Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894.heraustreten zu sehen, wenn eine Prinzessin vorbeifährt? Um was geht man denn aufs Land? Um frischer Luft willen. Und nun haben Sie sie, können sie jeden Augenblick in vollen Zügen trinken und wollen den Erfrischungsbecher, um dessentwillen Sie hier sind, freventlich zurückschieben. Ich sehe wohl, ich bin zu rechter Zeit gekommen. Und wäre ich gleich hier gewesen, so säh' es bereits anders mit Ihnen aus. Luft, Wasser, Bewegung, - alles andere ist Gift. Ich wecke Sie morgen früh und dann beginnen wir unsere Kur. Um sechs Uhr ein Bad, natürlich kalt, daß uns die Zähne klappern, und dann abgerieben, bis wir rot wie die Krebse sind, und dann angezogen und eine Stunde durch den Park. Und danach das Frühstück. Und wenn wir dann morgen Mittag einen Zug hier haben, daß die Servietten flattern, als hingen sie noch draußen auf der Leine - glauben Sie mir, es thut Ihnen nichts. Immer nur Courage haben und Vertrauen zu sich selbst. In jedem von uns steckt ein Held und ein Weichling, und es ist ganz in unseren Willen gegeben, ob wir's mit der Kraft oder mit der Unkraft halten wollen. Ich habe meine Wahl getroffen und hab' auch schon manchen bekehrt. Und nun sind Sie dran, das heißt am Bekehrtwerden zu Kraft und Genesung und in vierzehn Tagen ist heraustreten zu sehen, wenn eine Prinzessin vorbeifährt? Um was geht man denn aufs Land? Um frischer Luft willen. Und nun haben Sie sie, können sie jeden Augenblick in vollen Zügen trinken und wollen den Erfrischungsbecher, um dessentwillen Sie hier sind, freventlich zurückschieben. Ich sehe wohl, ich bin zu rechter Zeit gekommen. Und wäre ich gleich hier gewesen, so säh’ es bereits anders mit Ihnen aus. Luft, Wasser, Bewegung, – alles andere ist Gift. Ich wecke Sie morgen früh und dann beginnen wir unsere Kur. Um sechs Uhr ein Bad, natürlich kalt, daß uns die Zähne klappern, und dann abgerieben, bis wir rot wie die Krebse sind, und dann angezogen und eine Stunde durch den Park. Und danach das Frühstück. Und wenn wir dann morgen Mittag einen Zug hier haben, daß die Servietten flattern, als hingen sie noch draußen auf der Leine – glauben Sie mir, es thut Ihnen nichts. Immer nur Courage haben und Vertrauen zu sich selbst. In jedem von uns steckt ein Held und ein Weichling, und es ist ganz in unseren Willen gegeben, ob wir’s mit der Kraft oder mit der Unkraft halten wollen. Ich habe meine Wahl getroffen und hab’ auch schon manchen bekehrt. Und nun sind Sie dran, das heißt am Bekehrtwerden zu Kraft und Genesung und in vierzehn Tagen ist <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0101" n="99"/> heraustreten zu sehen, wenn eine Prinzessin vorbeifährt? Um was geht man denn aufs Land? Um frischer Luft willen. Und nun haben Sie sie, können sie jeden Augenblick in vollen Zügen trinken und wollen den Erfrischungsbecher, um dessentwillen Sie hier sind, freventlich zurückschieben. Ich sehe wohl, ich bin zu rechter Zeit gekommen. Und wäre ich gleich hier gewesen, so säh’ es bereits anders mit Ihnen aus. Luft, Wasser, Bewegung, – alles andere ist Gift. Ich wecke Sie morgen früh und dann beginnen wir unsere Kur. Um sechs Uhr ein Bad, natürlich kalt, daß uns die Zähne klappern, und dann abgerieben, bis wir rot wie die Krebse sind, und dann angezogen und eine Stunde durch den Park. Und danach das Frühstück. Und wenn wir dann morgen Mittag einen Zug hier haben, daß die Servietten flattern, als hingen sie noch draußen auf der Leine – glauben Sie mir, es thut Ihnen nichts. Immer nur Courage haben und Vertrauen zu sich selbst. In jedem von uns steckt ein Held und ein Weichling, und es ist ganz in unseren Willen gegeben, ob wir’s mit der Kraft oder mit der Unkraft halten wollen. Ich habe meine Wahl getroffen und hab’ auch schon manchen bekehrt. Und nun sind <hi rendition="#g">Sie</hi> dran, das heißt am Bekehrtwerden zu Kraft und Genesung und in vierzehn Tagen ist </p> </div> </body> </text> </TEI> [99/0101]
heraustreten zu sehen, wenn eine Prinzessin vorbeifährt? Um was geht man denn aufs Land? Um frischer Luft willen. Und nun haben Sie sie, können sie jeden Augenblick in vollen Zügen trinken und wollen den Erfrischungsbecher, um dessentwillen Sie hier sind, freventlich zurückschieben. Ich sehe wohl, ich bin zu rechter Zeit gekommen. Und wäre ich gleich hier gewesen, so säh’ es bereits anders mit Ihnen aus. Luft, Wasser, Bewegung, – alles andere ist Gift. Ich wecke Sie morgen früh und dann beginnen wir unsere Kur. Um sechs Uhr ein Bad, natürlich kalt, daß uns die Zähne klappern, und dann abgerieben, bis wir rot wie die Krebse sind, und dann angezogen und eine Stunde durch den Park. Und danach das Frühstück. Und wenn wir dann morgen Mittag einen Zug hier haben, daß die Servietten flattern, als hingen sie noch draußen auf der Leine – glauben Sie mir, es thut Ihnen nichts. Immer nur Courage haben und Vertrauen zu sich selbst. In jedem von uns steckt ein Held und ein Weichling, und es ist ganz in unseren Willen gegeben, ob wir’s mit der Kraft oder mit der Unkraft halten wollen. Ich habe meine Wahl getroffen und hab’ auch schon manchen bekehrt. Und nun sind Sie dran, das heißt am Bekehrtwerden zu Kraft und Genesung und in vierzehn Tagen ist
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Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_reise_1894/101>, abgerufen am 16.02.2025. |