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Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899.

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"Der Krückstock", bestätigte Krippenstapel. "Und
dann freilich die Belohnungen."

"Belohnungen?" lachte Dubslav. "Aber Krippen¬
stapel, wo nehmen Sie denn die her?"

"O, die hat's schon, Herr von Stechlin. Aber immer
mit Verschiedenheiten. Ist es was Kleines, so kriegt der
Junge bloß 'nen Katzenkopp weniger, ist es aber was
Großes, dann kriegt er 'ne Wabe."

"'ne Wabe? Richtig. Davon haben wir schon
heute früh beim Frühstück gesprochen, als Ihr Honig
auf den Tisch kam. Ich habe den Herren dabei ge¬
sagt, Sie wären der beste Imker in der ganzen Graf¬
schaft."

"Zu viel Ehre, Herr von Stechlin. Aber das darf
ich sagen, ich versteh' es. Und wenn die Herren mir
folgen wollen, um das Volk bei der Arbeit zu sehen --
es ist jetzt gerade beste Zeit."

Alle waren einverstanden, und so gingen sie denn
durch den Flur bis in Hof und Garten hinaus und
nahmen hier Stellung vor einem offenen Etageschuppen,
drin die Stöcke standen, nicht altmodische Bienenkörbe,
sondern richtige Bienenhäuser, nach der Dzierzonschen
Methode, wo man alles herausnehmen und jeden Augen¬
blick in das Innere bequem hinein gucken kann. Krippen¬
stapel zeigte denn auch alles, und Rex und Czako waren
ganz aufrichtig interessiert.

"Nun aber, Herr Lehrer Krippenstapel", sagte Czako,
"nun bitte, geben Sie uns auch einen Kommentar. Wie
is das eigentlich mit den Bienen? Es soll ja was ganz
Besondres damit sein."

"Ist es auch, Herr Hauptmann. Das Bienenleben
ist eigentlich feiner und vornehmer als das Menschenleben."

"Feiner, das kann ich mir schon denken; aber auch
vornehmer? Was Vornehmeres als den Menschen giebt
es nicht. Indessen, wie's damit auch sei, ,ja' oder ,nein',

„Der Krückſtock“, beſtätigte Krippenſtapel. „Und
dann freilich die Belohnungen.“

„Belohnungen?“ lachte Dubslav. „Aber Krippen¬
ſtapel, wo nehmen Sie denn die her?“

„O, die hat's ſchon, Herr von Stechlin. Aber immer
mit Verſchiedenheiten. Iſt es was Kleines, ſo kriegt der
Junge bloß 'nen Katzenkopp weniger, iſt es aber was
Großes, dann kriegt er 'ne Wabe.“

„'ne Wabe? Richtig. Davon haben wir ſchon
heute früh beim Frühſtück geſprochen, als Ihr Honig
auf den Tiſch kam. Ich habe den Herren dabei ge¬
ſagt, Sie wären der beſte Imker in der ganzen Graf¬
ſchaft.“

„Zu viel Ehre, Herr von Stechlin. Aber das darf
ich ſagen, ich verſteh' es. Und wenn die Herren mir
folgen wollen, um das Volk bei der Arbeit zu ſehen —
es iſt jetzt gerade beſte Zeit.“

Alle waren einverſtanden, und ſo gingen ſie denn
durch den Flur bis in Hof und Garten hinaus und
nahmen hier Stellung vor einem offenen Etageſchuppen,
drin die Stöcke ſtanden, nicht altmodiſche Bienenkörbe,
ſondern richtige Bienenhäuſer, nach der Dzierzonſchen
Methode, wo man alles herausnehmen und jeden Augen¬
blick in das Innere bequem hinein gucken kann. Krippen¬
ſtapel zeigte denn auch alles, und Rex und Czako waren
ganz aufrichtig intereſſiert.

„Nun aber, Herr Lehrer Krippenſtapel“, ſagte Czako,
„nun bitte, geben Sie uns auch einen Kommentar. Wie
is das eigentlich mit den Bienen? Es ſoll ja was ganz
Beſondres damit ſein.“

„Iſt es auch, Herr Hauptmann. Das Bienenleben
iſt eigentlich feiner und vornehmer als das Menſchenleben.“

„Feiner, das kann ich mir ſchon denken; aber auch
vornehmer? Was Vornehmeres als den Menſchen giebt
es nicht. Indeſſen, wie's damit auch ſei, ‚ja‘ oder ‚nein‘,

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[69/0076] „Der Krückſtock“, beſtätigte Krippenſtapel. „Und dann freilich die Belohnungen.“ „Belohnungen?“ lachte Dubslav. „Aber Krippen¬ ſtapel, wo nehmen Sie denn die her?“ „O, die hat's ſchon, Herr von Stechlin. Aber immer mit Verſchiedenheiten. Iſt es was Kleines, ſo kriegt der Junge bloß 'nen Katzenkopp weniger, iſt es aber was Großes, dann kriegt er 'ne Wabe.“ „'ne Wabe? Richtig. Davon haben wir ſchon heute früh beim Frühſtück geſprochen, als Ihr Honig auf den Tiſch kam. Ich habe den Herren dabei ge¬ ſagt, Sie wären der beſte Imker in der ganzen Graf¬ ſchaft.“ „Zu viel Ehre, Herr von Stechlin. Aber das darf ich ſagen, ich verſteh' es. Und wenn die Herren mir folgen wollen, um das Volk bei der Arbeit zu ſehen — es iſt jetzt gerade beſte Zeit.“ Alle waren einverſtanden, und ſo gingen ſie denn durch den Flur bis in Hof und Garten hinaus und nahmen hier Stellung vor einem offenen Etageſchuppen, drin die Stöcke ſtanden, nicht altmodiſche Bienenkörbe, ſondern richtige Bienenhäuſer, nach der Dzierzonſchen Methode, wo man alles herausnehmen und jeden Augen¬ blick in das Innere bequem hinein gucken kann. Krippen¬ ſtapel zeigte denn auch alles, und Rex und Czako waren ganz aufrichtig intereſſiert. „Nun aber, Herr Lehrer Krippenſtapel“, ſagte Czako, „nun bitte, geben Sie uns auch einen Kommentar. Wie is das eigentlich mit den Bienen? Es ſoll ja was ganz Beſondres damit ſein.“ „Iſt es auch, Herr Hauptmann. Das Bienenleben iſt eigentlich feiner und vornehmer als das Menſchenleben.“ „Feiner, das kann ich mir ſchon denken; aber auch vornehmer? Was Vornehmeres als den Menſchen giebt es nicht. Indeſſen, wie's damit auch ſei, ‚ja‘ oder ‚nein‘,

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_stechlin_1899/76>, abgerufen am 25.11.2024.