Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894.schrocken, als ich im selben Augenblick einen Feuerschein über den Parkbäumen wahrnahm und nun auch in aller Deutlichkeit hörte, daß es die Feuerglocke war, die mir das Summen und Dröhnen im Kopfe verursacht hatte. Da hinaus lag die Liebesinsel und keine fünfzig Schritte weiter rechts standen die Dorfscheunen am Rande des Parkes hin. Ich lief treppab, um zu fragen; aber niemand war da, den alten Hühnerhund abgerechnet, der mir, von seiner Binsenmatte her, wedelnd entgegenkam und mich ansah, als ob er fragen wolle, ,was denn eigentlich los sei?' "Ja, Caro, wer es wüßte! Ich weiß es auch nicht." So trat ich denn, um doch etwas zu thun, auf die Veranda hinaus, zählte die dumpfen, langsamen Schläge, die sich fortpflanzten und mitunter war es mir, als ob auch von Bins- und Minsleben her die Sturmglocke dazwischen klänge. So horchend und zählend, sah ich endlich, daß Maud und Alice den schräg über die Parkwiese laufenden Kiesweg herunterkamen. Gott sei Dank. Und nun sprangen sie, während sie schon von drüben her grüßten, in die Strickfähre und zogen sich bis zu mir herüber. "Ich bitt' Euch Kinder, was giebt es?" "Alles schon vorbei." schrocken, als ich im selben Augenblick einen Feuerschein über den Parkbäumen wahrnahm und nun auch in aller Deutlichkeit hörte, daß es die Feuerglocke war, die mir das Summen und Dröhnen im Kopfe verursacht hatte. Da hinaus lag die Liebesinsel und keine fünfzig Schritte weiter rechts standen die Dorfscheunen am Rande des Parkes hin. Ich lief treppab, um zu fragen; aber niemand war da, den alten Hühnerhund abgerechnet, der mir, von seiner Binsenmatte her, wedelnd entgegenkam und mich ansah, als ob er fragen wolle, ‚was denn eigentlich los sei?‘ „Ja, Caro, wer es wüßte! Ich weiß es auch nicht.“ So trat ich denn, um doch etwas zu thun, auf die Veranda hinaus, zählte die dumpfen, langsamen Schläge, die sich fortpflanzten und mitunter war es mir, als ob auch von Bins- und Minsleben her die Sturmglocke dazwischen klänge. So horchend und zählend, sah ich endlich, daß Maud und Alice den schräg über die Parkwiese laufenden Kiesweg herunterkamen. Gott sei Dank. Und nun sprangen sie, während sie schon von drüben her grüßten, in die Strickfähre und zogen sich bis zu mir herüber. „Ich bitt’ Euch Kinder, was giebt es?“ „Alles schon vorbei.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0119" n="117"/> schrocken, als ich im selben Augenblick einen Feuerschein über den Parkbäumen wahrnahm und nun auch in aller Deutlichkeit hörte, daß es die Feuerglocke war, die mir das Summen und Dröhnen im Kopfe verursacht hatte. Da hinaus lag die Liebesinsel und keine fünfzig Schritte weiter rechts standen die Dorfscheunen am Rande des Parkes hin. Ich lief treppab, um zu fragen; aber niemand war da, den alten Hühnerhund abgerechnet, der mir, von seiner Binsenmatte her, wedelnd entgegenkam und mich ansah, als ob er fragen wolle, ‚was denn eigentlich los sei?‘ „Ja, Caro, wer es wüßte! Ich weiß es auch nicht.“</p><lb/> <p>So trat ich denn, um doch etwas zu thun, auf die Veranda hinaus, zählte die dumpfen, langsamen Schläge, die sich fortpflanzten und mitunter war es mir, als ob auch von Bins- und Minsleben her die Sturmglocke dazwischen klänge.</p><lb/> <p>So horchend und zählend, sah ich endlich, daß Maud und Alice den schräg über die Parkwiese laufenden Kiesweg herunterkamen. Gott sei Dank. Und nun sprangen sie, während sie schon von drüben her grüßten, in die Strickfähre und zogen sich bis zu mir herüber.</p><lb/> <p>„Ich bitt’ Euch Kinder, was giebt es?“</p><lb/> <p>„Alles schon vorbei.“</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [117/0119]
schrocken, als ich im selben Augenblick einen Feuerschein über den Parkbäumen wahrnahm und nun auch in aller Deutlichkeit hörte, daß es die Feuerglocke war, die mir das Summen und Dröhnen im Kopfe verursacht hatte. Da hinaus lag die Liebesinsel und keine fünfzig Schritte weiter rechts standen die Dorfscheunen am Rande des Parkes hin. Ich lief treppab, um zu fragen; aber niemand war da, den alten Hühnerhund abgerechnet, der mir, von seiner Binsenmatte her, wedelnd entgegenkam und mich ansah, als ob er fragen wolle, ‚was denn eigentlich los sei?‘ „Ja, Caro, wer es wüßte! Ich weiß es auch nicht.“
So trat ich denn, um doch etwas zu thun, auf die Veranda hinaus, zählte die dumpfen, langsamen Schläge, die sich fortpflanzten und mitunter war es mir, als ob auch von Bins- und Minsleben her die Sturmglocke dazwischen klänge.
So horchend und zählend, sah ich endlich, daß Maud und Alice den schräg über die Parkwiese laufenden Kiesweg herunterkamen. Gott sei Dank. Und nun sprangen sie, während sie schon von drüben her grüßten, in die Strickfähre und zogen sich bis zu mir herüber.
„Ich bitt’ Euch Kinder, was giebt es?“
„Alles schon vorbei.“
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(2014-01-22T15:28:28Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
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Weitere Informationen:Theodor Fontane: Von vor und nach der Reise. Plaudereien und kleine Geschichten. Hrsg. von Walter Hettche und Gabriele Radecke. Berlin 2007 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 19]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Anmerkungen zur Transkription:
Auslassungszeichen im Text werden einheitlich als U+2026 <…> (HORIZONTAL ELLIPSIS) wiedergegeben.
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