Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860.

Bild:
<< vorherige Seite

auf dem breiten Sattel des Pferdes und zog blaß und blutend, ein Gefangener, durch die Thore von Stirling ein.

Der Schluß der Dichtung löst rasch und mit freundlicher Hand den geschürzten Knoten und führt alles zu Glück und Freude hinaus. Der alte Douglas hat sich dem König gestellt, um auf sein altes Haupt allein die Blitze des königlichen Zorns zu lenken; aber sei es der Sieg über den stolzen Mac Gregor, oder seien es die bittenden Augen der schönen Ellen - das Herz des Königs ist zu Milde und Vergebung gestimmt. - Rhoderick Dhu kehrt heim zu seinem Clan, Malcolm Graham, geschmückt mit allen Zeichen königlicher Huld, führt Ellen zum Altar. Der alte Douglas aber zieht wieder ein in Schloß Stirling, um zu stehen, wo er früher gestanden, der Nächste dem Throne und dem Herzen seines Königs.

Das ist das Mährchen von der "Jungfrau vom See." Ellen-Eiland aber ward öd und einsam, das Haus zerfiel, und seine Zauber leben nur fort im Lied und im Herzen des Volks.



So unter allerhand Gespräch über die Jungfrau vom See, zu dem jeder aus der Vorrathskammer seines Gedächtnisses wie zu einem Picnic beizusteuern bemüht war, hatten wir Bochastle erreicht, jenen an der Grenze gelegenen Punkt, wo die Reiter des Königs hielten, um bei der Entführung von Ellen Douglas behülflich zu

auf dem breiten Sattel des Pferdes und zog blaß und blutend, ein Gefangener, durch die Thore von Stirling ein.

Der Schluß der Dichtung löst rasch und mit freundlicher Hand den geschürzten Knoten und führt alles zu Glück und Freude hinaus. Der alte Douglas hat sich dem König gestellt, um auf sein altes Haupt allein die Blitze des königlichen Zorns zu lenken; aber sei es der Sieg über den stolzen Mac Gregor, oder seien es die bittenden Augen der schönen Ellen – das Herz des Königs ist zu Milde und Vergebung gestimmt. – Rhoderick Dhu kehrt heim zu seinem Clan, Malcolm Graham, geschmückt mit allen Zeichen königlicher Huld, führt Ellen zum Altar. Der alte Douglas aber zieht wieder ein in Schloß Stirling, um zu stehen, wo er früher gestanden, der Nächste dem Throne und dem Herzen seines Königs.

Das ist das Mährchen von der „Jungfrau vom See.“ Ellen-Eiland aber ward öd und einsam, das Haus zerfiel, und seine Zauber leben nur fort im Lied und im Herzen des Volks.



So unter allerhand Gespräch über die Jungfrau vom See, zu dem jeder aus der Vorrathskammer seines Gedächtnisses wie zu einem Picnic beizusteuern bemüht war, hatten wir Bochastle erreicht, jenen an der Grenze gelegenen Punkt, wo die Reiter des Königs hielten, um bei der Entführung von Ellen Douglas behülflich zu

