Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860.XVIII. Inverneß. Die Strapazen am Tage vorher hatten uns einen langen und festen Schlaf eingetragen. Die Frühstücksstunde war längst vorüber, als wir im großen Speisesaal des Union-Hotels zu Inverneß erschienen, um unser Breakfast einzunehmen. An der langen Tafel, die nach englischer Sitte mit Silberkannen und anderem blinkendem Geschirr reichlich besetzt war, saßen einige der Herren, die am Tage vorher unsere Reisegesellschaft gebildet hatten. Wir kamen uns jetzt ein wenig näher und statt der üblichen Redensarten, auf die sich während der Fahrt unsere Unterhaltung beschränkt hatte, brachten wir es jetzt zu einer wirklichen Conversation. Es waren fast ausschließlich englische Garde-Offiziere, junge Cavaliere aus reichen und vornehmen Familien, die von einem Jagdvergnügen etwas mehr verlangen als die bequeme Gelegenheit zu massenhaftem Niederschießen jener Gold- und Silberfasanen, die in den Parks der englischen Großen so dicht und so bunt, wie die Gold- und Silbernüsse an einem Weihnachtsbaum zu sitzen pflegen. Die ächte XVIII. Inverneß. Die Strapazen am Tage vorher hatten uns einen langen und festen Schlaf eingetragen. Die Frühstücksstunde war längst vorüber, als wir im großen Speisesaal des Union-Hotels zu Inverneß erschienen, um unser Breakfast einzunehmen. An der langen Tafel, die nach englischer Sitte mit Silberkannen und anderem blinkendem Geschirr reichlich besetzt war, saßen einige der Herren, die am Tage vorher unsere Reisegesellschaft gebildet hatten. Wir kamen uns jetzt ein wenig näher und statt der üblichen Redensarten, auf die sich während der Fahrt unsere Unterhaltung beschränkt hatte, brachten wir es jetzt zu einer wirklichen Conversation. Es waren fast ausschließlich englische Garde-Offiziere, junge Cavaliere aus reichen und vornehmen Familien, die von einem Jagdvergnügen etwas mehr verlangen als die bequeme Gelegenheit zu massenhaftem Niederschießen jener Gold- und Silberfasanen, die in den Parks der englischen Großen so dicht und so bunt, wie die Gold- und Silbernüsse an einem Weihnachtsbaum zu sitzen pflegen. Die ächte <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0243" n="229"/> <div> <head><hi rendition="#aq">XVIII</hi>.<lb/><hi rendition="#b">Inverneß.</hi></head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Die Strapazen am Tage vorher hatten uns einen langen und festen Schlaf eingetragen. Die Frühstücksstunde war längst vorüber, als wir im großen Speisesaal des Union-Hotels zu Inverneß erschienen, um unser Breakfast einzunehmen. An der langen Tafel, die nach englischer Sitte mit Silberkannen und anderem blinkendem Geschirr reichlich besetzt war, saßen einige der Herren, die am Tage vorher unsere Reisegesellschaft gebildet hatten. Wir kamen uns jetzt ein wenig näher und statt der üblichen Redensarten, auf die sich während der Fahrt unsere Unterhaltung beschränkt hatte, brachten wir es jetzt zu einer wirklichen Conversation. Es waren fast ausschließlich englische Garde-Offiziere, junge Cavaliere aus reichen und vornehmen Familien, die von einem Jagdvergnügen etwas mehr verlangen als die bequeme Gelegenheit zu massenhaftem Niederschießen jener Gold- und Silberfasanen, die in den Parks der englischen Großen so dicht und so bunt, wie die Gold- und Silbernüsse an einem Weihnachtsbaum zu sitzen pflegen. Die ächte<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [229/0243]
XVIII.
Inverneß.
Die Strapazen am Tage vorher hatten uns einen langen und festen Schlaf eingetragen. Die Frühstücksstunde war längst vorüber, als wir im großen Speisesaal des Union-Hotels zu Inverneß erschienen, um unser Breakfast einzunehmen. An der langen Tafel, die nach englischer Sitte mit Silberkannen und anderem blinkendem Geschirr reichlich besetzt war, saßen einige der Herren, die am Tage vorher unsere Reisegesellschaft gebildet hatten. Wir kamen uns jetzt ein wenig näher und statt der üblichen Redensarten, auf die sich während der Fahrt unsere Unterhaltung beschränkt hatte, brachten wir es jetzt zu einer wirklichen Conversation. Es waren fast ausschließlich englische Garde-Offiziere, junge Cavaliere aus reichen und vornehmen Familien, die von einem Jagdvergnügen etwas mehr verlangen als die bequeme Gelegenheit zu massenhaftem Niederschießen jener Gold- und Silberfasanen, die in den Parks der englischen Großen so dicht und so bunt, wie die Gold- und Silbernüsse an einem Weihnachtsbaum zu sitzen pflegen. Die ächte
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Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860/243>, abgerufen am 03.03.2025. |