Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894.so groß waren wie Wollsäcke. Das alles war im Vorderhause. Daran schlossen sich dann, wenn man vom Flur her in den Hof trat, zwei rechtwinklig angebaute Flügel, von denen der eine nicht viel was anderes als eine schicht- oder etagenweis aufgebaute Luftdarre für Blaubeeren, der andere dagegen, der größere, das in eine Schatten- und eine Sonnenseite geteilte Laboratorium war. Auf der Sonnenseite - den Strahlen der Sonne nach Möglichkeit ausgesetzt - standen die großen Glaskolben, in denen die mit Weingeist, oder wie Hampel sich ausdrückte, mit "Aquavit" angesetzten Wurzeln und Kräuter in praller Hitze kochen mußten, während sich an der gegenüber gelegenen Schattenseite die großen Apparate befanden, Kupferblase und Kupferhelm, aus denen die verschiedenen "Geister" abdestilliert wurden, Dillgeist, Fichtengeist, Krausemünzengeist, Melissengeist. Welche Seite des Laboratoriums in Hampels Augen eigentlich die wichtigere war, war schwer zu sagen, weil das oft durch Monate hin fortgesetzte Extrahieren in der Sonne genau denselben Zweck verfolgte, wie das Destillieren aus der Blase, nämlich den, den "Geist" frei zu machen. Sehr wahrscheinlich indeß, daß er dem, was die ziemlich kostspielige Kupferblase leistete, schon deshalb, weil sie so groß waren wie Wollsäcke. Das alles war im Vorderhause. Daran schlossen sich dann, wenn man vom Flur her in den Hof trat, zwei rechtwinklig angebaute Flügel, von denen der eine nicht viel was anderes als eine schicht- oder etagenweis aufgebaute Luftdarre für Blaubeeren, der andere dagegen, der größere, das in eine Schatten- und eine Sonnenseite geteilte Laboratorium war. Auf der Sonnenseite – den Strahlen der Sonne nach Möglichkeit ausgesetzt – standen die großen Glaskolben, in denen die mit Weingeist, oder wie Hampel sich ausdrückte, mit „Aquavit“ angesetzten Wurzeln und Kräuter in praller Hitze kochen mußten, während sich an der gegenüber gelegenen Schattenseite die großen Apparate befanden, Kupferblase und Kupferhelm, aus denen die verschiedenen „Geister“ abdestilliert wurden, Dillgeist, Fichtengeist, Krausemünzengeist, Melissengeist. Welche Seite des Laboratoriums in Hampels Augen eigentlich die wichtigere war, war schwer zu sagen, weil das oft durch Monate hin fortgesetzte Extrahieren in der Sonne genau denselben Zweck verfolgte, wie das Destillieren aus der Blase, nämlich den, den „Geist“ frei zu machen. Sehr wahrscheinlich indeß, daß er dem, was die ziemlich kostspielige Kupferblase leistete, schon deshalb, weil sie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0190" n="188"/> so groß waren wie Wollsäcke. Das alles war im Vorderhause. Daran schlossen sich dann, wenn man vom Flur her in den Hof trat, zwei rechtwinklig angebaute Flügel, von denen der eine nicht viel was anderes als eine schicht- oder etagenweis aufgebaute Luftdarre für Blaubeeren, der andere dagegen, der größere, das in eine Schatten- und eine Sonnenseite geteilte Laboratorium war. Auf der Sonnenseite – den Strahlen der Sonne nach Möglichkeit ausgesetzt – standen die großen Glaskolben, in denen die mit Weingeist, oder wie Hampel sich ausdrückte, mit „Aquavit“ angesetzten Wurzeln und Kräuter in praller Hitze kochen mußten, während sich an der gegenüber gelegenen Schattenseite die großen Apparate befanden, Kupferblase und Kupferhelm, aus denen die verschiedenen „Geister“ abdestilliert wurden, Dillgeist, Fichtengeist, Krausemünzengeist, Melissengeist. Welche Seite des Laboratoriums in Hampels Augen eigentlich die wichtigere war, war schwer zu sagen, weil das oft durch Monate hin fortgesetzte Extrahieren in der Sonne genau denselben Zweck verfolgte, wie das Destillieren aus der Blase, nämlich <hi rendition="#g">den</hi>, den „Geist“ frei zu machen. Sehr wahrscheinlich indeß, daß er dem, was die ziemlich kostspielige Kupferblase leistete, schon deshalb, weil sie </p> </div> </body> </text> </TEI> [188/0190]
so groß waren wie Wollsäcke. Das alles war im Vorderhause. Daran schlossen sich dann, wenn man vom Flur her in den Hof trat, zwei rechtwinklig angebaute Flügel, von denen der eine nicht viel was anderes als eine schicht- oder etagenweis aufgebaute Luftdarre für Blaubeeren, der andere dagegen, der größere, das in eine Schatten- und eine Sonnenseite geteilte Laboratorium war. Auf der Sonnenseite – den Strahlen der Sonne nach Möglichkeit ausgesetzt – standen die großen Glaskolben, in denen die mit Weingeist, oder wie Hampel sich ausdrückte, mit „Aquavit“ angesetzten Wurzeln und Kräuter in praller Hitze kochen mußten, während sich an der gegenüber gelegenen Schattenseite die großen Apparate befanden, Kupferblase und Kupferhelm, aus denen die verschiedenen „Geister“ abdestilliert wurden, Dillgeist, Fichtengeist, Krausemünzengeist, Melissengeist. Welche Seite des Laboratoriums in Hampels Augen eigentlich die wichtigere war, war schwer zu sagen, weil das oft durch Monate hin fortgesetzte Extrahieren in der Sonne genau denselben Zweck verfolgte, wie das Destillieren aus der Blase, nämlich den, den „Geist“ frei zu machen. Sehr wahrscheinlich indeß, daß er dem, was die ziemlich kostspielige Kupferblase leistete, schon deshalb, weil sie
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Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_reise_1894/190>, abgerufen am 17.02.2025. |