Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902.

Bild:
<< vorherige Seite

Heut, meine liebe Mama, nur eine Karte. Vorgestern ist Schnee gefallen; er liegt um das Schloß her wie eine Mauer. Seit heute früh aber klarer blauer Himmel, milde Kälte, himmlisches Wetter. Wir wollen nun in den nächsten Tagen zu Fuß und zu Wagen bis auf den Kamm des Gebirges und dann in Hörnerschlitten zu Thal. Der Pastor und ein Assessor aus der Stadt wollen teilnehmen. Jch freue mich unendlich darauf. Ergeh es euch gut.

Deine Sophie.


Wieder nur eine Karte. Diesmal aber mit einem Bilde drauf (Heinrichsbaude). Wir sind nämlich hier oben und werden wenigstens noch bis morgen bleiben, bleiben müssen. Und daran bin ich schuld. Jch verfehlte, gleich als ich den Schlitten bestiegen und das Niedersausen begonnen hatte, den rechten Weg und wäre, rettungslos verloren, in den Krater gestürzt - den sie, weil er unten Wasser hat, den "kleinen Teich" nennen -, wenn nicht ein in der richtigen Richtung fahrender Schlitten, der dies sah, mit allem Vorbedacht von der Seite her in meinen Hörnerschlitten hineingefahren wäre. Bei diesem, ich muß


Heut, meine liebe Mama, nur eine Karte. Vorgestern ist Schnee gefallen; er liegt um das Schloß her wie eine Mauer. Seit heute früh aber klarer blauer Himmel, milde Kälte, himmlisches Wetter. Wir wollen nun in den nächsten Tagen zu Fuß und zu Wagen bis auf den Kamm des Gebirges und dann in Hörnerschlitten zu Thal. Der Pastor und ein Assessor aus der Stadt wollen teilnehmen. Jch freue mich unendlich darauf. Ergeh es euch gut.

Deine Sophie.


Wieder nur eine Karte. Diesmal aber mit einem Bilde drauf (Heinrichsbaude). Wir sind nämlich hier oben und werden wenigstens noch bis morgen bleiben, bleiben müssen. Und daran bin ich schuld. Jch verfehlte, gleich als ich den Schlitten bestiegen und das Niedersausen begonnen hatte, den rechten Weg und wäre, rettungslos verloren, in den Krater gestürzt – den sie, weil er unten Wasser hat, den „kleinen Teich“ nennen –, wenn nicht ein in der richtigen Richtung fahrender Schlitten, der dies sah, mit allem Vorbedacht von der Seite her in meinen Hörnerschlitten hineingefahren wäre. Bei diesem, ich muß

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0121" n="114"/>
        <floatingText>
          <body>
            <div type="letter">
              <dateline>Schloß Adamsdorf, 19. Januar.</dateline><lb/>
              <p>Heut, meine liebe Mama, nur eine Karte. Vorgestern ist Schnee                                  gefallen; er liegt um das Schloß her wie eine Mauer. Seit heute früh                                  aber klarer blauer Himmel, milde Kälte, himmlisches Wetter. Wir                                  wollen nun in den nächsten Tagen zu Fuß und zu Wagen bis auf den                                  Kamm des Gebirges und dann in Hörnerschlitten zu Thal. Der Pastor                                  und ein Assessor aus der Stadt wollen teilnehmen. Jch freue mich                                  unendlich darauf. Ergeh es euch gut.</p><lb/>
              <closer>
                <signed>Deine Sophie.</signed>
              </closer><lb/>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
        <floatingText>
          <body>
            <div type="letter">
              <dateline>Heinrichsbaude, 22. Januar.</dateline><lb/>
              <p>Wieder nur eine Karte. Diesmal aber mit einem Bilde drauf                                  (Heinrichsbaude). Wir sind nämlich hier oben und werden wenigstens                                  noch bis morgen bleiben, bleiben <hi rendition="#g">müssen</hi>. Und                                  daran bin ich schuld. Jch verfehlte, gleich als ich den Schlitten                                  bestiegen und das Niedersausen begonnen hatte, den rechten Weg und                                  wäre, rettungslos verloren, in den Krater gestürzt &#x2013; den sie, weil                                  er unten Wasser hat, den &#x201E;kleinen Teich&#x201C; nennen &#x2013;, wenn nicht ein in                                  der richtigen Richtung fahrender Schlitten, der dies sah, mit allem                                  Vorbedacht von der Seite her in meinen Hörnerschlitten                                  hineingefahren wäre. Bei diesem, ich muß<lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[114/0121] Schloß Adamsdorf, 19. Januar. Heut, meine liebe Mama, nur eine Karte. Vorgestern ist Schnee gefallen; er liegt um das Schloß her wie eine Mauer. Seit heute früh aber klarer blauer Himmel, milde Kälte, himmlisches Wetter. Wir wollen nun in den nächsten Tagen zu Fuß und zu Wagen bis auf den Kamm des Gebirges und dann in Hörnerschlitten zu Thal. Der Pastor und ein Assessor aus der Stadt wollen teilnehmen. Jch freue mich unendlich darauf. Ergeh es euch gut. Deine Sophie. Heinrichsbaude, 22. Januar. Wieder nur eine Karte. Diesmal aber mit einem Bilde drauf (Heinrichsbaude). Wir sind nämlich hier oben und werden wenigstens noch bis morgen bleiben, bleiben müssen. Und daran bin ich schuld. Jch verfehlte, gleich als ich den Schlitten bestiegen und das Niedersausen begonnen hatte, den rechten Weg und wäre, rettungslos verloren, in den Krater gestürzt – den sie, weil er unten Wasser hat, den „kleinen Teich“ nennen –, wenn nicht ein in der richtigen Richtung fahrender Schlitten, der dies sah, mit allem Vorbedacht von der Seite her in meinen Hörnerschlitten hineingefahren wäre. Bei diesem, ich muß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2018-07-25T11:03:16Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2018-07-25T11:03:16Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Die Poggenpuhls. Hrsg. von Gabriele Radecke. Berlin 2006 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 16]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet;
  • Druckfehler: stillschweigend korrigiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert;
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet;
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet;
  • langes s (ſ): als s transkribiert;
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;
  • Silbentrennung: aufgelöst;
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;
  • Zeilenumbrüche markiert: nein.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_poggenpuhls_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_poggenpuhls_1897/121
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_poggenpuhls_1897/121>, abgerufen am 23.11.2024.