Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902.steht der alte Kaiser am Fenster und grüßt uns. Oder wir können's uns wenigstens einbilden." Unter diesen Worten hatten sich Leo und Manon erhoben. "Kommt nicht zu spät; zwei Uhr," mahnte Sophie, was denn auch versprochen wurde. Leo und Manon hielten Zeit und Punkt zwei ging man zu Tisch. Es war in der guten Stube gedeckt, in der Mitte eine Torte, links und rechts die Erika und die Primel. Der Sohrsche sah aus seinem Rahmen herab und lächelte. Gleich nach der Suppe wurde der Glasteller mit der kleinen Repräsentationsweinflasche von dem Schreibtisch heruntergenommen und vor Leo hingestellt, der mit vieler Würde bemerkte: "Wenn dies mir gilt, so muß ich es zurückweisen; wenn es aber wegen Mamas Geburtstag ist, auf deren Wohl wir trinken müssen, so kann es stehn bleiben." Und während noch darüber parlamentiert und Leos Widerstand beseitigt wurde, kam Friederike und brachte die Ente. "Wovon willst du?" fragte Sophie. "Keule, wenn ich bitten darf. Jch finde nämlich, wer um die Keule bittet, fährt immer am besten. steht der alte Kaiser am Fenster und grüßt uns. Oder wir können’s uns wenigstens einbilden.“ Unter diesen Worten hatten sich Leo und Manon erhoben. „Kommt nicht zu spät; zwei Uhr,“ mahnte Sophie, was denn auch versprochen wurde. Leo und Manon hielten Zeit und Punkt zwei ging man zu Tisch. Es war in der guten Stube gedeckt, in der Mitte eine Torte, links und rechts die Erika und die Primel. Der Sohrsche sah aus seinem Rahmen herab und lächelte. Gleich nach der Suppe wurde der Glasteller mit der kleinen Repräsentationsweinflasche von dem Schreibtisch heruntergenommen und vor Leo hingestellt, der mit vieler Würde bemerkte: „Wenn dies mir gilt, so muß ich es zurückweisen; wenn es aber wegen Mamas Geburtstag ist, auf deren Wohl wir trinken müssen, so kann es stehn bleiben.“ Und während noch darüber parlamentiert und Leos Widerstand beseitigt wurde, kam Friederike und brachte die Ente. „Wovon willst du?“ fragte Sophie. „Keule, wenn ich bitten darf. Jch finde nämlich, wer um die Keule bittet, fährt immer am besten. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0063" n="56"/> steht der alte Kaiser am Fenster und grüßt uns. Oder wir können’s uns wenigstens einbilden.“</p><lb/> <p>Unter diesen Worten hatten sich Leo und Manon erhoben.</p><lb/> <p>„Kommt nicht zu spät; zwei Uhr,“ mahnte Sophie, was denn auch versprochen wurde.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Leo und Manon hielten Zeit und Punkt zwei ging man zu Tisch. Es war in der guten Stube gedeckt, in der Mitte eine Torte, links und rechts die Erika und die Primel. Der Sohrsche sah aus seinem Rahmen herab und lächelte.</p><lb/> <p>Gleich nach der Suppe wurde der Glasteller mit der kleinen Repräsentationsweinflasche von dem Schreibtisch heruntergenommen und vor Leo hingestellt, der mit vieler Würde bemerkte: „Wenn dies <hi rendition="#g">mir</hi> gilt, so muß ich es zurückweisen; wenn es aber wegen Mamas Geburtstag ist, auf deren Wohl wir trinken müssen, so kann es stehn bleiben.“</p><lb/> <p>Und während noch darüber parlamentiert und Leos Widerstand beseitigt wurde, kam Friederike und brachte die Ente.</p><lb/> <p>„Wovon willst du?“ fragte Sophie.</p><lb/> <p>„Keule, wenn ich bitten darf. Jch finde nämlich, wer um die Keule bittet, fährt immer am besten.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [56/0063]
steht der alte Kaiser am Fenster und grüßt uns. Oder wir können’s uns wenigstens einbilden.“
Unter diesen Worten hatten sich Leo und Manon erhoben.
„Kommt nicht zu spät; zwei Uhr,“ mahnte Sophie, was denn auch versprochen wurde.
Leo und Manon hielten Zeit und Punkt zwei ging man zu Tisch. Es war in der guten Stube gedeckt, in der Mitte eine Torte, links und rechts die Erika und die Primel. Der Sohrsche sah aus seinem Rahmen herab und lächelte.
Gleich nach der Suppe wurde der Glasteller mit der kleinen Repräsentationsweinflasche von dem Schreibtisch heruntergenommen und vor Leo hingestellt, der mit vieler Würde bemerkte: „Wenn dies mir gilt, so muß ich es zurückweisen; wenn es aber wegen Mamas Geburtstag ist, auf deren Wohl wir trinken müssen, so kann es stehn bleiben.“
Und während noch darüber parlamentiert und Leos Widerstand beseitigt wurde, kam Friederike und brachte die Ente.
„Wovon willst du?“ fragte Sophie.
„Keule, wenn ich bitten darf. Jch finde nämlich, wer um die Keule bittet, fährt immer am besten.
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(2018-07-25T11:03:16Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T11:03:16Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Die Poggenpuhls. Hrsg. von Gabriele Radecke. Berlin 2006 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 16]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst). Anmerkungen zur Transkription:
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