Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902.manches, was diese Tage mich sonst noch erleben ließen, mündlich ausführlicher. Jch freue mich, euch alle wiederzusehen, vor allem Dich, meine liebe gute Mama. Daß ihr kommt, nehme ich als sicher an. Die Tante wünscht es dringend, und ich glaube, wir müssen ihre Wünsche respektieren. Erst aus Klugheit und dann weil sie's so sehr verdient. Das Beigeschlossene bittet sie freundlichst aus ihrer Hand annehmen zu wollen, und hofft, daß es ausreichen werde, die Reise sowie alles übrige zu bestreiten. Was ich brauche, wird aus Breslau kommen. Jhr werdet am besten übermorgen abend abreisen. Dann seid ihr am zwölften in aller Frühe hier. Jn der Mittagsstunde soll die Beisetzung erfolgen. Deine Sophie." Die Gefühlsbewegung, als Manon diesen Brief vorgelesen hatte, war bei den drei Damen eine nicht geringe, bewegte sich aber doch nach sehr verschiedenen Seiten hin. Die Mutter hing ganz einer herzlichen Trauer nach, die noch reiner gewesen wäre, wenn sich nicht manche bange Zukunftssorge mit eingemischt hätte; Manon, trotz aller Verehrung und Liebe für den Onkel, empfand es schmerzlich, einer gerade für den zwölften bei Bartensteins angesetzten manches, was diese Tage mich sonst noch erleben ließen, mündlich ausführlicher. Jch freue mich, euch alle wiederzusehen, vor allem Dich, meine liebe gute Mama. Daß ihr kommt, nehme ich als sicher an. Die Tante wünscht es dringend, und ich glaube, wir müssen ihre Wünsche respektieren. Erst aus Klugheit und dann weil sie’s so sehr verdient. Das Beigeschlossene bittet sie freundlichst aus ihrer Hand annehmen zu wollen, und hofft, daß es ausreichen werde, die Reise sowie alles übrige zu bestreiten. Was ich brauche, wird aus Breslau kommen. Jhr werdet am besten übermorgen abend abreisen. Dann seid ihr am zwölften in aller Frühe hier. Jn der Mittagsstunde soll die Beisetzung erfolgen. Deine Sophie.“ Die Gefühlsbewegung, als Manon diesen Brief vorgelesen hatte, war bei den drei Damen eine nicht geringe, bewegte sich aber doch nach sehr verschiedenen Seiten hin. Die Mutter hing ganz einer herzlichen Trauer nach, die noch reiner gewesen wäre, wenn sich nicht manche bange Zukunftssorge mit eingemischt hätte; Manon, trotz aller Verehrung und Liebe für den Onkel, empfand es schmerzlich, einer gerade für den zwölften bei Bartensteins angesetzten <TEI> <text> <body> <div> <floatingText> <body> <div type="letter"> <p><pb facs="#f0153" n="146"/> manches, was diese Tage mich sonst noch erleben ließen, mündlich ausführlicher. Jch freue mich, euch alle wiederzusehen, vor allem Dich, meine liebe gute Mama. Daß ihr kommt, nehme ich als sicher an. Die Tante wünscht es dringend, und ich glaube, wir müssen ihre Wünsche respektieren. Erst aus Klugheit und dann weil sie’s so sehr verdient. Das Beigeschlossene bittet sie freundlichst aus ihrer Hand annehmen zu wollen, und hofft, daß es ausreichen werde, die Reise sowie alles übrige zu bestreiten. Was <hi rendition="#g">ich</hi> brauche, wird aus Breslau kommen. Jhr werdet am besten übermorgen abend abreisen. Dann seid ihr am zwölften in aller Frühe hier. Jn der Mittagsstunde soll die Beisetzung erfolgen.</p><lb/> <closer> <signed>Deine Sophie.“</signed> </closer><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </body> </floatingText> <p>Die Gefühlsbewegung, als Manon diesen Brief vorgelesen hatte, war bei den drei Damen eine nicht geringe, bewegte sich aber doch nach sehr verschiedenen Seiten hin. Die Mutter hing ganz einer herzlichen Trauer nach, die noch reiner gewesen wäre, wenn sich nicht manche bange Zukunftssorge mit eingemischt hätte; Manon, trotz aller Verehrung und Liebe für den Onkel, empfand es schmerzlich, einer gerade für den zwölften bei Bartensteins angesetzten<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [146/0153]
manches, was diese Tage mich sonst noch erleben ließen, mündlich ausführlicher. Jch freue mich, euch alle wiederzusehen, vor allem Dich, meine liebe gute Mama. Daß ihr kommt, nehme ich als sicher an. Die Tante wünscht es dringend, und ich glaube, wir müssen ihre Wünsche respektieren. Erst aus Klugheit und dann weil sie’s so sehr verdient. Das Beigeschlossene bittet sie freundlichst aus ihrer Hand annehmen zu wollen, und hofft, daß es ausreichen werde, die Reise sowie alles übrige zu bestreiten. Was ich brauche, wird aus Breslau kommen. Jhr werdet am besten übermorgen abend abreisen. Dann seid ihr am zwölften in aller Frühe hier. Jn der Mittagsstunde soll die Beisetzung erfolgen.
Deine Sophie.“
Die Gefühlsbewegung, als Manon diesen Brief vorgelesen hatte, war bei den drei Damen eine nicht geringe, bewegte sich aber doch nach sehr verschiedenen Seiten hin. Die Mutter hing ganz einer herzlichen Trauer nach, die noch reiner gewesen wäre, wenn sich nicht manche bange Zukunftssorge mit eingemischt hätte; Manon, trotz aller Verehrung und Liebe für den Onkel, empfand es schmerzlich, einer gerade für den zwölften bei Bartensteins angesetzten
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(2018-07-25T11:03:16Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T11:03:16Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Die Poggenpuhls. Hrsg. von Gabriele Radecke. Berlin 2006 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 16]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst). Anmerkungen zur Transkription:
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