Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902.dies letztere läßt sich Dir nicht vorwerfen. Dein älterer Bruder (und der bessere dazu) macht Dir den Hof und Du bespöttelst ihn. Ei, ei; poggenpuhlsch ist das jedenfalls nicht. Die Poggenpuhls sind pietätvoll. Jch glaube, Dein Hang zu kleinen Spöttereien und Ueberheblichkeiten fliegt Dir so an, ist Umgangseinfluß, oder was dasselbe sagen will, eine Folge des Tons, dem Du im Hause der pompösen Esther oder der "Pomposissima", wie Du schreibst, begegnest. Jch kenne diesen Ton auch von Bartensteins her, wiewohl diese selbst nicht daran teilnehmen und verlegen werden, wenn er überhaupt angeschlagen wird. Daß dies geschieht, können aber freilich selbst Bartensteins nicht verhüten, denn sie haben, bei der eigentümlichen Zusammensetzung ihrer Gesellschaft, das Spiel nie ganz in der Hand. Um nur eins zu nennen, die Verwandtschaft, die sich allsonntäglich bei ihnen versammelt, ist immer wie aus zwei Welten: der eine Onkel war vielleicht dreißig Jahre lang in London oder Paris, der andre dreißig Jahre lang in Schrimm. Und das macht denn doch einen Unterschied. Jch sprach von Umgangseinfluß. Er ist da; seine Macht verspür' ich an mir selbst, und wenn ich Therese ansehe, so bestätigt sich mir dieser Einfluß, von der andern Seite her, wie eine Probe aufs Exempel. Therese, wenn auch dies letztere läßt sich Dir nicht vorwerfen. Dein älterer Bruder (und der bessere dazu) macht Dir den Hof und Du bespöttelst ihn. Ei, ei; poggenpuhlsch ist das jedenfalls nicht. Die Poggenpuhls sind pietätvoll. Jch glaube, Dein Hang zu kleinen Spöttereien und Ueberheblichkeiten fliegt Dir so an, ist Umgangseinfluß, oder was dasselbe sagen will, eine Folge des Tons, dem Du im Hause der pompösen Esther oder der „Pomposissima“, wie Du schreibst, begegnest. Jch kenne diesen Ton auch von Bartensteins her, wiewohl diese selbst nicht daran teilnehmen und verlegen werden, wenn er überhaupt angeschlagen wird. Daß dies geschieht, können aber freilich selbst Bartensteins nicht verhüten, denn sie haben, bei der eigentümlichen Zusammensetzung ihrer Gesellschaft, das Spiel nie ganz in der Hand. Um nur eins zu nennen, die Verwandtschaft, die sich allsonntäglich bei ihnen versammelt, ist immer wie aus zwei Welten: der eine Onkel war vielleicht dreißig Jahre lang in London oder Paris, der andre dreißig Jahre lang in Schrimm. Und das macht denn doch einen Unterschied. Jch sprach von Umgangseinfluß. Er ist da; seine Macht verspür’ ich an mir selbst, und wenn ich Therese ansehe, so bestätigt sich mir dieser Einfluß, von der andern Seite her, wie eine Probe aufs Exempel. Therese, wenn auch <TEI> <text> <body> <div> <floatingText> <body> <div type="letter"> <p><pb facs="#f0128" n="121"/> dies letztere läßt sich Dir nicht vorwerfen. Dein älterer Bruder (und der bessere dazu) macht Dir den Hof und Du bespöttelst ihn. Ei, ei; poggenpuhlsch ist das jedenfalls nicht. Die Poggenpuhls sind pietätvoll. Jch glaube, Dein Hang zu kleinen Spöttereien und Ueberheblichkeiten fliegt Dir so an, ist Umgangseinfluß, oder was <choice><sic>daselbe</sic><corr>dasselbe</corr></choice> sagen will, eine Folge des Tons, dem Du im Hause der pompösen Esther oder der „Pomposissima“, wie Du schreibst, begegnest. Jch kenne diesen Ton auch von Bartensteins her, wiewohl diese selbst nicht daran teilnehmen und verlegen werden, wenn er überhaupt angeschlagen wird. Daß dies geschieht, können aber freilich selbst Bartensteins nicht verhüten, denn sie haben, bei der eigentümlichen Zusammensetzung ihrer Gesellschaft, das Spiel nie ganz in der Hand. Um nur eins zu nennen, die Verwandtschaft, die sich allsonntäglich bei ihnen versammelt, ist immer wie aus zwei Welten: der eine Onkel war vielleicht dreißig Jahre lang in London oder Paris, der andre dreißig Jahre lang in Schrimm. Und das macht denn doch einen Unterschied. Jch sprach von Umgangseinfluß. Er ist da; seine Macht verspür’ ich an mir selbst, und wenn ich Therese ansehe, so bestätigt sich mir dieser Einfluß, von der andern Seite her, wie eine Probe aufs Exempel. Therese, wenn auch<lb/></p> </div> </body> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [121/0128]
dies letztere läßt sich Dir nicht vorwerfen. Dein älterer Bruder (und der bessere dazu) macht Dir den Hof und Du bespöttelst ihn. Ei, ei; poggenpuhlsch ist das jedenfalls nicht. Die Poggenpuhls sind pietätvoll. Jch glaube, Dein Hang zu kleinen Spöttereien und Ueberheblichkeiten fliegt Dir so an, ist Umgangseinfluß, oder was dasselbe sagen will, eine Folge des Tons, dem Du im Hause der pompösen Esther oder der „Pomposissima“, wie Du schreibst, begegnest. Jch kenne diesen Ton auch von Bartensteins her, wiewohl diese selbst nicht daran teilnehmen und verlegen werden, wenn er überhaupt angeschlagen wird. Daß dies geschieht, können aber freilich selbst Bartensteins nicht verhüten, denn sie haben, bei der eigentümlichen Zusammensetzung ihrer Gesellschaft, das Spiel nie ganz in der Hand. Um nur eins zu nennen, die Verwandtschaft, die sich allsonntäglich bei ihnen versammelt, ist immer wie aus zwei Welten: der eine Onkel war vielleicht dreißig Jahre lang in London oder Paris, der andre dreißig Jahre lang in Schrimm. Und das macht denn doch einen Unterschied. Jch sprach von Umgangseinfluß. Er ist da; seine Macht verspür’ ich an mir selbst, und wenn ich Therese ansehe, so bestätigt sich mir dieser Einfluß, von der andern Seite her, wie eine Probe aufs Exempel. Therese, wenn auch
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(2018-07-25T11:03:16Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T11:03:16Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Die Poggenpuhls. Hrsg. von Gabriele Radecke. Berlin 2006 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 16]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst). Anmerkungen zur Transkription:
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