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Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899.

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weiter, und sich abwechselnd auf die Apokalypse und
dann wieder auf Fix berufend, betonte sie, daß wir am
Anfang vom Ende stünden. Fix gehe freilich wohl
etwas zu weit, wenn er eigentlich keinem Tage mehr so
recht traue. Das seien nutzlose Beunruhigungen, wes¬
halb sie denn auch in ihn gedrungen sei, von solchen
Berechnungen Abstand zu nehmen oder wenigstens alles
nochmals zu prüfen. "Kein Zweifel," so schloß sie,
"Fix ist für Rechnungssachen entschieden talentiert, aber
ich habe ihm trotzdem sagen müssen, daß zwischen Rech¬
nungen und Rechnungen doch immer noch ein Unter¬
schied sei."

Czako hatte dem Fräulein von Schmargendorf den
Arm gereicht; Woldemar, weil der Mittelgang zu schmal
war, folgte wenige Schritte hinter den beiden und trat
nur immer da, wo der Weg sich erweiterte, vorüber¬
gehend an ihre Seite.

"Wie glücklich ich bin, Herr Hauptmann," sagte
die Schmargendorf, "Ihre Partnerin zu sein, jetzt schon
hier und dann später bei Tisch."

Czako verneigte sich.

"Und merkwürdig," fuhr sie fort, "daß gerade das
Regiment Alexander immer so vergnügte Herren hat;
einen Namensvetter von Ihnen, oder vielleicht war es
auch Ihr älterer Herr Bruder, den hab' ich noch von
einer Einq[u]artierung in der Priegnitz her ganz deutlich
in Erinnerung, trotzdem es schon an die zwanzig Jahre
ist oder mehr. Denn ich war damals noch blutjung
und tanzte mit Ihrem Herrn Vetter einen richtigen
Radowa, der um jene Zeit noch in Mode war, aber
schon nicht mehr so recht. Und ich hab' auch noch den
Namenszug und einen kleinen Vers von ihm in meinem
Album: ,Jegor von Baczko, Sekondelieutenant im Re¬
giment Alexander.' Ja, Herr von Baczko, so kommt

weiter, und ſich abwechſelnd auf die Apokalypſe und
dann wieder auf Fix berufend, betonte ſie, daß wir am
Anfang vom Ende ſtünden. Fix gehe freilich wohl
etwas zu weit, wenn er eigentlich keinem Tage mehr ſo
recht traue. Das ſeien nutzloſe Beunruhigungen, wes¬
halb ſie denn auch in ihn gedrungen ſei, von ſolchen
Berechnungen Abſtand zu nehmen oder wenigſtens alles
nochmals zu prüfen. „Kein Zweifel,“ ſo ſchloß ſie,
„Fix iſt für Rechnungsſachen entſchieden talentiert, aber
ich habe ihm trotzdem ſagen müſſen, daß zwiſchen Rech¬
nungen und Rechnungen doch immer noch ein Unter¬
ſchied ſei.“

Czako hatte dem Fräulein von Schmargendorf den
Arm gereicht; Woldemar, weil der Mittelgang zu ſchmal
war, folgte wenige Schritte hinter den beiden und trat
nur immer da, wo der Weg ſich erweiterte, vorüber¬
gehend an ihre Seite.

„Wie glücklich ich bin, Herr Hauptmann,“ ſagte
die Schmargendorf, „Ihre Partnerin zu ſein, jetzt ſchon
hier und dann ſpäter bei Tiſch.“

Czako verneigte ſich.

„Und merkwürdig,“ fuhr ſie fort, „daß gerade das
Regiment Alexander immer ſo vergnügte Herren hat;
einen Namensvetter von Ihnen, oder vielleicht war es
auch Ihr älterer Herr Bruder, den hab' ich noch von
einer Einq[u]artierung in der Priegnitz her ganz deutlich
in Erinnerung, trotzdem es ſchon an die zwanzig Jahre
iſt oder mehr. Denn ich war damals noch blutjung
und tanzte mit Ihrem Herrn Vetter einen richtigen
Radowa, der um jene Zeit noch in Mode war, aber
ſchon nicht mehr ſo recht. Und ich hab' auch noch den
Namenszug und einen kleinen Vers von ihm in meinem
Album: ‚Jegor von Baczko, Sekondelieutenant im Re¬
giment Alexander.‘ Ja, Herr von Baczko, ſo kommt

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[107/0114] weiter, und ſich abwechſelnd auf die Apokalypſe und dann wieder auf Fix berufend, betonte ſie, daß wir am Anfang vom Ende ſtünden. Fix gehe freilich wohl etwas zu weit, wenn er eigentlich keinem Tage mehr ſo recht traue. Das ſeien nutzloſe Beunruhigungen, wes¬ halb ſie denn auch in ihn gedrungen ſei, von ſolchen Berechnungen Abſtand zu nehmen oder wenigſtens alles nochmals zu prüfen. „Kein Zweifel,“ ſo ſchloß ſie, „Fix iſt für Rechnungsſachen entſchieden talentiert, aber ich habe ihm trotzdem ſagen müſſen, daß zwiſchen Rech¬ nungen und Rechnungen doch immer noch ein Unter¬ ſchied ſei.“ Czako hatte dem Fräulein von Schmargendorf den Arm gereicht; Woldemar, weil der Mittelgang zu ſchmal war, folgte wenige Schritte hinter den beiden und trat nur immer da, wo der Weg ſich erweiterte, vorüber¬ gehend an ihre Seite. „Wie glücklich ich bin, Herr Hauptmann,“ ſagte die Schmargendorf, „Ihre Partnerin zu ſein, jetzt ſchon hier und dann ſpäter bei Tiſch.“ Czako verneigte ſich. „Und merkwürdig,“ fuhr ſie fort, „daß gerade das Regiment Alexander immer ſo vergnügte Herren hat; einen Namensvetter von Ihnen, oder vielleicht war es auch Ihr älterer Herr Bruder, den hab' ich noch von einer Einquartierung in der Priegnitz her ganz deutlich in Erinnerung, trotzdem es ſchon an die zwanzig Jahre iſt oder mehr. Denn ich war damals noch blutjung und tanzte mit Ihrem Herrn Vetter einen richtigen Radowa, der um jene Zeit noch in Mode war, aber ſchon nicht mehr ſo recht. Und ich hab' auch noch den Namenszug und einen kleinen Vers von ihm in meinem Album: ‚Jegor von Baczko, Sekondelieutenant im Re¬ giment Alexander.‘ Ja, Herr von Baczko, ſo kommt

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_stechlin_1899/114>, abgerufen am 25.11.2024.