Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894.noch rechtzeitig des Hoffräuleins mit dem Feuermal erinnert hätte. Die stand jetzt hoch in Ehren, und als ihr die Bitte Hampels um ihre Protektion eines Tages zu Händen kam, säumte sie nicht, ihrem alten Freund und Glücksbegründer zu Willen zu sein, und wußte dabei die Dinge so geschickt zu wenden und zu leiten, daß das ewige Strafandrohen der Liegnitzer Regierung aufhörte. Hampel wurde zum ,Ausnahmefall' erhoben und erhielt schließlich sogar ein großgesiegeltes Reskript, darin ihm mitgeteilt wurde ,daß Seine Majestät der König befohlen habe, den etc. Hampel in seinem Laborantenberufe, von dessen segensreicher Wirksamkeit er persönlich Zeuge gewesen sei, bis an sein Lebensende zu belassen.' Und danach wurde denn auch verfahren, und als Hampel, viele Jahre später, auf 80 zuschritt, stand sein Ansehn so hoch, daß im ganzen Hirschberger Thale beschlossen wurde: dem ,letzten Laboranten' (denn das war Hampel mittlerweile geworden) ein Fest zu geben, und zwar im Warmbrunner Gasthofe zum König von Preußen. Ein in der Stadt lebender Geheimer Sanitätsrat, Original, der selbstverständlich die Praxis längst quittiert hatte, ,weil er alles Doktorentum für eitel Medizinpfuscherei und nur das Laborantentum, diesen gesegneten Zu- noch rechtzeitig des Hoffräuleins mit dem Feuermal erinnert hätte. Die stand jetzt hoch in Ehren, und als ihr die Bitte Hampels um ihre Protektion eines Tages zu Händen kam, säumte sie nicht, ihrem alten Freund und Glücksbegründer zu Willen zu sein, und wußte dabei die Dinge so geschickt zu wenden und zu leiten, daß das ewige Strafandrohen der Liegnitzer Regierung aufhörte. Hampel wurde zum ‚Ausnahmefall‘ erhoben und erhielt schließlich sogar ein großgesiegeltes Reskript, darin ihm mitgeteilt wurde ‚daß Seine Majestät der König befohlen habe, den etc. Hampel in seinem Laborantenberufe, von dessen segensreicher Wirksamkeit er persönlich Zeuge gewesen sei, bis an sein Lebensende zu belassen.‘ Und danach wurde denn auch verfahren, und als Hampel, viele Jahre später, auf 80 zuschritt, stand sein Ansehn so hoch, daß im ganzen Hirschberger Thale beschlossen wurde: dem ‚letzten Laboranten‘ (denn das war Hampel mittlerweile geworden) ein Fest zu geben, und zwar im Warmbrunner Gasthofe zum König von Preußen. Ein in der Stadt lebender Geheimer Sanitätsrat, Original, der selbstverständlich die Praxis längst quittiert hatte, ‚weil er alles Doktorentum für eitel Medizinpfuscherei und nur das Laborantentum, diesen gesegneten Zu- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0194" n="192"/> noch rechtzeitig des Hoffräuleins mit dem Feuermal erinnert hätte. Die stand jetzt hoch in Ehren, und als ihr die Bitte Hampels um ihre Protektion eines Tages zu Händen kam, säumte sie nicht, ihrem alten Freund und Glücksbegründer zu Willen zu sein, und wußte dabei die Dinge so geschickt zu wenden und zu leiten, daß das ewige Strafandrohen der Liegnitzer Regierung aufhörte. Hampel wurde zum ‚Ausnahmefall‘ erhoben und erhielt schließlich sogar ein großgesiegeltes Reskript, darin ihm mitgeteilt wurde ‚daß Seine Majestät der König befohlen habe, den etc. Hampel in seinem Laborantenberufe, von dessen segensreicher Wirksamkeit er persönlich Zeuge gewesen sei, bis an sein Lebensende zu belassen.‘</p><lb/> <p>Und danach wurde denn auch verfahren, und als Hampel, viele Jahre später, auf 80 zuschritt, stand sein Ansehn so hoch, daß im ganzen Hirschberger Thale beschlossen wurde: dem ‚letzten Laboranten‘ (denn das war Hampel mittlerweile geworden) ein Fest zu geben, und zwar im Warmbrunner Gasthofe zum König von Preußen. Ein in der Stadt lebender Geheimer Sanitätsrat, Original, der selbstverständlich die Praxis längst quittiert hatte, ‚weil er alles Doktorentum für eitel Medizinpfuscherei und nur das Laborantentum, diesen gesegneten Zu- </p> </div> </body> </text> </TEI> [192/0194]
noch rechtzeitig des Hoffräuleins mit dem Feuermal erinnert hätte. Die stand jetzt hoch in Ehren, und als ihr die Bitte Hampels um ihre Protektion eines Tages zu Händen kam, säumte sie nicht, ihrem alten Freund und Glücksbegründer zu Willen zu sein, und wußte dabei die Dinge so geschickt zu wenden und zu leiten, daß das ewige Strafandrohen der Liegnitzer Regierung aufhörte. Hampel wurde zum ‚Ausnahmefall‘ erhoben und erhielt schließlich sogar ein großgesiegeltes Reskript, darin ihm mitgeteilt wurde ‚daß Seine Majestät der König befohlen habe, den etc. Hampel in seinem Laborantenberufe, von dessen segensreicher Wirksamkeit er persönlich Zeuge gewesen sei, bis an sein Lebensende zu belassen.‘
Und danach wurde denn auch verfahren, und als Hampel, viele Jahre später, auf 80 zuschritt, stand sein Ansehn so hoch, daß im ganzen Hirschberger Thale beschlossen wurde: dem ‚letzten Laboranten‘ (denn das war Hampel mittlerweile geworden) ein Fest zu geben, und zwar im Warmbrunner Gasthofe zum König von Preußen. Ein in der Stadt lebender Geheimer Sanitätsrat, Original, der selbstverständlich die Praxis längst quittiert hatte, ‚weil er alles Doktorentum für eitel Medizinpfuscherei und nur das Laborantentum, diesen gesegneten Zu-
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(2014-01-22T15:28:28Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2014-01-22T15:28:28Z)
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Weitere Informationen:Theodor Fontane: Von vor und nach der Reise. Plaudereien und kleine Geschichten. Hrsg. von Walter Hettche und Gabriele Radecke. Berlin 2007 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 19]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Anmerkungen zur Transkription:
Auslassungszeichen im Text werden einheitlich als U+2026 <…> (HORIZONTAL ELLIPSIS) wiedergegeben.
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