Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894.sichtbarer die Strippe wird, desto sicherer sind wir eines Lebens- und Atmungsprozesses in einer reineren und allerreinsten Luft. Und Du weißt, wie viel ich dieser Luft verdanke. Sage selbst." "Und wie lange bleiben wir auf Tivoli?" "Bis es dunkelt." "Es wird dann zu spät sein, um noch etwas vorzunehmen." "Aber muß denn etwas vorgenommen werden? Ich bitte Dich Eveline. Hat es denn nicht Zeiten gegeben ohne Concert und ohne Theater? Ach, meine Teure, das ist ja gerade das schöne dieser zurückliegenden Tage, daß ich den Weg zur Natur und zur Einfachheit des Daseins zurückgefunden habe. Muß es denn immer wieder ein Czardas sein? Oder die neunte Symphonie? Oder das Mysterium, erster und zweiter Tag? Oder gar ein Buffet? Ich bitte Dich, Eveline, wenn es etwas giebt, das ich hasse, so ist es der große Lachs auf seinem Paradebett von Petersilie. Nein, nein. Und die vier aufgespießten Krebse wie Schildhalter!" "Aber Du wirst doch, lieber Hermann, unsere Gesellschaften nicht abschaffen wollen? Und auch nicht ein anständiges Abendbrot." "Im Gegenteil. Nur glaube mir, es giebt nichts Schwierigeres als eine Feststellung auf diesem sichtbarer die Strippe wird, desto sicherer sind wir eines Lebens- und Atmungsprozesses in einer reineren und allerreinsten Luft. Und Du weißt, wie viel ich dieser Luft verdanke. Sage selbst.“ „Und wie lange bleiben wir auf Tivoli?“ „Bis es dunkelt.“ „Es wird dann zu spät sein, um noch etwas vorzunehmen.“ „Aber muß denn etwas vorgenommen werden? Ich bitte Dich Eveline. Hat es denn nicht Zeiten gegeben ohne Concert und ohne Theater? Ach, meine Teure, das ist ja gerade das schöne dieser zurückliegenden Tage, daß ich den Weg zur Natur und zur Einfachheit des Daseins zurückgefunden habe. Muß es denn immer wieder ein Czardas sein? Oder die neunte Symphonie? Oder das Mysterium, erster und zweiter Tag? Oder gar ein Buffet? Ich bitte Dich, Eveline, wenn es etwas giebt, das ich hasse, so ist es der große Lachs auf seinem Paradebett von Petersilie. Nein, nein. Und die vier aufgespießten Krebse wie Schildhalter!“ „Aber Du wirst doch, lieber Hermann, unsere Gesellschaften nicht abschaffen wollen? Und auch nicht ein anständiges Abendbrot.“ „Im Gegenteil. Nur glaube mir, es giebt nichts Schwierigeres als eine Feststellung auf diesem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0029" n="27"/> sichtbarer die Strippe wird, desto sicherer sind wir eines Lebens- und Atmungsprozesses in einer reineren und allerreinsten Luft. Und Du weißt, wie viel ich dieser Luft verdanke. Sage selbst.“</p><lb/> <p>„Und wie lange bleiben wir auf Tivoli?“</p><lb/> <p>„Bis es dunkelt.“</p><lb/> <p>„Es wird dann zu spät sein, um noch etwas vorzunehmen.“</p><lb/> <p>„Aber muß denn etwas vorgenommen werden? Ich bitte Dich Eveline. Hat es denn nicht Zeiten gegeben ohne Concert und ohne Theater? Ach, meine Teure, das ist ja gerade das schöne dieser zurückliegenden Tage, daß ich den Weg zur Natur und zur Einfachheit des Daseins zurückgefunden habe. Muß es denn immer wieder ein Czardas sein? Oder die neunte Symphonie? Oder das Mysterium, erster und zweiter Tag? Oder gar ein Buffet? Ich bitte Dich, Eveline, wenn es etwas giebt, das ich hasse, so ist es der große Lachs auf seinem Paradebett von Petersilie. Nein, nein. Und die vier aufgespießten Krebse wie Schildhalter!“</p><lb/> <p>„Aber Du wirst doch, lieber Hermann, unsere Gesellschaften nicht abschaffen wollen? Und auch nicht ein anständiges Abendbrot.“</p><lb/> <p>„Im Gegenteil. Nur glaube mir, es giebt nichts Schwierigeres als eine Feststellung auf diesem </p> </div> </body> </text> </TEI> [27/0029]
sichtbarer die Strippe wird, desto sicherer sind wir eines Lebens- und Atmungsprozesses in einer reineren und allerreinsten Luft. Und Du weißt, wie viel ich dieser Luft verdanke. Sage selbst.“
„Und wie lange bleiben wir auf Tivoli?“
„Bis es dunkelt.“
„Es wird dann zu spät sein, um noch etwas vorzunehmen.“
„Aber muß denn etwas vorgenommen werden? Ich bitte Dich Eveline. Hat es denn nicht Zeiten gegeben ohne Concert und ohne Theater? Ach, meine Teure, das ist ja gerade das schöne dieser zurückliegenden Tage, daß ich den Weg zur Natur und zur Einfachheit des Daseins zurückgefunden habe. Muß es denn immer wieder ein Czardas sein? Oder die neunte Symphonie? Oder das Mysterium, erster und zweiter Tag? Oder gar ein Buffet? Ich bitte Dich, Eveline, wenn es etwas giebt, das ich hasse, so ist es der große Lachs auf seinem Paradebett von Petersilie. Nein, nein. Und die vier aufgespießten Krebse wie Schildhalter!“
„Aber Du wirst doch, lieber Hermann, unsere Gesellschaften nicht abschaffen wollen? Und auch nicht ein anständiges Abendbrot.“
„Im Gegenteil. Nur glaube mir, es giebt nichts Schwierigeres als eine Feststellung auf diesem
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(2014-01-22T15:28:28Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2014-01-22T15:28:28Z)
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(2014-01-22T15:28:28Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Von vor und nach der Reise. Plaudereien und kleine Geschichten. Hrsg. von Walter Hettche und Gabriele Radecke. Berlin 2007 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 19]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Anmerkungen zur Transkription:
Auslassungszeichen im Text werden einheitlich als U+2026 <…> (HORIZONTAL ELLIPSIS) wiedergegeben.
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