mal zu Pastor Lorenzen und sag ihm, ich ließ ihn bitten. Aber sage nichts von dem Brief; ich will ihn überraschen. Du bist mitunter 'ne alte Plappertasche."
Schon nach einer halben Stunde war Lorenzen da.
"Haben befohlen ..."
"Haben befohlen. Ja, das ist gerade so das Richtige; sieht mir ähnlich ... Nun, Lorenzen, schieben Sie sich mal 'nen Stuhl 'ran, und wenn Engelke nicht geplaudert hat (denn er hält nicht immer dicht), so hab' ich eine richtige Neuigkeit für Sie. Woldemar ist nach England ..."
"Ah, mit der Abordnung."
"Also wissen Sie schon davon?"
"Nein, ausgenommen das eine, daß eine Depu¬ tation oder Gesandtschaft beabsichtigt sei. Das las ich und dabei hab' ich dann freilich auch an Woldemar gedacht."
Dubslav lachte. "Sonderbar. Engelke hat sich so was gedacht, Lorenzen hat sich auch so was gedacht. Nur der eigne Vater hat an gar nichts gedacht."
"Ach, Herr von Stechlin, das ist immer so. Väter sind Väter und können nie vergessen, daß die Kinder Kinder waren. Und doch hört es mal auf damit. Napoleon war mit zwanzig ein armer Leutnant und an Ansehn noch lange kein Stechlin. Und als er so alt war, wie jetzt unser Woldemar, ja, da stand er schon zwischen Marengo und Austerlitz."
"Hören Sie, Lorenzen, Sie greifen aber hoch. Meine Schwester Adelheid wird sich Ihnen übrigens wohl anschließen und von heut' ab eine neue Zeit¬ rechnung datieren. Ich nehm' es ruhiger, trotzdem ich einsehe, daß es nach großer Auszeichnung schmeckt. Und ist er wieder zurück, dann wird er auch allerlei Gutes
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mal zu Paſtor Lorenzen und ſag ihm, ich ließ ihn bitten. Aber ſage nichts von dem Brief; ich will ihn überraſchen. Du biſt mitunter 'ne alte Plappertaſche.“
Schon nach einer halben Stunde war Lorenzen da.
„Haben befohlen ...“
„Haben befohlen. Ja, das iſt gerade ſo das Richtige; ſieht mir ähnlich ... Nun, Lorenzen, ſchieben Sie ſich mal 'nen Stuhl 'ran, und wenn Engelke nicht geplaudert hat (denn er hält nicht immer dicht), ſo hab' ich eine richtige Neuigkeit für Sie. Woldemar iſt nach England ...“
„Ah, mit der Abordnung.“
„Alſo wiſſen Sie ſchon davon?“
„Nein, ausgenommen das eine, daß eine Depu¬ tation oder Geſandtſchaft beabſichtigt ſei. Das las ich und dabei hab' ich dann freilich auch an Woldemar gedacht.“
Dubslav lachte. „Sonderbar. Engelke hat ſich ſo was gedacht, Lorenzen hat ſich auch ſo was gedacht. Nur der eigne Vater hat an gar nichts gedacht.“
„Ach, Herr von Stechlin, das iſt immer ſo. Väter ſind Väter und können nie vergeſſen, daß die Kinder Kinder waren. Und doch hört es mal auf damit. Napoleon war mit zwanzig ein armer Leutnant und an Anſehn noch lange kein Stechlin. Und als er ſo alt war, wie jetzt unſer Woldemar, ja, da ſtand er ſchon zwiſchen Marengo und Auſterlitz.“
„Hören Sie, Lorenzen, Sie greifen aber hoch. Meine Schweſter Adelheid wird ſich Ihnen übrigens wohl anſchließen und von heut' ab eine neue Zeit¬ rechnung datieren. Ich nehm' es ruhiger, trotzdem ich einſehe, daß es nach großer Auszeichnung ſchmeckt. Und iſt er wieder zurück, dann wird er auch allerlei Gutes
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mal zu Paſtor Lorenzen und ſag ihm, ich ließ ihn
bitten. Aber ſage nichts von dem Brief; ich will ihn
überraſchen. Du biſt mitunter 'ne alte Plappertaſche.“
Schon nach einer halben Stunde war Lorenzen da.
„Haben befohlen ...“
„Haben befohlen. Ja, das iſt gerade ſo das
Richtige; ſieht mir ähnlich ... Nun, Lorenzen, ſchieben
Sie ſich mal 'nen Stuhl 'ran, und wenn Engelke nicht
geplaudert hat (denn er hält nicht immer dicht), ſo hab'
ich eine richtige Neuigkeit für Sie. Woldemar iſt nach
England ...“
„Ah, mit der Abordnung.“
„Alſo wiſſen Sie ſchon davon?“
„Nein, ausgenommen das eine, daß eine Depu¬
tation oder Geſandtſchaft beabſichtigt ſei. Das las ich
und dabei hab' ich dann freilich auch an Woldemar
gedacht.“
Dubslav lachte. „Sonderbar. Engelke hat ſich
ſo was gedacht, Lorenzen hat ſich auch ſo was gedacht.
Nur der eigne Vater hat an gar nichts gedacht.“
„Ach, Herr von Stechlin, das iſt immer ſo. Väter
ſind Väter und können nie vergeſſen, daß die Kinder
Kinder waren. Und doch hört es mal auf damit.
Napoleon war mit zwanzig ein armer Leutnant und an
Anſehn noch lange kein Stechlin. Und als er ſo alt
war, wie jetzt unſer Woldemar, ja, da ſtand er ſchon
zwiſchen Marengo und Auſterlitz.“
„Hören Sie, Lorenzen, Sie greifen aber hoch.
Meine Schweſter Adelheid wird ſich Ihnen übrigens
wohl anſchließen und von heut' ab eine neue Zeit¬
rechnung datieren. Ich nehm' es ruhiger, trotzdem ich
einſehe, daß es nach großer Auszeichnung ſchmeckt. Und
iſt er wieder zurück, dann wird er auch allerlei Gutes
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Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_stechlin_1899/298>, abgerufen am 25.11.2024.
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