Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894.führt, erfrischt sich unsere Kraft nicht nur, sie steigert sich auch, und Du mußt selbst die Wahrnehmung davon gemacht haben." Eveline, die keine Freundin von Reflexionen, aber desto gespannter auf die weiteren Programm-Einzelheiten war, entgegnete lediglich: "Und wie denkst Du Dir unsren Nachmittag?" "Als eine Kette bescheidener Vergnügungen, wie sie sich für unser Lebensalter und unsere Verhältnisse schicken. Um 3 Uhr nach Haus; um 31/2 Uhr haben wir abgegessen und nehmen unsren Morgenspaziergang in Gestalt einer kleinen Nachmittagsreise wieder auf." "Aber Du bist seit Jahren an eine Nachmittags-Ruhe gewöhnt und wirst müde sein." "Ich werde nicht müde sein, weil ich nicht müde sein will. Es ist zuletzt alles Sache des Willens; er allein regiert und in nichts zeigt er sich größer als in der Ertötung des natürlichen Triebes. Wohin ich auch den Schlaf rechne. Nebenher aber bekenn' ich Dir gerne, bei meiner neuen Entschlußfassung auch eine gewisse Lebensbegehrlichkeit mit zu Rate gezogen zu haben. Es wird Dir bekannt sein, daß ein erheblicher Bruchteil aller Schlagflüsse mit dem Nachmittagsschlafe zusammenhängt. Und ist auch das Folgerichtige. Denn führt, erfrischt sich unsere Kraft nicht nur, sie steigert sich auch, und Du mußt selbst die Wahrnehmung davon gemacht haben.“ Eveline, die keine Freundin von Reflexionen, aber desto gespannter auf die weiteren Programm-Einzelheiten war, entgegnete lediglich: „Und wie denkst Du Dir unsren Nachmittag?“ „Als eine Kette bescheidener Vergnügungen, wie sie sich für unser Lebensalter und unsere Verhältnisse schicken. Um 3 Uhr nach Haus; um 3½ Uhr haben wir abgegessen und nehmen unsren Morgenspaziergang in Gestalt einer kleinen Nachmittagsreise wieder auf.“ „Aber Du bist seit Jahren an eine Nachmittags-Ruhe gewöhnt und wirst müde sein.“ „Ich werde nicht müde sein, weil ich nicht müde sein will. Es ist zuletzt alles Sache des Willens; er allein regiert und in nichts zeigt er sich größer als in der Ertötung des natürlichen Triebes. Wohin ich auch den Schlaf rechne. Nebenher aber bekenn’ ich Dir gerne, bei meiner neuen Entschlußfassung auch eine gewisse Lebensbegehrlichkeit mit zu Rate gezogen zu haben. Es wird Dir bekannt sein, daß ein erheblicher Bruchteil aller Schlagflüsse mit dem Nachmittagsschlafe zusammenhängt. Und ist auch das Folgerichtige. Denn <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0027" n="25"/> führt, erfrischt sich unsere Kraft nicht nur, sie steigert sich auch, und Du mußt selbst die Wahrnehmung davon gemacht haben.“</p><lb/> <p>Eveline, die keine Freundin von Reflexionen, aber desto gespannter auf die weiteren Programm-Einzelheiten war, entgegnete lediglich: „Und wie denkst Du Dir unsren Nachmittag?“</p><lb/> <p>„Als eine Kette bescheidener Vergnügungen, wie sie sich für unser Lebensalter und unsere Verhältnisse schicken. Um 3 Uhr nach Haus; um 3½ Uhr haben wir abgegessen und nehmen unsren Morgenspaziergang in Gestalt einer kleinen Nachmittagsreise wieder auf.“</p><lb/> <p>„Aber Du bist seit Jahren an eine Nachmittags-Ruhe gewöhnt und wirst müde sein.“</p><lb/> <p>„Ich werde <hi rendition="#g">nicht</hi> müde sein, <hi rendition="#g">weil</hi> ich nicht müde sein will. Es ist zuletzt alles Sache des Willens; <hi rendition="#g">er</hi> allein regiert und in nichts zeigt er sich größer als in der Ertötung des natürlichen Triebes. Wohin ich auch den Schlaf rechne. Nebenher aber bekenn’ ich Dir gerne, bei meiner neuen Entschlußfassung auch eine gewisse Lebensbegehrlichkeit mit zu Rate gezogen zu haben. Es wird Dir bekannt sein, daß ein erheblicher Bruchteil aller Schlagflüsse mit dem Nachmittagsschlafe zusammenhängt. Und ist auch das Folgerichtige. Denn </p> </div> </body> </text> </TEI> [25/0027]
führt, erfrischt sich unsere Kraft nicht nur, sie steigert sich auch, und Du mußt selbst die Wahrnehmung davon gemacht haben.“
Eveline, die keine Freundin von Reflexionen, aber desto gespannter auf die weiteren Programm-Einzelheiten war, entgegnete lediglich: „Und wie denkst Du Dir unsren Nachmittag?“
„Als eine Kette bescheidener Vergnügungen, wie sie sich für unser Lebensalter und unsere Verhältnisse schicken. Um 3 Uhr nach Haus; um 3½ Uhr haben wir abgegessen und nehmen unsren Morgenspaziergang in Gestalt einer kleinen Nachmittagsreise wieder auf.“
„Aber Du bist seit Jahren an eine Nachmittags-Ruhe gewöhnt und wirst müde sein.“
„Ich werde nicht müde sein, weil ich nicht müde sein will. Es ist zuletzt alles Sache des Willens; er allein regiert und in nichts zeigt er sich größer als in der Ertötung des natürlichen Triebes. Wohin ich auch den Schlaf rechne. Nebenher aber bekenn’ ich Dir gerne, bei meiner neuen Entschlußfassung auch eine gewisse Lebensbegehrlichkeit mit zu Rate gezogen zu haben. Es wird Dir bekannt sein, daß ein erheblicher Bruchteil aller Schlagflüsse mit dem Nachmittagsschlafe zusammenhängt. Und ist auch das Folgerichtige. Denn
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Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_reise_1894/27>, abgerufen am 05.07.2024. |