Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902.in der Weihnachtszeit wurde immer geschlachtet und ich konnte das Gequietsche der armen Biester mitunter gar nicht mehr mit anhören und Funke immer in Person dabei. Und nun doch gerührt. Uebrigens war die frische Wurst und besonders der Preßkopf ganz vorzüglich. Jn Bezug auf Verpflegung bleibt hier in Thorn überhaupt nichts zu wünschen übrig, nur der Geist darbt und das Herz darbt. Ueberhaupt scheint darben mein Los. Ach, Mutter, warum bist du keine geborene Bleichröder? ..." "Empörend," unterbrach hier Therese ihre Vorlesung. "Wir haben schon Manon mit ihren ewigen Bartensteins und nun fängt Leo auch noch an." "Daß wir Bartensteins haben, ist ganz gut. Lies lieber weiter." "... Also Heilig Abend war es nichts. Jndessen das Jahr hat auch noch andre große Tage. Der größte aber ist der 4. Januar, wo meine gute Alte, geborene Pütter, geboren wurde. Dieser Tag ist übermorgen und ich werde gestiefelt und gespornt antreten, um meine Glückwünsche persönlich überbringen zu können." "Nicht zu glauben. Weihnachten kein Geld und zwei Tage nach Neujahr, wo doch die vielen Rechnungen kommen, will er die teure Reise machen." "Es wird sich ja wohl alles aufklären, Mama," in der Weihnachtszeit wurde immer geschlachtet und ich konnte das Gequietsche der armen Biester mitunter gar nicht mehr mit anhören und Funke immer in Person dabei. Und nun doch gerührt. Uebrigens war die frische Wurst und besonders der Preßkopf ganz vorzüglich. Jn Bezug auf Verpflegung bleibt hier in Thorn überhaupt nichts zu wünschen übrig, nur der Geist darbt und das Herz darbt. Ueberhaupt scheint darben mein Los. Ach, Mutter, warum bist du keine geborene Bleichröder? …“ „Empörend,“ unterbrach hier Therese ihre Vorlesung. „Wir haben schon Manon mit ihren ewigen Bartensteins und nun fängt Leo auch noch an.“ „Daß wir Bartensteins haben, ist ganz gut. Lies lieber weiter.“ „… Also Heilig Abend war es nichts. Jndessen das Jahr hat auch noch andre große Tage. Der größte aber ist der 4. Januar, wo meine gute Alte, geborene Pütter, geboren wurde. Dieser Tag ist übermorgen und ich werde gestiefelt und gespornt antreten, um meine Glückwünsche persönlich überbringen zu können.“ „Nicht zu glauben. Weihnachten kein Geld und zwei Tage nach Neujahr, wo doch die vielen Rechnungen kommen, will er die teure Reise machen.“ „Es wird sich ja wohl alles aufklären, Mama,“ <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0027" n="20"/> in der Weihnachtszeit wurde immer geschlachtet und ich konnte das Gequietsche der armen Biester mitunter gar nicht mehr mit anhören und Funke immer in Person dabei. Und nun doch gerührt. Uebrigens war die frische Wurst und besonders der Preßkopf ganz vorzüglich. Jn Bezug auf Verpflegung bleibt hier in Thorn überhaupt nichts zu wünschen übrig, nur der Geist darbt und das Herz darbt. Ueberhaupt scheint darben mein Los. Ach, Mutter, warum bist du keine geborene Bleichröder? …“</p><lb/> <p>„Empörend,“ unterbrach hier Therese ihre Vorlesung. „Wir haben schon Manon mit ihren ewigen Bartensteins und nun fängt Leo auch noch an.“</p><lb/> <p>„Daß wir Bartensteins haben, ist ganz gut. Lies lieber weiter.“</p><lb/> <p>„… Also Heilig Abend war es nichts. Jndessen das Jahr hat auch noch andre große Tage. Der größte aber ist der 4. Januar, wo meine gute Alte, geborene Pütter, geboren wurde. Dieser Tag ist übermorgen und ich werde gestiefelt und gespornt antreten, um meine Glückwünsche persönlich überbringen zu können.“</p><lb/> <p>„Nicht zu glauben. Weihnachten kein Geld und zwei Tage nach Neujahr, wo doch die vielen Rechnungen kommen, will er die teure Reise machen.“</p><lb/> <p>„Es wird sich ja wohl alles aufklären, Mama,“<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [20/0027]
in der Weihnachtszeit wurde immer geschlachtet und ich konnte das Gequietsche der armen Biester mitunter gar nicht mehr mit anhören und Funke immer in Person dabei. Und nun doch gerührt. Uebrigens war die frische Wurst und besonders der Preßkopf ganz vorzüglich. Jn Bezug auf Verpflegung bleibt hier in Thorn überhaupt nichts zu wünschen übrig, nur der Geist darbt und das Herz darbt. Ueberhaupt scheint darben mein Los. Ach, Mutter, warum bist du keine geborene Bleichröder? …“
„Empörend,“ unterbrach hier Therese ihre Vorlesung. „Wir haben schon Manon mit ihren ewigen Bartensteins und nun fängt Leo auch noch an.“
„Daß wir Bartensteins haben, ist ganz gut. Lies lieber weiter.“
„… Also Heilig Abend war es nichts. Jndessen das Jahr hat auch noch andre große Tage. Der größte aber ist der 4. Januar, wo meine gute Alte, geborene Pütter, geboren wurde. Dieser Tag ist übermorgen und ich werde gestiefelt und gespornt antreten, um meine Glückwünsche persönlich überbringen zu können.“
„Nicht zu glauben. Weihnachten kein Geld und zwei Tage nach Neujahr, wo doch die vielen Rechnungen kommen, will er die teure Reise machen.“
„Es wird sich ja wohl alles aufklären, Mama,“
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Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_poggenpuhls_1897/27>, abgerufen am 17.02.2025. |