Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902.nich schlimm. Un nu das Leochen! Ein Thunichtgut ist er, und ein Flausenmacher, da hat die arme alte Frau ganz recht, un hat auch seinen Nagel, wie sie alle haben, bloß die Frau nich ... na, die hat sich zu sehr quälen müssen, un da vergeht es einem ... Aber man is doch immer ein Mensch, un darin sind sie sich alle gleich. Jch bin froh, daß ich solche Stelle habe; satt wird man ja doch am Ende, un wenn es mitunter knapp is, denn kosten sie bloß un lassen einen alles; aber ich mag denn auch nich; wenn man das so sieht, da steckt es einen auch in'n Hals un will nich 'runter. Ja, ja, das liebe Geld ... Un 'n Thaler. Wo er ihn bloß her hat? Na, der Onkel wird wohl ordentlich in die Tasche gegriffen haben." Als Friederike wieder oben war, fand sie die beiden älteren Mädchen schon am Kaffeetisch, und Manon kniete vor dem Ofen, um einzuheizen. Als es zuletzt brannte, kam auch die Mutter und nahm wie gewöhnlich ihren Platz auf dem Sofa. "Na, ist er gut fortgekommen?" "Ja, Mama," sagte Manon, "und ich soll dir auch noch einen Kuß von ihm geben, und du wärst doch die Beste, wenn du auch keine richtige Poggenpuhl wärst ..." "Nein, das bin ich nicht. Gott, Kinder, wenn nich schlimm. Un nu das Leochen! Ein Thunichtgut ist er, und ein Flausenmacher, da hat die arme alte Frau ganz recht, un hat auch seinen Nagel, wie sie alle haben, bloß die Frau nich … na, die hat sich zu sehr quälen müssen, un da vergeht es einem … Aber man is doch immer ein Mensch, un darin sind sie sich alle gleich. Jch bin froh, daß ich solche Stelle habe; satt wird man ja doch am Ende, un wenn es mitunter knapp is, denn kosten sie bloß un lassen einen alles; aber ich mag denn auch nich; wenn man das so sieht, da steckt es einen auch in’n Hals un will nich ’runter. Ja, ja, das liebe Geld … Un ’n Thaler. Wo er ihn bloß her hat? Na, der Onkel wird wohl ordentlich in die Tasche gegriffen haben.“ Als Friederike wieder oben war, fand sie die beiden älteren Mädchen schon am Kaffeetisch, und Manon kniete vor dem Ofen, um einzuheizen. Als es zuletzt brannte, kam auch die Mutter und nahm wie gewöhnlich ihren Platz auf dem Sofa. „Na, ist er gut fortgekommen?“ „Ja, Mama,“ sagte Manon, „und ich soll dir auch noch einen Kuß von ihm geben, und du wärst doch die Beste, wenn du auch keine richtige Poggenpuhl wärst …“ „Nein, das bin ich nicht. Gott, Kinder, wenn <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0102" n="95"/> nich schlimm. Un nu das Leochen! Ein Thunichtgut ist er, und ein Flausenmacher, da hat die arme alte Frau ganz recht, un hat auch seinen Nagel, wie sie alle haben, bloß die Frau nich … na, die hat sich zu sehr quälen müssen, un da vergeht es einem … Aber man is doch immer ein Mensch, un darin sind sie sich alle gleich. Jch bin froh, daß ich solche Stelle habe; satt wird man ja doch am Ende, un wenn es mitunter knapp is, denn kosten sie bloß un lassen einen alles; aber ich mag denn auch nich; wenn man das so sieht, da steckt es einen auch in’n Hals un will nich ’runter. Ja, ja, das liebe Geld … Un ’n Thaler. Wo er ihn bloß her hat? Na, der Onkel wird wohl ordentlich in die Tasche gegriffen haben.“</p><lb/> <p>Als Friederike wieder oben war, fand sie die beiden älteren Mädchen schon am Kaffeetisch, und Manon kniete vor dem Ofen, um einzuheizen. Als es zuletzt brannte, kam auch die Mutter und nahm wie gewöhnlich ihren Platz auf dem Sofa.</p><lb/> <p>„Na, ist er gut fortgekommen?“</p><lb/> <p>„Ja, Mama,“ sagte Manon, „und ich soll dir auch noch einen Kuß von ihm geben, und du wärst doch die Beste, wenn du auch keine richtige Poggenpuhl wärst …“</p><lb/> <p>„Nein, das bin ich nicht. Gott, Kinder, wenn<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [95/0102]
nich schlimm. Un nu das Leochen! Ein Thunichtgut ist er, und ein Flausenmacher, da hat die arme alte Frau ganz recht, un hat auch seinen Nagel, wie sie alle haben, bloß die Frau nich … na, die hat sich zu sehr quälen müssen, un da vergeht es einem … Aber man is doch immer ein Mensch, un darin sind sie sich alle gleich. Jch bin froh, daß ich solche Stelle habe; satt wird man ja doch am Ende, un wenn es mitunter knapp is, denn kosten sie bloß un lassen einen alles; aber ich mag denn auch nich; wenn man das so sieht, da steckt es einen auch in’n Hals un will nich ’runter. Ja, ja, das liebe Geld … Un ’n Thaler. Wo er ihn bloß her hat? Na, der Onkel wird wohl ordentlich in die Tasche gegriffen haben.“
Als Friederike wieder oben war, fand sie die beiden älteren Mädchen schon am Kaffeetisch, und Manon kniete vor dem Ofen, um einzuheizen. Als es zuletzt brannte, kam auch die Mutter und nahm wie gewöhnlich ihren Platz auf dem Sofa.
„Na, ist er gut fortgekommen?“
„Ja, Mama,“ sagte Manon, „und ich soll dir auch noch einen Kuß von ihm geben, und du wärst doch die Beste, wenn du auch keine richtige Poggenpuhl wärst …“
„Nein, das bin ich nicht. Gott, Kinder, wenn
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).
(2018-07-25T11:03:16Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T11:03:16Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Die Poggenpuhls. Hrsg. von Gabriele Radecke. Berlin 2006 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 16]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst). Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |