Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860.zender repräsentirt sein möchte, und nachdem wir die Lochaber Axt wieder in die Ecke gestellt und an anderer Stelle den Fahnenstock des 42sten Regiments (die Seide wurde bei Waterloo bis auf die letzten Fetzen zerschossen) in aller Ehrlichkeit angestaunt haben, treten wir mit Mistreß Wood an das große Mittelfenster der ehemaligen Kapelle, wo wir auf den schlanken Lafetten zweier indischen Kanonen Platz nehmend, nunmehr von Neuwied zu sprechen beginnen und zunächst der Frage begegnen, ob der Herzog von Nassau noch lebt. Wir geben die beruhigendste Auskunft und erhalten zum Dank die Antwort, daß Mr. Wood ein gutes Haus sei und sie glücklich mache, daß aber die Deutschen doch die besten wären, weil sie heiter seien und reden könnten. Wer weiß, wohin die Berührung so delikater Punkte noch geführt hätte, wenn nicht plötzlich eine Abtheilung Hochländer mit Sang und Klang in den vor uns gelegenen Schloßhof eingerückt wäre und den sonderbarsten Zapfenstreich zum Besten gegeben hätte, den ich all mein Lebtag gehört habe. Vorauf drei Dudelsackpfeifer, dann Pauke, Trommel und Pickelflöte, so marschirten sie auf, und während sich die Sutherlands und die Mac Gregors in ihren malerischen Costümen um die Spielenden herum gruppirten, drückten wir, von plötzlicher Unruhe erfaßt, Mistreß Wood die Hand, versprachen Deutschland zu grüßen und eilten auf den Hof. Zu spät; die Musik schwieg. Als wir aber den Schloßhügel hinunterstiegen und nur dann und wann zurückblickten auf das Thurm- zender repräsentirt sein möchte, und nachdem wir die Lochaber Axt wieder in die Ecke gestellt und an anderer Stelle den Fahnenstock des 42sten Regiments (die Seide wurde bei Waterloo bis auf die letzten Fetzen zerschossen) in aller Ehrlichkeit angestaunt haben, treten wir mit Mistreß Wood an das große Mittelfenster der ehemaligen Kapelle, wo wir auf den schlanken Lafetten zweier indischen Kanonen Platz nehmend, nunmehr von Neuwied zu sprechen beginnen und zunächst der Frage begegnen, ob der Herzog von Nassau noch lebt. Wir geben die beruhigendste Auskunft und erhalten zum Dank die Antwort, daß Mr. Wood ein gutes Haus sei und sie glücklich mache, daß aber die Deutschen doch die besten wären, weil sie heiter seien und reden könnten. Wer weiß, wohin die Berührung so delikater Punkte noch geführt hätte, wenn nicht plötzlich eine Abtheilung Hochländer mit Sang und Klang in den vor uns gelegenen Schloßhof eingerückt wäre und den sonderbarsten Zapfenstreich zum Besten gegeben hätte, den ich all mein Lebtag gehört habe. Vorauf drei Dudelsackpfeifer, dann Pauke, Trommel und Pickelflöte, so marschirten sie auf, und während sich die Sutherlands und die Mac Gregors in ihren malerischen Costümen um die Spielenden herum gruppirten, drückten wir, von plötzlicher Unruhe erfaßt, Mistreß Wood die Hand, versprachen Deutschland zu grüßen und eilten auf den Hof. Zu spät; die Musik schwieg. Als wir aber den Schloßhügel hinunterstiegen und nur dann und wann zurückblickten auf das Thurm- <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0186" n="172"/> zender repräsentirt sein möchte, und nachdem wir die Lochaber Axt wieder in die Ecke gestellt und an anderer Stelle den Fahnenstock des 42sten Regiments (die Seide wurde bei Waterloo bis auf die letzten Fetzen zerschossen) in aller Ehrlichkeit angestaunt haben, treten wir mit Mistreß Wood an das große Mittelfenster der ehemaligen Kapelle, wo wir auf den schlanken Lafetten zweier indischen Kanonen Platz nehmend, nunmehr von Neuwied zu sprechen beginnen und zunächst der Frage begegnen, ob der Herzog von Nassau noch lebt. Wir geben die beruhigendste Auskunft und erhalten zum Dank die Antwort, daß Mr. Wood ein gutes Haus sei und sie glücklich mache, daß aber die Deutschen doch die besten wären, weil sie heiter seien und reden könnten. Wer weiß, wohin die Berührung so delikater Punkte noch geführt hätte, wenn nicht plötzlich eine Abtheilung Hochländer mit Sang und Klang in den vor uns gelegenen Schloßhof eingerückt wäre und den sonderbarsten Zapfenstreich zum Besten gegeben hätte, den ich all mein Lebtag gehört habe. Vorauf drei Dudelsackpfeifer, dann Pauke, Trommel und Pickelflöte, so marschirten sie auf, und während sich die Sutherlands und die Mac Gregors in ihren malerischen Costümen um die Spielenden herum gruppirten, drückten wir, von plötzlicher Unruhe erfaßt, Mistreß Wood die Hand, versprachen Deutschland zu grüßen und eilten auf den Hof. Zu spät; die Musik schwieg. Als wir aber den Schloßhügel hinunterstiegen und nur dann und wann zurückblickten auf das Thurm-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [172/0186]
zender repräsentirt sein möchte, und nachdem wir die Lochaber Axt wieder in die Ecke gestellt und an anderer Stelle den Fahnenstock des 42sten Regiments (die Seide wurde bei Waterloo bis auf die letzten Fetzen zerschossen) in aller Ehrlichkeit angestaunt haben, treten wir mit Mistreß Wood an das große Mittelfenster der ehemaligen Kapelle, wo wir auf den schlanken Lafetten zweier indischen Kanonen Platz nehmend, nunmehr von Neuwied zu sprechen beginnen und zunächst der Frage begegnen, ob der Herzog von Nassau noch lebt. Wir geben die beruhigendste Auskunft und erhalten zum Dank die Antwort, daß Mr. Wood ein gutes Haus sei und sie glücklich mache, daß aber die Deutschen doch die besten wären, weil sie heiter seien und reden könnten. Wer weiß, wohin die Berührung so delikater Punkte noch geführt hätte, wenn nicht plötzlich eine Abtheilung Hochländer mit Sang und Klang in den vor uns gelegenen Schloßhof eingerückt wäre und den sonderbarsten Zapfenstreich zum Besten gegeben hätte, den ich all mein Lebtag gehört habe. Vorauf drei Dudelsackpfeifer, dann Pauke, Trommel und Pickelflöte, so marschirten sie auf, und während sich die Sutherlands und die Mac Gregors in ihren malerischen Costümen um die Spielenden herum gruppirten, drückten wir, von plötzlicher Unruhe erfaßt, Mistreß Wood die Hand, versprachen Deutschland zu grüßen und eilten auf den Hof. Zu spät; die Musik schwieg. Als wir aber den Schloßhügel hinunterstiegen und nur dann und wann zurückblickten auf das Thurm-
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Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860/186>, abgerufen am 22.07.2024. |