Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894.es mußt' es sein. Was da neben ihm hin und her fuhr, das waren ja die Pferdebahnwagen, und an dem einen las er sogar: "Nach dem Kupfergraben." Er nickte, wie wenn ihm nun erst alle Zweifel genommen wären, und eine kleine Weile, so sah er auch schon in eine Allee herbstlich gelber Bäume hinein, an deren Ende die Victoria, deren Profil ihn immer an Fanny Lewald erinnerte, golden aufragte. Die vergoldeten Kanonen darunter schossen noch immer in den Himmel. Es war also alles richtig. Und nun kam auch das Thor und der Tattersall, und gleich dahinter der Bismark'sche Garten ("wo er wohl jetzt ist?" brummelte Lezius vor sich hin) und zuletzt erschien auch der Potsdamer Platz mit dem reitenden Schutzmann und dem Cafe Bellevue, wo zu dieser Stunde mehr Kellner als Gäste waren. Ein Bekannter grüßte freundlich von einem der kleinen Tische. Dann bog die Droschke noch einmal rechts ab und hielt eine Minute später vor Lezius' Haus, das noch einen Vorgarten, ein sogenanntes "Erbbegräbnis", hatte. "Können Sie das Gepäck nach oben schaffen?" "Ja, wenn Sie bei dem Schimmel bleiben wollen." "Versteht sich; ich werde bleiben." Und nun schob sich der Kutscher die Kiste, die seitens ihres Besitzers ziemlich euphemistisch als es mußt’ es sein. Was da neben ihm hin und her fuhr, das waren ja die Pferdebahnwagen, und an dem einen las er sogar: „Nach dem Kupfergraben.“ Er nickte, wie wenn ihm nun erst alle Zweifel genommen wären, und eine kleine Weile, so sah er auch schon in eine Allee herbstlich gelber Bäume hinein, an deren Ende die Victoria, deren Profil ihn immer an Fanny Lewald erinnerte, golden aufragte. Die vergoldeten Kanonen darunter schossen noch immer in den Himmel. Es war also alles richtig. Und nun kam auch das Thor und der Tattersall, und gleich dahinter der Bismark’sche Garten („wo er wohl jetzt ist?“ brummelte Lezius vor sich hin) und zuletzt erschien auch der Potsdamer Platz mit dem reitenden Schutzmann und dem Café Bellevue, wo zu dieser Stunde mehr Kellner als Gäste waren. Ein Bekannter grüßte freundlich von einem der kleinen Tische. Dann bog die Droschke noch einmal rechts ab und hielt eine Minute später vor Lezius’ Haus, das noch einen Vorgarten, ein sogenanntes „Erbbegräbnis“, hatte. „Können Sie das Gepäck nach oben schaffen?“ „Ja, wenn Sie bei dem Schimmel bleiben wollen.“ „Versteht sich; ich werde bleiben.“ Und nun schob sich der Kutscher die Kiste, die seitens ihres Besitzers ziemlich euphemistisch als <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0231" n="229"/> es mußt’ es sein. Was da neben ihm hin und her fuhr, das waren ja die Pferdebahnwagen, und an dem einen las er sogar: „Nach dem Kupfergraben.“ Er nickte, wie wenn ihm nun erst alle Zweifel genommen wären, und eine kleine Weile, so sah er auch schon in eine Allee herbstlich gelber Bäume hinein, an deren Ende die Victoria, deren Profil ihn immer an Fanny Lewald erinnerte, golden aufragte. Die vergoldeten Kanonen darunter schossen noch immer in den Himmel. Es war also alles richtig. Und nun kam auch das Thor und der Tattersall, und gleich dahinter der Bismark’sche Garten („wo er wohl jetzt ist?“ brummelte Lezius vor sich hin) und zuletzt erschien auch der Potsdamer Platz mit dem reitenden Schutzmann und dem Café Bellevue, wo zu dieser Stunde mehr Kellner als Gäste waren. Ein Bekannter grüßte freundlich von einem der kleinen Tische. Dann bog die Droschke noch einmal rechts ab und hielt eine Minute später vor Lezius’ Haus, das noch einen Vorgarten, ein sogenanntes „Erbbegräbnis“, hatte.</p><lb/> <p>„Können Sie das Gepäck nach oben schaffen?“</p><lb/> <p>„Ja, wenn Sie bei dem Schimmel bleiben wollen.“</p><lb/> <p>„Versteht sich; ich werde bleiben.“</p><lb/> <p>Und nun schob sich der Kutscher die Kiste, die seitens ihres Besitzers ziemlich euphemistisch als </p> </div> </body> </text> </TEI> [229/0231]
es mußt’ es sein. Was da neben ihm hin und her fuhr, das waren ja die Pferdebahnwagen, und an dem einen las er sogar: „Nach dem Kupfergraben.“ Er nickte, wie wenn ihm nun erst alle Zweifel genommen wären, und eine kleine Weile, so sah er auch schon in eine Allee herbstlich gelber Bäume hinein, an deren Ende die Victoria, deren Profil ihn immer an Fanny Lewald erinnerte, golden aufragte. Die vergoldeten Kanonen darunter schossen noch immer in den Himmel. Es war also alles richtig. Und nun kam auch das Thor und der Tattersall, und gleich dahinter der Bismark’sche Garten („wo er wohl jetzt ist?“ brummelte Lezius vor sich hin) und zuletzt erschien auch der Potsdamer Platz mit dem reitenden Schutzmann und dem Café Bellevue, wo zu dieser Stunde mehr Kellner als Gäste waren. Ein Bekannter grüßte freundlich von einem der kleinen Tische. Dann bog die Droschke noch einmal rechts ab und hielt eine Minute später vor Lezius’ Haus, das noch einen Vorgarten, ein sogenanntes „Erbbegräbnis“, hatte.
„Können Sie das Gepäck nach oben schaffen?“
„Ja, wenn Sie bei dem Schimmel bleiben wollen.“
„Versteht sich; ich werde bleiben.“
Und nun schob sich der Kutscher die Kiste, die seitens ihres Besitzers ziemlich euphemistisch als
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Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_reise_1894/231>, abgerufen am 04.07.2024. |