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Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899.

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auch an Divorcons. Aber Madamm denkt bloß an Rike
draußen und mitunter auch an Paul. Und wenn sie
zu Paul spricht, der ihr Jüngster ist, so sagt sie:
,Jott, dein Vater.' Oh, die Madamm! Einige sagen,
sie stürbe aus, andre sagen, sie stürbe nie."

"Wrschowitz," sagte Melusine "wie schade, daß die
Baronin und Papa nicht zugehört haben, und daß unser
Freund Stechlin, der solche Themata liebt, nicht hier ist.
Übrigens hatten wir heut ein Telegramm von ihm. Haben
Sie vielleicht auch Nachricht, Herr Hauptmann?"

"Heute, gnädigste Gräfin. Und auch ein Telegramm.
Ich hab' es mitgebracht, weil ich an die Möglichkeit dachte ..."

"Bitte, lesen."

Und Czako las: "London, Charing Croß-Hotel. Alles
über Erwarten groß. Sieben unvergeßliche Tage. Rich¬
mond schön. Windsor schöner. Und die Nelsonsäule vor
mir. Ihr v. St."

Melusine lachte. "Das hat er uns auch telegraphiert."

"Ich fand es wenig," stotterte Czako verlegen und
als Doublette find' ich es noch weniger. Und ein Mann
wie Stechlin, ein Mann in Mission! Und jetzt sogar unter
den Augen Ihrer Majestät von Großbritannien und
Indien."

Alles stimmte dem, "daß es wenig sei", zu. Nur der
alte Graf wollte davon nichts wissen.

"Was verlangt Ihr? Es ist umgekehrt ein sehr
gutes Telegramm, weil ein richtiges Telegramm; Richmond
Windsor, Nelsonsäule. Soll er etwa telegraphieren, daß
er sich sehnt, uns wieder zu sehn? Und das wird er nicht
einmal können, so riesig verwöhnt er jetzt ist. Ihr werdet
Euch alle sehr zusammennehmen müssen. Auch du, Melusine."

"Natürlich, ich am meisten."


Fontane, Der Stechlin. 20

auch an Divorçons. Aber Madamm denkt bloß an Rike
draußen und mitunter auch an Paul. Und wenn ſie
zu Paul ſpricht, der ihr Jüngſter iſt, ſo ſagt ſie:
‚Jott, dein Vater.‘ Oh, die Madamm! Einige ſagen,
ſie ſtürbe aus, andre ſagen, ſie ſtürbe nie.“

„Wrſchowitz,“ ſagte Meluſine „wie ſchade, daß die
Baronin und Papa nicht zugehört haben, und daß unſer
Freund Stechlin, der ſolche Themata liebt, nicht hier iſt.
Übrigens hatten wir heut ein Telegramm von ihm. Haben
Sie vielleicht auch Nachricht, Herr Hauptmann?“

„Heute, gnädigſte Gräfin. Und auch ein Telegramm.
Ich hab' es mitgebracht, weil ich an die Möglichkeit dachte ...“

„Bitte, leſen.“

Und Czako las: „London, Charing Croß-Hotel. Alles
über Erwarten groß. Sieben unvergeßliche Tage. Rich¬
mond ſchön. Windſor ſchöner. Und die Nelſonſäule vor
mir. Ihr v. St.“

Meluſine lachte. „Das hat er uns auch telegraphiert.“

„Ich fand es wenig,“ ſtotterte Czako verlegen und
als Doublette find' ich es noch weniger. Und ein Mann
wie Stechlin, ein Mann in Miſſion! Und jetzt ſogar unter
den Augen Ihrer Majeſtät von Großbritannien und
Indien.“

Alles ſtimmte dem, „daß es wenig ſei“, zu. Nur der
alte Graf wollte davon nichts wiſſen.

„Was verlangt Ihr? Es iſt umgekehrt ein ſehr
gutes Telegramm, weil ein richtiges Telegramm; Richmond
Windſor, Nelſonſäule. Soll er etwa telegraphieren, daß
er ſich ſehnt, uns wieder zu ſehn? Und das wird er nicht
einmal können, ſo rieſig verwöhnt er jetzt iſt. Ihr werdet
Euch alle ſehr zuſammennehmen müſſen. Auch du, Meluſine.“

„Natürlich, ich am meiſten.“


Fontane, Der Stechlin. 20
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[305/0312] auch an Divorçons. Aber Madamm denkt bloß an Rike draußen und mitunter auch an Paul. Und wenn ſie zu Paul ſpricht, der ihr Jüngſter iſt, ſo ſagt ſie: ‚Jott, dein Vater.‘ Oh, die Madamm! Einige ſagen, ſie ſtürbe aus, andre ſagen, ſie ſtürbe nie.“ „Wrſchowitz,“ ſagte Meluſine „wie ſchade, daß die Baronin und Papa nicht zugehört haben, und daß unſer Freund Stechlin, der ſolche Themata liebt, nicht hier iſt. Übrigens hatten wir heut ein Telegramm von ihm. Haben Sie vielleicht auch Nachricht, Herr Hauptmann?“ „Heute, gnädigſte Gräfin. Und auch ein Telegramm. Ich hab' es mitgebracht, weil ich an die Möglichkeit dachte ...“ „Bitte, leſen.“ Und Czako las: „London, Charing Croß-Hotel. Alles über Erwarten groß. Sieben unvergeßliche Tage. Rich¬ mond ſchön. Windſor ſchöner. Und die Nelſonſäule vor mir. Ihr v. St.“ Meluſine lachte. „Das hat er uns auch telegraphiert.“ „Ich fand es wenig,“ ſtotterte Czako verlegen und als Doublette find' ich es noch weniger. Und ein Mann wie Stechlin, ein Mann in Miſſion! Und jetzt ſogar unter den Augen Ihrer Majeſtät von Großbritannien und Indien.“ Alles ſtimmte dem, „daß es wenig ſei“, zu. Nur der alte Graf wollte davon nichts wiſſen. „Was verlangt Ihr? Es iſt umgekehrt ein ſehr gutes Telegramm, weil ein richtiges Telegramm; Richmond Windſor, Nelſonſäule. Soll er etwa telegraphieren, daß er ſich ſehnt, uns wieder zu ſehn? Und das wird er nicht einmal können, ſo rieſig verwöhnt er jetzt iſt. Ihr werdet Euch alle ſehr zuſammennehmen müſſen. Auch du, Meluſine.“ „Natürlich, ich am meiſten.“ Fontane, Der Stechlin. 20

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_stechlin_1899/312>, abgerufen am 24.11.2024.