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Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899.

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und wo's so schön sein soll, daß sich die Havelherrlich¬
keiten daneben verstecken müssen. Ich will es ihr glauben,
und jedenfalls werd' ich es ihr nachträglich versichern,
auch wenn ich es nicht gefunden haben sollte. Das Ziel
unsrer Fahrt -- ein Punkt, den übrigens die Berchtes¬
gadens noch nicht kennen; sie waren bisher immer erheb¬
lich weiter flußaufwärts -- das Ziel unsrer Reise hat
einen ziemlich sonderbaren Namen und heißt das ,Eier¬
häuschen'. Ich werde seitdem die Vorstellung von etwas
Ovalem nicht los und werde wohl erst geheilt sein, wenn
sich mir die so sonderbar benamste Spreeschönheit persön¬
lich vorgestellt haben wird. Also morgen, Donnerstag:
Eierhäuschen. Ein ,Nein' giebt es natürlich nicht. Ab¬
fahrt vier Uhr, Jannowitzbrücke. Papa begleitet uns; es
geht ihm seit heut um vieles besser, so daß er sich's zu¬
traut. Vielleicht ist vier etwas spät; aber wir haben da¬
bei, wie mir Lizzi sagt, den Vorteil, auf der Rückfahrt
die Lichter im Wasser sich spiegeln zu sehen. Und viel¬
leicht ist auch irgendwo Feuerwerk, und wir sehen dann
die Raketen steigen. Armgard ist in Aufregung, fast auch
ich. Au revoir. Eines Herrn Rittmeisters wohlaffektionierte

Melusine."


Nun war der andre Nachmittag da, und kurz vor
vier Uhr fuhren erst die Berchtesgadens und gleich danach
auch die Barbys bei der Jannowitzbrücke vor. Woldemar
wartete schon. Alle waren in jener heitern Stimmung,
in der man geneigt ist, alles schön und reizend zu finden.
Und diese Stimmung kam denn auch gleich der Dampf¬
schiffahrtsstation zu statten. Unter lachender Bewunderung
der sich hier darbietenden Holzarchitektur stieg man ein
Gewirr von Stiegen und Treppen hinab und schritt, unten
angekommen, an den um diese Stunde noch leeren Tischen
eines hier etablierten "Lokals" vorüber, unmittelbar auf

und wo's ſo ſchön ſein ſoll, daß ſich die Havelherrlich¬
keiten daneben verſtecken müſſen. Ich will es ihr glauben,
und jedenfalls werd' ich es ihr nachträglich verſichern,
auch wenn ich es nicht gefunden haben ſollte. Das Ziel
unſrer Fahrt — ein Punkt, den übrigens die Berchtes¬
gadens noch nicht kennen; ſie waren bisher immer erheb¬
lich weiter flußaufwärts — das Ziel unſrer Reiſe hat
einen ziemlich ſonderbaren Namen und heißt das ‚Eier¬
häuschen‘. Ich werde ſeitdem die Vorſtellung von etwas
Ovalem nicht los und werde wohl erſt geheilt ſein, wenn
ſich mir die ſo ſonderbar benamſte Spreeſchönheit perſön¬
lich vorgeſtellt haben wird. Alſo morgen, Donnerſtag:
Eierhäuschen. Ein ‚Nein‘ giebt es natürlich nicht. Ab¬
fahrt vier Uhr, Jannowitzbrücke. Papa begleitet uns; es
geht ihm ſeit heut um vieles beſſer, ſo daß er ſich's zu¬
traut. Vielleicht iſt vier etwas ſpät; aber wir haben da¬
bei, wie mir Lizzi ſagt, den Vorteil, auf der Rückfahrt
die Lichter im Waſſer ſich ſpiegeln zu ſehen. Und viel¬
leicht iſt auch irgendwo Feuerwerk, und wir ſehen dann
die Raketen ſteigen. Armgard iſt in Aufregung, faſt auch
ich. Au revoir. Eines Herrn Rittmeiſters wohlaffektionierte

Meluſine.“


Nun war der andre Nachmittag da, und kurz vor
vier Uhr fuhren erſt die Berchtesgadens und gleich danach
auch die Barbys bei der Jannowitzbrücke vor. Woldemar
wartete ſchon. Alle waren in jener heitern Stimmung,
in der man geneigt iſt, alles ſchön und reizend zu finden.
Und dieſe Stimmung kam denn auch gleich der Dampf¬
ſchiffahrtsſtation zu ſtatten. Unter lachender Bewunderung
der ſich hier darbietenden Holzarchitektur ſtieg man ein
Gewirr von Stiegen und Treppen hinab und ſchritt, unten
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eines hier etablierten „Lokals“ vorüber, unmittelbar auf

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[175/0182] und wo's ſo ſchön ſein ſoll, daß ſich die Havelherrlich¬ keiten daneben verſtecken müſſen. Ich will es ihr glauben, und jedenfalls werd' ich es ihr nachträglich verſichern, auch wenn ich es nicht gefunden haben ſollte. Das Ziel unſrer Fahrt — ein Punkt, den übrigens die Berchtes¬ gadens noch nicht kennen; ſie waren bisher immer erheb¬ lich weiter flußaufwärts — das Ziel unſrer Reiſe hat einen ziemlich ſonderbaren Namen und heißt das ‚Eier¬ häuschen‘. Ich werde ſeitdem die Vorſtellung von etwas Ovalem nicht los und werde wohl erſt geheilt ſein, wenn ſich mir die ſo ſonderbar benamſte Spreeſchönheit perſön¬ lich vorgeſtellt haben wird. Alſo morgen, Donnerſtag: Eierhäuschen. Ein ‚Nein‘ giebt es natürlich nicht. Ab¬ fahrt vier Uhr, Jannowitzbrücke. Papa begleitet uns; es geht ihm ſeit heut um vieles beſſer, ſo daß er ſich's zu¬ traut. Vielleicht iſt vier etwas ſpät; aber wir haben da¬ bei, wie mir Lizzi ſagt, den Vorteil, auf der Rückfahrt die Lichter im Waſſer ſich ſpiegeln zu ſehen. Und viel¬ leicht iſt auch irgendwo Feuerwerk, und wir ſehen dann die Raketen ſteigen. Armgard iſt in Aufregung, faſt auch ich. Au revoir. Eines Herrn Rittmeiſters wohlaffektionierte Meluſine.“ Nun war der andre Nachmittag da, und kurz vor vier Uhr fuhren erſt die Berchtesgadens und gleich danach auch die Barbys bei der Jannowitzbrücke vor. Woldemar wartete ſchon. Alle waren in jener heitern Stimmung, in der man geneigt iſt, alles ſchön und reizend zu finden. Und dieſe Stimmung kam denn auch gleich der Dampf¬ ſchiffahrtsſtation zu ſtatten. Unter lachender Bewunderung der ſich hier darbietenden Holzarchitektur ſtieg man ein Gewirr von Stiegen und Treppen hinab und ſchritt, unten angekommen, an den um dieſe Stunde noch leeren Tiſchen eines hier etablierten „Lokals“ vorüber, unmittelbar auf

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_stechlin_1899/182>, abgerufen am 22.11.2024.