Berge. Jagen am Loch Oich und Loch Neß entlang, die Thäler hinauf und hinunter, Glen-Moriston heut und Glen-Urquhardt morgen, und dann mit Freunden niedersitzen in Glengarry-Castle, und von Jagd und Krieg und alten Zeiten sprechen, das war es, was ihm gefiel. Er war schon dreißig und darüber und noch unverheirathet. Er sagte: ,er tauge für keine Frau und keine Frau tauge für ihn'; dabei sah er lachend zu seiner Schwester hinüber und die Spitzen seines rothblonden Bartes kräuselnd, verschwor er sich hoch und theuer, daß sie das schönste Mädchen in den drei Königreichen sei. Dann füllten alle die Gläser, und die alten Jagdkumpane aus Roßshire und Sutherland und die jungen Officiere aus London, die auf Besuch im Schlosse waren, alle stießen sie an und riefen mit ihm: Es lebe Barbara Mac-Donell! -

Es war um 1811 und der Prinz-Regent kam nach Edinburg. Die Lords und die Lairds versammelten sich in der Hauptstadt, und im alten Holyrood-Palace, wo kein Freudenklang gehört worden war, seit Prince Charlie daselbst getanzt hatte, war wieder Empfang und Ball. Glengarry, der von London her dem Prinzen wohlbekannt

dem noch spezielle Hochlandsnamen. Außerdem sei mit Rücksicht auf die Wendung "die Lords und die Lairds" gleich hier bemerkt, daß man durch diese Bezeichnung den Niederlandsadel (die Lords) von dem Hochlandsadel (die Lairds) unterscheidet.

– Glengarry, sag’ ich, war Garde-Capitain in London, aber es behagte ihm nicht im Rauch und Nebel da unten, und er kam wieder heim in die Berge. Jagen am Loch Oich und Loch Neß entlang, die Thäler hinauf und hinunter, Glen-Moriston heut und Glen-Urquhardt morgen, und dann mit Freunden niedersitzen in Glengarry-Castle, und von Jagd und Krieg und alten Zeiten sprechen, das war es, was ihm gefiel. Er war schon dreißig und darüber und noch unverheirathet. Er sagte: ‚er tauge für keine Frau und keine Frau tauge für ihn‘; dabei sah er lachend zu seiner Schwester hinüber und die Spitzen seines rothblonden Bartes kräuselnd, verschwor er sich hoch und theuer, daß sie das schönste Mädchen in den drei Königreichen sei. Dann füllten alle die Gläser, und die alten Jagdkumpane aus Roßshire und Sutherland und die jungen Officiere aus London, die auf Besuch im Schlosse waren, alle stießen sie an und riefen mit ihm: Es lebe Barbara Mac-Donèll!

Es war um 1811 und der Prinz-Regent kam nach Edinburg. Die Lords und die Lairds versammelten sich in der Hauptstadt, und im alten Holyrood-Palace, wo kein Freudenklang gehört worden war, seit Prince Charlie daselbst getanzt hatte, war wieder Empfang und Ball. Glengarry, der von London her dem Prinzen wohlbekannt

