Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902.Eltern, einen ausgesprochen romantischen Sinn hat und mir erst vorgestern wieder versicherte, daß ihr, als sie neulich in Potsdam die Grenadiermützen vom 1. Garderegiment gesehen hätte, die Thränen in die Augen gekommen seien. - Alles in allem, Leo, Du hast noch keine volle Vorstellung davon, um was und um wieviel Du wirbst und daß es, trotz meiner guten und, ich kann wohl sagen, intimsten Beziehungen, immer noch Mühen und Anstrengungen kosten wird, die Braut heimzuführen. Weise also nicht hochmütig das, was ich Dir noch vorzuschlagen haben werde, zurück, ein Leichtsinn, gegen den ich Dich durch Deinen guten Verstand und Deine schlechte Finanzlage gleichmäßig geschützt glaube. ... Aber da kommt eben Flora, um mich zum "shopping", (sie wählt gern englische Wendungen) abzuholen und ich muß hier abbrechen, ohne mich über meinen Plan: eine Familiengeschichte der Poggenpuhls, höre und staune, durch Dich geschrieben zu sehen, näher ausgesprochen zu haben. Nur noch so viel: Wendelin muß das Beste dabei thun und hinterher natürlich Onkel Eberhard. Ueberleg's. Vor allem aber Mut und Schweigen. Flora weiß nichts, ahnt nichts. Wie immer Deine Manon. Eltern, einen ausgesprochen romantischen Sinn hat und mir erst vorgestern wieder versicherte, daß ihr, als sie neulich in Potsdam die Grenadiermützen vom 1. Garderegiment gesehen hätte, die Thränen in die Augen gekommen seien. – Alles in allem, Leo, Du hast noch keine volle Vorstellung davon, um was und um wieviel Du wirbst und daß es, trotz meiner guten und, ich kann wohl sagen, intimsten Beziehungen, immer noch Mühen und Anstrengungen kosten wird, die Braut heimzuführen. Weise also nicht hochmütig das, was ich Dir noch vorzuschlagen haben werde, zurück, ein Leichtsinn, gegen den ich Dich durch Deinen guten Verstand und Deine schlechte Finanzlage gleichmäßig geschützt glaube. … Aber da kommt eben Flora, um mich zum „shopping“, (sie wählt gern englische Wendungen) abzuholen und ich muß hier abbrechen, ohne mich über meinen Plan: eine Familiengeschichte der Poggenpuhls, höre und staune, durch Dich geschrieben zu sehen, näher ausgesprochen zu haben. Nur noch so viel: Wendelin muß das Beste dabei thun und hinterher natürlich Onkel Eberhard. Ueberleg’s. Vor allem aber Mut und Schweigen. Flora weiß nichts, ahnt nichts. Wie immer Deine Manon. <TEI> <text> <body> <div> <floatingText> <body> <div type="letter"> <p><pb facs="#f0133" n="126"/> Eltern, einen ausgesprochen romantischen Sinn hat und mir erst vorgestern wieder versicherte, daß ihr, als sie neulich in Potsdam die Grenadiermützen vom 1. Garderegiment gesehen hätte, die Thränen in die Augen gekommen seien. – Alles in allem, Leo, Du hast noch keine volle Vorstellung davon, um was und um wieviel Du wirbst und daß es, trotz meiner guten und, ich kann wohl sagen, intimsten Beziehungen, immer noch Mühen und <choice><sic>Anstregungen</sic><corr>Anstrengungen</corr></choice> kosten wird, die Braut heimzuführen. Weise also nicht hochmütig das, was ich Dir noch vorzuschlagen haben werde, zurück, ein Leichtsinn, gegen den ich Dich durch Deinen guten Verstand und Deine schlechte Finanzlage gleichmäßig geschützt glaube.</p><lb/> <p>… Aber da kommt eben Flora, um mich zum „shopping“, (sie wählt gern englische Wendungen) abzuholen und ich muß hier abbrechen, ohne mich über meinen Plan: eine Familiengeschichte der Poggenpuhls, höre und staune, durch <hi rendition="#g">Dich</hi> geschrieben zu sehen, näher ausgesprochen zu haben. Nur noch so viel: Wendelin muß das Beste dabei thun und hinterher natürlich Onkel Eberhard. Ueberleg’s. Vor allem aber Mut und Schweigen. Flora weiß nichts, ahnt nichts. Wie immer</p><lb/> <closer> <signed>Deine Manon. </signed> </closer><lb/> </div> </body> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [126/0133]
Eltern, einen ausgesprochen romantischen Sinn hat und mir erst vorgestern wieder versicherte, daß ihr, als sie neulich in Potsdam die Grenadiermützen vom 1. Garderegiment gesehen hätte, die Thränen in die Augen gekommen seien. – Alles in allem, Leo, Du hast noch keine volle Vorstellung davon, um was und um wieviel Du wirbst und daß es, trotz meiner guten und, ich kann wohl sagen, intimsten Beziehungen, immer noch Mühen und Anstrengungen kosten wird, die Braut heimzuführen. Weise also nicht hochmütig das, was ich Dir noch vorzuschlagen haben werde, zurück, ein Leichtsinn, gegen den ich Dich durch Deinen guten Verstand und Deine schlechte Finanzlage gleichmäßig geschützt glaube.
… Aber da kommt eben Flora, um mich zum „shopping“, (sie wählt gern englische Wendungen) abzuholen und ich muß hier abbrechen, ohne mich über meinen Plan: eine Familiengeschichte der Poggenpuhls, höre und staune, durch Dich geschrieben zu sehen, näher ausgesprochen zu haben. Nur noch so viel: Wendelin muß das Beste dabei thun und hinterher natürlich Onkel Eberhard. Ueberleg’s. Vor allem aber Mut und Schweigen. Flora weiß nichts, ahnt nichts. Wie immer
Deine Manon.
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(2018-07-25T11:03:16Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T11:03:16Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Die Poggenpuhls. Hrsg. von Gabriele Radecke. Berlin 2006 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 16]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst). Anmerkungen zur Transkription:
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