Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894.stand der Wilden und Indianer, für einen medizinisch normalen hielt,' - dieser geheime Sanitätsrat trat an die Spitze des Festkomitees, und am 3. Mai 1879, will sagen an Hampels 80. Geburtstage, hatte die Feier statt. Zwischen Graf Schaffgotsch und Graf Matuschka saß der Jubilar, ihm gegenüber der Geheime Sanitätsrat und als dieser seinen Toast ausgebracht und die Trompeter-Badekapelle dreimal Tusch geblasen hatte, trat ein Telegraphenbote - dies war alles aufs genaueste verabredet worden - in die Thür und überreichte Hampel ein Telegramm, darin ihm seitens seiner alten, inzwischen längst zur ,Excellenz' avancierten Freundin mitgeteilt wurde: ,daß S. M. der Kaiser Wilhelm, der sich als Letzter aus jener Erdmannsdorfer Zeit, noch sehr wohl des alten Laboranten Hampel erinnere, besagtem Laboranten Hampel zu Langhübel den Kronenorden 4. Klasse verliehen habe.' Das war ,Hampels Tag der Ehren,' freilich auch einer seiner letzten Tage überhaupt. Denn von Stund an ging es bergab, nach Meinung einiger, weil er sich zu sehr erhitzt und danach unvorsichtig erkältet, nach Meinung anderer, weil er zu viel Ungar getrunken und sich am andern Tage mit seinem eigenen Schlagwasser kuriert habe. Gleichviel, am 3. Juni starb er - gerade einen Monat stand der Wilden und Indianer, für einen medizinisch normalen hielt,‘ – dieser geheime Sanitätsrat trat an die Spitze des Festkomitees, und am 3. Mai 1879, will sagen an Hampels 80. Geburtstage, hatte die Feier statt. Zwischen Graf Schaffgotsch und Graf Matuschka saß der Jubilar, ihm gegenüber der Geheime Sanitätsrat und als dieser seinen Toast ausgebracht und die Trompeter-Badekapelle dreimal Tusch geblasen hatte, trat ein Telegraphenbote – dies war alles aufs genaueste verabredet worden – in die Thür und überreichte Hampel ein Telegramm, darin ihm seitens seiner alten, inzwischen längst zur ‚Excellenz‘ avancierten Freundin mitgeteilt wurde: ‚daß S. M. der Kaiser Wilhelm, der sich als Letzter aus jener Erdmannsdorfer Zeit, noch sehr wohl des alten Laboranten Hampel erinnere, besagtem Laboranten Hampel zu Langhübel den Kronenorden 4. Klasse verliehen habe.‘ Das war ‚Hampels Tag der Ehren,‘ freilich auch einer seiner letzten Tage überhaupt. Denn von Stund an ging es bergab, nach Meinung einiger, weil er sich zu sehr erhitzt und danach unvorsichtig erkältet, nach Meinung anderer, weil er zu viel Ungar getrunken und sich am andern Tage mit seinem eigenen Schlagwasser kuriert habe. Gleichviel, am 3. Juni starb er – gerade einen Monat <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0195" n="193"/> stand der Wilden und Indianer, für einen medizinisch normalen hielt,‘ – dieser geheime Sanitätsrat trat an die Spitze des Festkomitees, und am 3. Mai 1879, will sagen an Hampels 80. Geburtstage, hatte die Feier statt. Zwischen Graf Schaffgotsch und Graf Matuschka saß der Jubilar, ihm gegenüber der Geheime Sanitätsrat und als dieser seinen Toast ausgebracht und die Trompeter-Badekapelle dreimal Tusch geblasen hatte, trat ein Telegraphenbote – dies war alles aufs genaueste verabredet worden – in die Thür und überreichte Hampel ein Telegramm, darin ihm seitens seiner alten, inzwischen längst zur ‚Excellenz‘ avancierten Freundin mitgeteilt wurde: ‚daß S. M. der Kaiser Wilhelm, der sich als Letzter aus jener Erdmannsdorfer Zeit, noch sehr wohl des alten Laboranten Hampel erinnere, besagtem Laboranten Hampel zu Langhübel den Kronenorden 4. Klasse verliehen habe.‘</p><lb/> <p>Das war ‚Hampels Tag der Ehren,‘ freilich auch einer seiner letzten Tage überhaupt. Denn von Stund an ging es bergab, nach Meinung einiger, weil er sich zu sehr erhitzt und danach unvorsichtig erkältet, nach Meinung anderer, weil er zu viel Ungar getrunken und sich am andern Tage mit seinem eigenen Schlagwasser kuriert habe. Gleichviel, am 3. Juni starb er – gerade einen Monat </p> </div> </body> </text> </TEI> [193/0195]
stand der Wilden und Indianer, für einen medizinisch normalen hielt,‘ – dieser geheime Sanitätsrat trat an die Spitze des Festkomitees, und am 3. Mai 1879, will sagen an Hampels 80. Geburtstage, hatte die Feier statt. Zwischen Graf Schaffgotsch und Graf Matuschka saß der Jubilar, ihm gegenüber der Geheime Sanitätsrat und als dieser seinen Toast ausgebracht und die Trompeter-Badekapelle dreimal Tusch geblasen hatte, trat ein Telegraphenbote – dies war alles aufs genaueste verabredet worden – in die Thür und überreichte Hampel ein Telegramm, darin ihm seitens seiner alten, inzwischen längst zur ‚Excellenz‘ avancierten Freundin mitgeteilt wurde: ‚daß S. M. der Kaiser Wilhelm, der sich als Letzter aus jener Erdmannsdorfer Zeit, noch sehr wohl des alten Laboranten Hampel erinnere, besagtem Laboranten Hampel zu Langhübel den Kronenorden 4. Klasse verliehen habe.‘
Das war ‚Hampels Tag der Ehren,‘ freilich auch einer seiner letzten Tage überhaupt. Denn von Stund an ging es bergab, nach Meinung einiger, weil er sich zu sehr erhitzt und danach unvorsichtig erkältet, nach Meinung anderer, weil er zu viel Ungar getrunken und sich am andern Tage mit seinem eigenen Schlagwasser kuriert habe. Gleichviel, am 3. Juni starb er – gerade einen Monat
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Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_reise_1894/195>, abgerufen am 17.02.2025. |