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <div>
            <p><pb facs="#f0200" n="186"/>
auf dem breiten Sattel des Pferdes und zog blaß und                blutend, ein Gefangener, durch die Thore von Stirling ein.            </p><lb/>
            <p>Der Schluß der Dichtung löst rasch und mit freundlicher Hand                den geschürzten Knoten und führt alles zu Glück und Freude hinaus. Der alte Douglas                hat sich dem König gestellt, um auf sein altes Haupt allein die Blitze des königlichen                Zorns zu lenken; aber sei es der Sieg über den stolzen Mac Gregor, oder seien es die                bittenden Augen der schönen Ellen &#x2013; das Herz des Königs ist zu Milde und Vergebung                gestimmt. &#x2013; Rhoderick Dhu kehrt heim zu seinem Clan, Malcolm Graham, geschmückt mit                allen Zeichen königlicher Huld, führt Ellen zum Altar. Der alte Douglas aber zieht                wieder ein in Schloß Stirling, um zu stehen, wo er früher gestanden, der Nächste dem                Throne und dem Herzen seines Königs.            </p><lb/>
            <p>Das ist das Mährchen von der &#x201E;Jungfrau vom See.&#x201C;                Ellen-Eiland aber ward öd und einsam, das Haus zerfiel, und seine Zauber leben nur                fort im Lied und im Herzen des Volks.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <p>So unter allerhand Gespräch über die Jungfrau vom See, zu                dem jeder aus der Vorrathskammer seines Gedächtnisses wie zu einem Picnic beizusteuern                bemüht war, hatten wir Bochastle erreicht, jenen an der Grenze gelegenen Punkt, wo die                Reiter des Königs hielten, um bei der Entführung von Ellen Douglas behülflich zu<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[186/0200] auf dem breiten Sattel des Pferdes und zog blaß und blutend, ein Gefangener, durch die Thore von Stirling ein. Der Schluß der Dichtung löst rasch und mit freundlicher Hand den geschürzten Knoten und führt alles zu Glück und Freude hinaus. Der alte Douglas hat sich dem König gestellt, um auf sein altes Haupt allein die Blitze des königlichen Zorns zu lenken; aber sei es der Sieg über den stolzen Mac Gregor, oder seien es die bittenden Augen der schönen Ellen – das Herz des Königs ist zu Milde und Vergebung gestimmt. – Rhoderick Dhu kehrt heim zu seinem Clan, Malcolm Graham, geschmückt mit allen Zeichen königlicher Huld, führt Ellen zum Altar. Der alte Douglas aber zieht wieder ein in Schloß Stirling, um zu stehen, wo er früher gestanden, der Nächste dem Throne und dem Herzen seines Königs. Das ist das Mährchen von der „Jungfrau vom See.“ Ellen-Eiland aber ward öd und einsam, das Haus zerfiel, und seine Zauber leben nur fort im Lied und im Herzen des Volks. So unter allerhand Gespräch über die Jungfrau vom See, zu dem jeder aus der Vorrathskammer seines Gedächtnisses wie zu einem Picnic beizusteuern bemüht war, hatten wir Bochastle erreicht, jenen an der Grenze gelegenen Punkt, wo die Reiter des Königs hielten, um bei der Entführung von Ellen Douglas behülflich zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2018-07-25T15:22:45Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas, Linda Martin: Bearbeitung der digitalen Edition. (2018-07-25T15:22:45Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Hrsg. von Maren Ermisch. Berlin 2017 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das reiseliterarische Werk, Bd. 2]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

Der Text der Ausgabe wird hier ergänzt um das Kapitel „Lochleven-Castle“, das aus verlagstechnischen Gründen in der Erstausgabe fehlte (vgl. dazu die entsprechenden Informationen auf der Seite der Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen). Die dazugehörigen Faksimiles, 0331 bis 0333, wurden von Seiten der Österreichischen Nationalbibliothek übernommen.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

  • Bogensignaturen: nicht übernommen;
  • Druckfehler: dokumentiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet;
  • i/j in Fraktur: keine Angabe;
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert;
  • Kolumnentitel: nicht übernommen;
  • Kustoden: keine Angabe;
  • langes s (ſ): als s transkribiert;
  • Normalisierungen: keine;
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;
  • Seitenumbrüche markiert: ja;
  • Silbentrennung: aufgelöst;
  • u/v bzw. U/V: keine Angabe;
  • Vokale mit übergest. e: keine Angabe;
  • Vollständigkeit: vollständig erfasst;
  • Zeichensetzung: wie Vorlage;
  • Zeilenumbrüche markiert: nein.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860/200
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860/200>, abgerufen am 27.11.2024.