Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894.Solcher als "Fehlschläge" vom Preiskurant abgesetzten Nummern, immer Nummern neueren Datums, gab es noch ein paar im Laufe der Jahre, der alte Bestand aber blieb und wurde von Hampel nach einer Methode hergestellt, die schon zu Großvaters Zeiten, und vielleicht noch früher, gegolten hatte. Selbstverständlich erfolgte die Zubereitung all dieser Arkanas und Panaceen im eigenen Hause, welches letztere denn auch nicht blos ein Schmuckkästchen, sondern gleichzeitig eine Sehenswürdigkeit für Fremde war, die gerne bei Hampel vorsprachen und sich sein ganzes Laboranten-Gewese zeigen ließen. Unten im Vorderhause befand sich die hübsch eingerichtete Privatwohnung mit Klavier (später Harmonium), weil Hampel es liebte, Winters Choräle zu spielen und fromme Lieder zu singen. War er doch überhaupt ein Mann, in dem sich ein echt schlesischer Aberglaube, darin Rübezahl die Hauptrolle spielte, mit einem religiösen und sittenstrengen Zuge mischte. Stieg man dann von dem mit Fliesen ausgelegten Flur aus ins erste Stock hinauf, so sah man in die große halb offenstehende Tinkturenkammer mit ihren dicht besetzten Regalen, und abermals eine Treppe höher den Kräuterboden, auf dem Enzian und Arnika weit ausgebreitet lagen und Isländisch Moos in ganzen Säcken stand, die Solcher als „Fehlschläge“ vom Preiskurant abgesetzten Nummern, immer Nummern neueren Datums, gab es noch ein paar im Laufe der Jahre, der alte Bestand aber blieb und wurde von Hampel nach einer Methode hergestellt, die schon zu Großvaters Zeiten, und vielleicht noch früher, gegolten hatte. Selbstverständlich erfolgte die Zubereitung all dieser Arkanas und Panaceen im eigenen Hause, welches letztere denn auch nicht blos ein Schmuckkästchen, sondern gleichzeitig eine Sehenswürdigkeit für Fremde war, die gerne bei Hampel vorsprachen und sich sein ganzes Laboranten-Gewese zeigen ließen. Unten im Vorderhause befand sich die hübsch eingerichtete Privatwohnung mit Klavier (später Harmonium), weil Hampel es liebte, Winters Choräle zu spielen und fromme Lieder zu singen. War er doch überhaupt ein Mann, in dem sich ein echt schlesischer Aberglaube, darin Rübezahl die Hauptrolle spielte, mit einem religiösen und sittenstrengen Zuge mischte. Stieg man dann von dem mit Fliesen ausgelegten Flur aus ins erste Stock hinauf, so sah man in die große halb offenstehende Tinkturenkammer mit ihren dicht besetzten Regalen, und abermals eine Treppe höher den Kräuterboden, auf dem Enzian und Arnika weit ausgebreitet lagen und Isländisch Moos in ganzen Säcken stand, die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0189" n="187"/> <p>Solcher als „Fehlschläge“ vom Preiskurant abgesetzten Nummern, immer Nummern neueren Datums, gab es noch ein paar im Laufe der Jahre, der alte Bestand aber blieb und wurde von Hampel nach einer Methode hergestellt, die schon zu Großvaters Zeiten, und vielleicht noch früher, gegolten hatte. Selbstverständlich erfolgte die Zubereitung all dieser Arkanas und Panaceen im <hi rendition="#g">eigenen</hi> Hause, welches letztere denn auch nicht blos ein Schmuckkästchen, sondern gleichzeitig eine Sehenswürdigkeit für Fremde war, die gerne bei Hampel vorsprachen und sich sein ganzes Laboranten-Gewese zeigen ließen. Unten im Vorderhause befand sich die hübsch eingerichtete Privatwohnung mit Klavier (später Harmonium), weil Hampel es liebte, Winters Choräle zu spielen und fromme Lieder zu singen. War er doch überhaupt ein Mann, in dem sich ein echt schlesischer Aberglaube, darin Rübezahl die Hauptrolle spielte, mit einem religiösen und sittenstrengen Zuge mischte. Stieg man dann von dem mit Fliesen ausgelegten Flur aus ins erste Stock hinauf, so sah man in die große halb offenstehende Tinkturenkammer mit ihren dicht besetzten Regalen, und abermals eine Treppe höher den Kräuterboden, auf dem Enzian und Arnika weit ausgebreitet lagen und Isländisch Moos in ganzen Säcken stand, die </p> </div> </body> </text> </TEI> [187/0189]
Solcher als „Fehlschläge“ vom Preiskurant abgesetzten Nummern, immer Nummern neueren Datums, gab es noch ein paar im Laufe der Jahre, der alte Bestand aber blieb und wurde von Hampel nach einer Methode hergestellt, die schon zu Großvaters Zeiten, und vielleicht noch früher, gegolten hatte. Selbstverständlich erfolgte die Zubereitung all dieser Arkanas und Panaceen im eigenen Hause, welches letztere denn auch nicht blos ein Schmuckkästchen, sondern gleichzeitig eine Sehenswürdigkeit für Fremde war, die gerne bei Hampel vorsprachen und sich sein ganzes Laboranten-Gewese zeigen ließen. Unten im Vorderhause befand sich die hübsch eingerichtete Privatwohnung mit Klavier (später Harmonium), weil Hampel es liebte, Winters Choräle zu spielen und fromme Lieder zu singen. War er doch überhaupt ein Mann, in dem sich ein echt schlesischer Aberglaube, darin Rübezahl die Hauptrolle spielte, mit einem religiösen und sittenstrengen Zuge mischte. Stieg man dann von dem mit Fliesen ausgelegten Flur aus ins erste Stock hinauf, so sah man in die große halb offenstehende Tinkturenkammer mit ihren dicht besetzten Regalen, und abermals eine Treppe höher den Kräuterboden, auf dem Enzian und Arnika weit ausgebreitet lagen und Isländisch Moos in ganzen Säcken stand, die
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Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_reise_1894/189>, abgerufen am 25.07.2024. |