Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902.er dir diese Reise gegönnt. Er wäre nun schon der Beste von der Familie, ganz anders ..." "Wie Leo ..." "Ja, ganz anders. Aber du kannst doch bleiben, wie du bist. So sind alle alten Mütter; die Thunichtgute sind ihnen immer die liebsten, wenn sie nebenher nur das Herz auf dem rechten Fleck haben. Und das hast du. Du taugst nichts, aber du bist ein lieber Kerl. Und nun gute Nacht, mein Junge." Er streichelte sie und gab ihr einen Kuß und dann ging er mit der jüngsten Schwester, die seine besondere Vertraute war, nach vorn, um da für den Abreisemorgen alles in Ordnung zu bringen. Als sie mit dem Kofferpacken fertig waren, nahm Manon Leos Hand und sagte: "Setz dich da in die Sofaecke; ich muß noch ein paar Worte mit dir sprechen." "Brrr. Das klingt ja ganz ernsthaft. Jst es so was?" "Ja, es ist so was. Freilich in deinen Augen kaum. Und nun höre zu, ganz aufmerksam. Jch bin nämlich einigermaßen in Sorge, daß du, deiner ewigen Schulden halber, falsche Schritte thust. Und noch dazu in Thorn. Jch bitte dich, übereile nichts. er dir diese Reise gegönnt. Er wäre nun schon der Beste von der Familie, ganz anders …“ „Wie Leo …“ „Ja, ganz anders. Aber du kannst doch bleiben, wie du bist. So sind alle alten Mütter; die Thunichtgute sind ihnen immer die liebsten, wenn sie nebenher nur das Herz auf dem rechten Fleck haben. Und das hast du. Du taugst nichts, aber du bist ein lieber Kerl. Und nun gute Nacht, mein Junge.“ Er streichelte sie und gab ihr einen Kuß und dann ging er mit der jüngsten Schwester, die seine besondere Vertraute war, nach vorn, um da für den Abreisemorgen alles in Ordnung zu bringen. Als sie mit dem Kofferpacken fertig waren, nahm Manon Leos Hand und sagte: „Setz dich da in die Sofaecke; ich muß noch ein paar Worte mit dir sprechen.“ „Brrr. Das klingt ja ganz ernsthaft. Jst es so was?“ „Ja, es ist so was. Freilich in deinen Augen kaum. Und nun höre zu, ganz aufmerksam. Jch bin nämlich einigermaßen in Sorge, daß du, deiner ewigen Schulden halber, falsche Schritte thust. Und noch dazu in Thorn. Jch bitte dich, übereile nichts. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0095" n="88"/> er dir diese Reise gegönnt. Er wäre nun schon der Beste von der Familie, ganz anders …“</p><lb/> <p>„Wie Leo …“</p><lb/> <p>„Ja, ganz anders. Aber du kannst doch bleiben, wie du bist. So sind alle alten Mütter; die Thunichtgute sind ihnen immer die liebsten, wenn sie nebenher nur das Herz auf dem rechten Fleck haben. Und das hast du. Du taugst nichts, aber du bist ein lieber Kerl. Und nun gute Nacht, mein Junge.“</p><lb/> <p>Er streichelte sie und gab ihr einen Kuß und dann ging er mit der jüngsten Schwester, die seine besondere Vertraute war, nach vorn, um da für den Abreisemorgen alles in Ordnung zu bringen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Als sie mit dem Kofferpacken fertig waren, nahm Manon Leos Hand und sagte: „Setz dich da in die Sofaecke; ich muß noch ein paar Worte mit dir sprechen.“</p><lb/> <p>„Brrr. Das klingt ja ganz ernsthaft. Jst es so was?“</p><lb/> <p>„Ja, es ist so was. Freilich in deinen Augen kaum. Und nun höre zu, ganz aufmerksam. Jch bin nämlich einigermaßen in Sorge, daß du, deiner ewigen Schulden halber, falsche Schritte thust. Und noch dazu in Thorn. Jch bitte dich, übereile nichts.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [88/0095]
er dir diese Reise gegönnt. Er wäre nun schon der Beste von der Familie, ganz anders …“
„Wie Leo …“
„Ja, ganz anders. Aber du kannst doch bleiben, wie du bist. So sind alle alten Mütter; die Thunichtgute sind ihnen immer die liebsten, wenn sie nebenher nur das Herz auf dem rechten Fleck haben. Und das hast du. Du taugst nichts, aber du bist ein lieber Kerl. Und nun gute Nacht, mein Junge.“
Er streichelte sie und gab ihr einen Kuß und dann ging er mit der jüngsten Schwester, die seine besondere Vertraute war, nach vorn, um da für den Abreisemorgen alles in Ordnung zu bringen.
Als sie mit dem Kofferpacken fertig waren, nahm Manon Leos Hand und sagte: „Setz dich da in die Sofaecke; ich muß noch ein paar Worte mit dir sprechen.“
„Brrr. Das klingt ja ganz ernsthaft. Jst es so was?“
„Ja, es ist so was. Freilich in deinen Augen kaum. Und nun höre zu, ganz aufmerksam. Jch bin nämlich einigermaßen in Sorge, daß du, deiner ewigen Schulden halber, falsche Schritte thust. Und noch dazu in Thorn. Jch bitte dich, übereile nichts.
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(2018-07-25T11:03:16Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T11:03:16Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Die Poggenpuhls. Hrsg. von Gabriele Radecke. Berlin 2006 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 16]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst). Anmerkungen zur Transkription:
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