dem noch spezielle Hochlandsnamen. Außerdem sei mit Rücksicht auf die Wendung „die Lords und die Lairds“ gleich hier bemerkt, daß man durch diese Bezeichnung den Niederlandsadel (die Lords) von dem Hochlandsadel (die Lairds) unterscheidet.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <p><pb facs="#f0265" n="251"/>
&#x2013; Glengarry, sag&#x2019; ich, war Garde-Capitain in London, aber es behagte ihm nicht im Rauch und Nebel da unten, und er kam wieder heim in die Berge. Jagen am Loch Oich und Loch Neß entlang, die Thäler hinauf und hinunter, Glen-Moriston heut und Glen-Urquhardt morgen, und dann mit Freunden niedersitzen in Glengarry-Castle, und von Jagd und Krieg und alten Zeiten sprechen, <hi rendition="#g">das</hi> war es, was ihm gefiel. Er war schon dreißig und darüber und noch unverheirathet. Er sagte: &#x201A;er tauge für keine Frau und keine Frau tauge für ihn&#x2018;; dabei sah er lachend zu seiner Schwester hinüber und die Spitzen seines rothblonden Bartes kräuselnd, verschwor er sich hoch und theuer, daß sie das schönste Mädchen in den drei Königreichen sei. Dann füllten alle die Gläser, und die alten Jagdkumpane aus Roßshire und Sutherland und die jungen Officiere aus London, die auf Besuch im Schlosse waren, alle stießen sie an und riefen mit ihm: <hi rendition="#g">Es lebe Barbara            Mac-Donèll!</hi> &#x2013;</p><lb/>
          <p>Es war um 1811 und der Prinz-Regent kam nach            Edinburg. Die Lords und die Lairds versammelten sich in der Hauptstadt, und im alten            Holyrood-Palace, wo kein Freudenklang gehört worden war, seit Prince Charlie daselbst            getanzt hatte, war wieder Empfang und Ball. Glengarry, der von London her dem Prinzen            wohlbekannt<lb/><note xml:id="fnt13-1" prev="#fnt13" place="foot" n="*)">dem noch spezielle Hochlandsnamen.              Außerdem sei mit Rücksicht auf die Wendung &#x201E;die Lords und die Lairds&#x201C; gleich hier              bemerkt, daß man durch diese Bezeichnung den Niederlandsadel (die Lords) von dem              Hochlandsadel (die Lairds) unterscheidet.<lb/></note>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[251/0265] – Glengarry, sag’ ich, war Garde-Capitain in London, aber es behagte ihm nicht im Rauch und Nebel da unten, und er kam wieder heim in die Berge. Jagen am Loch Oich und Loch Neß entlang, die Thäler hinauf und hinunter, Glen-Moriston heut und Glen-Urquhardt morgen, und dann mit Freunden niedersitzen in Glengarry-Castle, und von Jagd und Krieg und alten Zeiten sprechen, das war es, was ihm gefiel. Er war schon dreißig und darüber und noch unverheirathet. Er sagte: ‚er tauge für keine Frau und keine Frau tauge für ihn‘; dabei sah er lachend zu seiner Schwester hinüber und die Spitzen seines rothblonden Bartes kräuselnd, verschwor er sich hoch und theuer, daß sie das schönste Mädchen in den drei Königreichen sei. Dann füllten alle die Gläser, und die alten Jagdkumpane aus Roßshire und Sutherland und die jungen Officiere aus London, die auf Besuch im Schlosse waren, alle stießen sie an und riefen mit ihm: Es lebe Barbara Mac-Donèll! – Es war um 1811 und der Prinz-Regent kam nach Edinburg. Die Lords und die Lairds versammelten sich in der Hauptstadt, und im alten Holyrood-Palace, wo kein Freudenklang gehört worden war, seit Prince Charlie daselbst getanzt hatte, war wieder Empfang und Ball. Glengarry, der von London her dem Prinzen wohlbekannt *) *) dem noch spezielle Hochlandsnamen. Außerdem sei mit Rücksicht auf die Wendung „die Lords und die Lairds“ gleich hier bemerkt, daß man durch diese Bezeichnung den Niederlandsadel (die Lords) von dem Hochlandsadel (die Lairds) unterscheidet.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2018-07-25T15:22:45Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas, Linda Martin: Bearbeitung der digitalen Edition. (2018-07-25T15:22:45Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Hrsg. von Maren Ermisch. Berlin 2017 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das reiseliterarische Werk, Bd. 2]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

Der Text der Ausgabe wird hier ergänzt um das Kapitel „Lochleven-Castle“, das aus verlagstechnischen Gründen in der Erstausgabe fehlte (vgl. dazu die entsprechenden Informationen auf der Seite der Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen). Die dazugehörigen Faksimiles, 0331 bis 0333, wurden von Seiten der Österreichischen Nationalbibliothek übernommen.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

  • Bogensignaturen: nicht übernommen;
  • Druckfehler: dokumentiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet;
  • i/j in Fraktur: keine Angabe;
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert;
  • Kolumnentitel: nicht übernommen;
  • Kustoden: keine Angabe;
  • langes s (ſ): als s transkribiert;
  • Normalisierungen: keine;
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;
  • Seitenumbrüche markiert: ja;
  • Silbentrennung: aufgelöst;
  • u/v bzw. U/V: keine Angabe;
  • Vokale mit übergest. e: keine Angabe;
  • Vollständigkeit: vollständig erfasst;
  • Zeichensetzung: wie Vorlage;
  • Zeilenumbrüche markiert: nein.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860/265
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860/265>, abgerufen am 22.11.2024.