Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902.zu: "Pommerscher Junkerhochmut." Denn die Schlesier haben keine Junker. Oder wenigstens keine ganz echten. Alle waren übrigens mit der Feier zufrieden, einen Kirchenältesten ausgenommen, der nicht darüber weg konnte, daß auch der "alte Kathol'sche" gesprochen habe. Das ginge nicht. Wenn man das einreißen lasse, so setze man sich in die Nesseln und die "Simonie" sei fertig. Was er darunter eigentlich verstand, konnte nicht aufgeklärt werden. Gleich nach der Feier in der Kirche wurde ein Jmbiß genommen, Mittagstafel fiel aus, und als die Gäste wieder fort waren, zogen sich die beiden alten Damen, die Generalin und die Majorin, in ihre Zimmer zurück. Sie bedurften der Ruhe, wollten allein sein. Sophie hatte noch in der Wirtschaft zu thun, und so blieben nur Manon und Therese, die sich alsbald zu einem Spaziergange an dem von einem Wässerchen umzogenen Außenrande des Parkes hin entschlossen. Es mochte gegen 4 Uhr sein, die Sonne neigte sich schon und schien durch hohe Silberpappeln. Kein Lüftchen ging, alles still, nur von einer benachbarten Schmiede her hörte man ein Hämmern und Pinken und ganz zuletzt, als man weiter und schon bis in die Nähe der Felder gekommen war, auch das zu: „Pommerscher Junkerhochmut.“ Denn die Schlesier haben keine Junker. Oder wenigstens keine ganz echten. Alle waren übrigens mit der Feier zufrieden, einen Kirchenältesten ausgenommen, der nicht darüber weg konnte, daß auch der „alte Kathol’sche“ gesprochen habe. Das ginge nicht. Wenn man das einreißen lasse, so setze man sich in die Nesseln und die „Simonie“ sei fertig. Was er darunter eigentlich verstand, konnte nicht aufgeklärt werden. Gleich nach der Feier in der Kirche wurde ein Jmbiß genommen, Mittagstafel fiel aus, und als die Gäste wieder fort waren, zogen sich die beiden alten Damen, die Generalin und die Majorin, in ihre Zimmer zurück. Sie bedurften der Ruhe, wollten allein sein. Sophie hatte noch in der Wirtschaft zu thun, und so blieben nur Manon und Therese, die sich alsbald zu einem Spaziergange an dem von einem Wässerchen umzogenen Außenrande des Parkes hin entschlossen. Es mochte gegen 4 Uhr sein, die Sonne neigte sich schon und schien durch hohe Silberpappeln. Kein Lüftchen ging, alles still, nur von einer benachbarten Schmiede her hörte man ein Hämmern und Pinken und ganz zuletzt, als man weiter und schon bis in die Nähe der Felder gekommen war, auch das <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0163" n="156"/> zu: „Pommerscher Junkerhochmut.“ Denn die Schlesier haben keine Junker. Oder wenigstens keine ganz echten.</p><lb/> <p>Alle waren übrigens mit der Feier zufrieden, einen Kirchenältesten ausgenommen, der nicht darüber weg konnte, daß auch der „alte Kathol’sche“ gesprochen habe. Das ginge nicht. Wenn man das einreißen lasse, so setze man sich in die Nesseln und die „Simonie“ sei fertig. Was er darunter eigentlich verstand, konnte nicht aufgeklärt werden.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Gleich nach der Feier in der Kirche wurde ein Jmbiß genommen, Mittagstafel fiel aus, und als die Gäste wieder fort waren, zogen sich die beiden alten Damen, die Generalin und die Majorin, in ihre Zimmer zurück. Sie bedurften der Ruhe, wollten allein sein. Sophie hatte noch in der Wirtschaft zu thun, und so blieben nur Manon und Therese, die sich alsbald zu einem Spaziergange an dem von einem Wässerchen umzogenen Außenrande des Parkes hin entschlossen. Es mochte gegen 4 Uhr sein, die Sonne neigte sich schon und schien durch hohe Silberpappeln. Kein Lüftchen ging, alles still, nur von einer benachbarten Schmiede her hörte man ein Hämmern und Pinken und ganz zuletzt, als man weiter und schon bis in die Nähe der Felder gekommen war, auch das<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [156/0163]
zu: „Pommerscher Junkerhochmut.“ Denn die Schlesier haben keine Junker. Oder wenigstens keine ganz echten.
Alle waren übrigens mit der Feier zufrieden, einen Kirchenältesten ausgenommen, der nicht darüber weg konnte, daß auch der „alte Kathol’sche“ gesprochen habe. Das ginge nicht. Wenn man das einreißen lasse, so setze man sich in die Nesseln und die „Simonie“ sei fertig. Was er darunter eigentlich verstand, konnte nicht aufgeklärt werden.
Gleich nach der Feier in der Kirche wurde ein Jmbiß genommen, Mittagstafel fiel aus, und als die Gäste wieder fort waren, zogen sich die beiden alten Damen, die Generalin und die Majorin, in ihre Zimmer zurück. Sie bedurften der Ruhe, wollten allein sein. Sophie hatte noch in der Wirtschaft zu thun, und so blieben nur Manon und Therese, die sich alsbald zu einem Spaziergange an dem von einem Wässerchen umzogenen Außenrande des Parkes hin entschlossen. Es mochte gegen 4 Uhr sein, die Sonne neigte sich schon und schien durch hohe Silberpappeln. Kein Lüftchen ging, alles still, nur von einer benachbarten Schmiede her hörte man ein Hämmern und Pinken und ganz zuletzt, als man weiter und schon bis in die Nähe der Felder gekommen war, auch das
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(2018-07-25T11:03:16Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T11:03:16Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Die Poggenpuhls. Hrsg. von Gabriele Radecke. Berlin 2006 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 16]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst). Anmerkungen zur Transkription:
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