Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860.läuft: Ringfinger Leith, Mittelfinger Newhaven, Zeigefinger Granton. Wir wählen diese Verbindungsbahn, um nach Granton zu gelangen, machen die Fahrt in etwa sieben Minuten, und ohne viel Suchen und Fragen uns dem Menschenstrom überlassend, der aus den Bahnhofsgebäuden heraus in's Freie drängt, gerathen wir endlich an allerhand Quais und Bassins, Werften und Hafendämmen vorbei, an den eigentlichen Granton-Pier (Molo), an dem der Rob Roy, der uns flußaufwärts tragen soll, bereit liegt und durch gelegentliches Zischen und Prusten - jeder hat seine Art - zu seiner Besteigung einladet. Wir wissen, wie es gemeint ist, steigen, vom Quai aus verschiedene Treppen hinunter und wieder hinauf und machen es uns endlich auf dem Hinterdeck des Steamers mit Hülfe von Bänken und Feldstühlen möglichst bequem. Zu rechter Zeit. Kaum daß wir eine gute Rückenlehne gefunden und die Plaids über unsere weit vorgestreckten Füße gebreitet haben, so folgt der stillen schwarzen Rauchwolke des Schornsteins das bekannte Brausen und Schnaufen, endlich das Rasseln und Schaufeln, und von der Wand des Bollwerks in eleganter Wendung sich loslösend, trägt uns jetzt bei hellem Sonnenlicht der Steamer stromaufwärts. Solche Fahrten flußauf- oder abwärts, haben in den meisten Fällen einen verwandten Charakter und die Bilder bleiben so ziemlich dieselben, ob die Flußmündung, um die es sich handelt, der Elbe oder der Oder, dem läuft: Ringfinger Leith, Mittelfinger Newhaven, Zeigefinger Granton. Wir wählen diese Verbindungsbahn, um nach Granton zu gelangen, machen die Fahrt in etwa sieben Minuten, und ohne viel Suchen und Fragen uns dem Menschenstrom überlassend, der aus den Bahnhofsgebäuden heraus in’s Freie drängt, gerathen wir endlich an allerhand Quais und Bassins, Werften und Hafendämmen vorbei, an den eigentlichen Granton-Pier (Molo), an dem der Rob Roy, der uns flußaufwärts tragen soll, bereit liegt und durch gelegentliches Zischen und Prusten – jeder hat seine Art – zu seiner Besteigung einladet. Wir wissen, wie es gemeint ist, steigen, vom Quai aus verschiedene Treppen hinunter und wieder hinauf und machen es uns endlich auf dem Hinterdeck des Steamers mit Hülfe von Bänken und Feldstühlen möglichst bequem. Zu rechter Zeit. Kaum daß wir eine gute Rückenlehne gefunden und die Plaids über unsere weit vorgestreckten Füße gebreitet haben, so folgt der stillen schwarzen Rauchwolke des Schornsteins das bekannte Brausen und Schnaufen, endlich das Rasseln und Schaufeln, und von der Wand des Bollwerks in eleganter Wendung sich loslösend, trägt uns jetzt bei hellem Sonnenlicht der Steamer stromaufwärts. Solche Fahrten flußauf- oder abwärts, haben in den meisten Fällen einen verwandten Charakter und die Bilder bleiben so ziemlich dieselben, ob die Flußmündung, um die es sich handelt, der Elbe oder der Oder, dem <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0164" n="150"/> läuft: Ringfinger Leith, Mittelfinger Newhaven, Zeigefinger Granton.</p><lb/> <p>Wir wählen diese Verbindungsbahn, um nach Granton zu gelangen, machen die Fahrt in etwa sieben Minuten, und ohne viel Suchen und Fragen uns dem Menschenstrom überlassend, der aus den Bahnhofsgebäuden heraus in’s Freie drängt, gerathen wir endlich an allerhand Quais und Bassins, Werften und Hafendämmen vorbei, an den eigentlichen Granton-Pier (Molo), an dem der Rob Roy, der uns flußaufwärts tragen soll, bereit liegt und durch gelegentliches Zischen und Prusten – jeder hat seine Art – zu seiner Besteigung einladet. Wir wissen, wie es gemeint ist, steigen, vom Quai aus verschiedene Treppen hinunter und wieder hinauf und machen es uns endlich auf dem Hinterdeck des Steamers mit Hülfe von Bänken und Feldstühlen möglichst bequem. Zu rechter Zeit. Kaum daß wir eine gute Rückenlehne gefunden und die Plaids über unsere weit vorgestreckten Füße gebreitet haben, so folgt der stillen schwarzen Rauchwolke des Schornsteins das bekannte Brausen und Schnaufen, endlich das Rasseln und Schaufeln, und von der Wand des Bollwerks in eleganter Wendung sich loslösend, trägt uns jetzt bei hellem Sonnenlicht der Steamer stromaufwärts. </p><lb/> <p>Solche Fahrten flußauf- oder abwärts, haben in den meisten Fällen einen verwandten Charakter und die Bilder bleiben so ziemlich dieselben, ob die Flußmündung, um die es sich handelt, der Elbe oder der Oder, dem<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [150/0164]
läuft: Ringfinger Leith, Mittelfinger Newhaven, Zeigefinger Granton.
Wir wählen diese Verbindungsbahn, um nach Granton zu gelangen, machen die Fahrt in etwa sieben Minuten, und ohne viel Suchen und Fragen uns dem Menschenstrom überlassend, der aus den Bahnhofsgebäuden heraus in’s Freie drängt, gerathen wir endlich an allerhand Quais und Bassins, Werften und Hafendämmen vorbei, an den eigentlichen Granton-Pier (Molo), an dem der Rob Roy, der uns flußaufwärts tragen soll, bereit liegt und durch gelegentliches Zischen und Prusten – jeder hat seine Art – zu seiner Besteigung einladet. Wir wissen, wie es gemeint ist, steigen, vom Quai aus verschiedene Treppen hinunter und wieder hinauf und machen es uns endlich auf dem Hinterdeck des Steamers mit Hülfe von Bänken und Feldstühlen möglichst bequem. Zu rechter Zeit. Kaum daß wir eine gute Rückenlehne gefunden und die Plaids über unsere weit vorgestreckten Füße gebreitet haben, so folgt der stillen schwarzen Rauchwolke des Schornsteins das bekannte Brausen und Schnaufen, endlich das Rasseln und Schaufeln, und von der Wand des Bollwerks in eleganter Wendung sich loslösend, trägt uns jetzt bei hellem Sonnenlicht der Steamer stromaufwärts.
Solche Fahrten flußauf- oder abwärts, haben in den meisten Fällen einen verwandten Charakter und die Bilder bleiben so ziemlich dieselben, ob die Flußmündung, um die es sich handelt, der Elbe oder der Oder, dem
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(2018-07-25T15:22:45Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas, Linda Martin: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T15:22:45Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Hrsg. von Maren Ermisch. Berlin 2017 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das reiseliterarische Werk, Bd. 2]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Der Text der Ausgabe wird hier ergänzt um das Kapitel „Lochleven-Castle“, das aus verlagstechnischen Gründen in der Erstausgabe fehlte (vgl. dazu die entsprechenden Informationen auf der Seite der Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen). Die dazugehörigen Faksimiles, 0331 bis 0333, wurden von Seiten der Österreichischen Nationalbibliothek übernommen. Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).
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