Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902.in fünfprozentigen Papieren bei meinem Bankier in Breslau deponiert habe. Sie werden davon, vom ersten Oktober an, die vierteljährlichen Zinsen empfangen, so daß sich Jhre Jahreseinnahmen um etwa sechshundert Thaler verbessern werden. Das Kapital ist unkündbar. Nur im Falle sich eine Jhrer Töchter verheiraten sollte, wird ihr ihr Anteil ausgezahlt. Wenn sich alle drei verheiraten, würde für Sie, meine gnädige Frau, nur ein Geringes übrig bleiben, aber Jhnen verbliebe dann die ganze staatliche Pension und ich weiß von vielen Jahren her, wie anspruchslos Sie Jhr Leben einzurichten wissen." Die Majorin war so gerührt, daß sie stumm dasaß und vor sich hin blickte, während die Generalin fortfuhr: "Dann sind da freilich noch die Söhne, und die sollen nicht vergessen sein. Aber das ist eine Privatsache, die das andre nicht berührt; sie werden sich mit kleinen einmaligen Geschenken ihrer Tante begnügen müssen. Jch habe vor, an Wendelin, der ein guter Wirt ist und den Wert des Geldes kennt, tausend Thaler zu schicken, an Leo fünfhundert. Leo wird sich davon einen guten Tag machen; er ist ein Leichtfuß, woran ich aber keine moralischen Betrachtungen knüpfe, denn auch die Leichtfüße sind mir sympathisch, vorausgesetzt, daß Anstand und gute Gesinnung in dem leichten Leben nicht untergehen. Für meine in fünfprozentigen Papieren bei meinem Bankier in Breslau deponiert habe. Sie werden davon, vom ersten Oktober an, die vierteljährlichen Zinsen empfangen, so daß sich Jhre Jahreseinnahmen um etwa sechshundert Thaler verbessern werden. Das Kapital ist unkündbar. Nur im Falle sich eine Jhrer Töchter verheiraten sollte, wird ihr ihr Anteil ausgezahlt. Wenn sich alle drei verheiraten, würde für Sie, meine gnädige Frau, nur ein Geringes übrig bleiben, aber Jhnen verbliebe dann die ganze staatliche Pension und ich weiß von vielen Jahren her, wie anspruchslos Sie Jhr Leben einzurichten wissen.“ Die Majorin war so gerührt, daß sie stumm dasaß und vor sich hin blickte, während die Generalin fortfuhr: „Dann sind da freilich noch die Söhne, und die sollen nicht vergessen sein. Aber das ist eine Privatsache, die das andre nicht berührt; sie werden sich mit kleinen einmaligen Geschenken ihrer Tante begnügen müssen. Jch habe vor, an Wendelin, der ein guter Wirt ist und den Wert des Geldes kennt, tausend Thaler zu schicken, an Leo fünfhundert. Leo wird sich davon einen guten Tag machen; er ist ein Leichtfuß, woran ich aber keine moralischen Betrachtungen knüpfe, denn auch die Leichtfüße sind mir sympathisch, vorausgesetzt, daß Anstand und gute Gesinnung in dem leichten Leben nicht untergehen. Für meine <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0170" n="163"/> in fünfprozentigen Papieren bei meinem Bankier in Breslau deponiert habe. Sie werden davon, vom ersten Oktober an, die vierteljährlichen Zinsen empfangen, so daß sich Jhre Jahreseinnahmen um etwa sechshundert Thaler verbessern werden. Das Kapital ist unkündbar. Nur im Falle sich eine Jhrer Töchter verheiraten sollte, wird ihr ihr Anteil ausgezahlt. Wenn sich alle drei verheiraten, würde für Sie, meine gnädige Frau, nur ein Geringes übrig bleiben, aber Jhnen verbliebe dann die ganze staatliche Pension und ich weiß von vielen Jahren her, wie anspruchslos Sie Jhr Leben einzurichten wissen.“</p><lb/> <p>Die Majorin war so gerührt, daß sie stumm dasaß und vor sich hin blickte, während die Generalin fortfuhr: „Dann sind da freilich noch die Söhne, und die sollen nicht vergessen sein. Aber das ist eine Privatsache, die das andre nicht berührt; sie werden sich mit kleinen einmaligen Geschenken ihrer Tante begnügen müssen. Jch habe vor, an Wendelin, der ein guter Wirt ist und den Wert des Geldes kennt, tausend Thaler zu schicken, an Leo fünfhundert. Leo wird sich davon einen guten Tag machen; er ist ein Leichtfuß, woran ich aber keine moralischen Betrachtungen knüpfe, denn auch die Leichtfüße sind mir sympathisch, vorausgesetzt, daß Anstand und gute Gesinnung in dem leichten Leben nicht untergehen. Für meine<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [163/0170]
in fünfprozentigen Papieren bei meinem Bankier in Breslau deponiert habe. Sie werden davon, vom ersten Oktober an, die vierteljährlichen Zinsen empfangen, so daß sich Jhre Jahreseinnahmen um etwa sechshundert Thaler verbessern werden. Das Kapital ist unkündbar. Nur im Falle sich eine Jhrer Töchter verheiraten sollte, wird ihr ihr Anteil ausgezahlt. Wenn sich alle drei verheiraten, würde für Sie, meine gnädige Frau, nur ein Geringes übrig bleiben, aber Jhnen verbliebe dann die ganze staatliche Pension und ich weiß von vielen Jahren her, wie anspruchslos Sie Jhr Leben einzurichten wissen.“
Die Majorin war so gerührt, daß sie stumm dasaß und vor sich hin blickte, während die Generalin fortfuhr: „Dann sind da freilich noch die Söhne, und die sollen nicht vergessen sein. Aber das ist eine Privatsache, die das andre nicht berührt; sie werden sich mit kleinen einmaligen Geschenken ihrer Tante begnügen müssen. Jch habe vor, an Wendelin, der ein guter Wirt ist und den Wert des Geldes kennt, tausend Thaler zu schicken, an Leo fünfhundert. Leo wird sich davon einen guten Tag machen; er ist ein Leichtfuß, woran ich aber keine moralischen Betrachtungen knüpfe, denn auch die Leichtfüße sind mir sympathisch, vorausgesetzt, daß Anstand und gute Gesinnung in dem leichten Leben nicht untergehen. Für meine
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Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_poggenpuhls_1897/170>, abgerufen am 27.07.2024. |