Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902.der nassen Wände, was aber ein Unsinn is, da sagte ich zu meiner Frau, denn wir hatten es damals noch nich: ,Line,' sagte ich, ,das is Handgeld und bringt uns Glück.' Und hat auch wirklich. Denn von dasselbe Vierteljahr an war nie was leer, un immer reputierliche Leute, - das muß ich sagen ... Und dann, Frau Majorin, wie werd' ich denn grade bei Jhnen mit so was anfangen ... ich meine mit das Steigern. Jch war ja doch auch mit dabei; Donnerwetter, es war eine ganz verfluchte Geschichte. Hier sitzt mir noch die Kugel; aber der Doktor sagt: sie würde schon mal 'rausfallen und dann hätt' ich ein Andenken." Und damit schloß Nottebohm eine Rede, wie er sie länger nie gehalten und wie sie die gute Frau Majorin nie freundlicheren Ohres gehört hatte. Das mit dem "dabei gewesen sein" aber bezog sich auf Gravelotte, wo Major von Poggenpuhl, spät gegen Abend, als die pommersche Division herankam, an der Spitze seines Bataillons, in dem auch Nottebohm stand, ehrenvoll gefallen war. Er, der Major, hinterließ nichts als einen guten alten Namen und drei blanke Krönungsthaler, die man in seinem Portemonnaie fand und später seiner Witwe behändigte. Diese drei Krönungsthaler waren, wie das Erbe der Familie, so selbstverständlich auch der Stolz derselben, und der nassen Wände, was aber ein Unsinn is, da sagte ich zu meiner Frau, denn wir hatten es damals noch nich: ‚Line,‘ sagte ich, ‚das is Handgeld und bringt uns Glück.‘ Und hat auch wirklich. Denn von dasselbe Vierteljahr an war nie was leer, un immer reputierliche Leute, – das muß ich sagen … Und dann, Frau Majorin, wie werd’ ich denn grade bei Jhnen mit so was anfangen … ich meine mit das Steigern. Jch war ja doch auch mit dabei; Donnerwetter, es war eine ganz verfluchte Geschichte. Hier sitzt mir noch die Kugel; aber der Doktor sagt: sie würde schon mal ’rausfallen und dann hätt’ ich ein Andenken.“ Und damit schloß Nottebohm eine Rede, wie er sie länger nie gehalten und wie sie die gute Frau Majorin nie freundlicheren Ohres gehört hatte. Das mit dem „dabei gewesen sein“ aber bezog sich auf Gravelotte, wo Major von Poggenpuhl, spät gegen Abend, als die pommersche Division herankam, an der Spitze seines Bataillons, in dem auch Nottebohm stand, ehrenvoll gefallen war. Er, der Major, hinterließ nichts als einen guten alten Namen und drei blanke Krönungsthaler, die man in seinem Portemonnaie fand und später seiner Witwe behändigte. Diese drei Krönungsthaler waren, wie das Erbe der Familie, so selbstverständlich auch der Stolz derselben, und <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0010" n="3"/> der nassen Wände, was aber ein Unsinn is, da sagte ich zu meiner Frau, denn wir hatten es damals noch nich: ‚Line,‘ sagte ich, ‚das is Handgeld und bringt uns Glück.‘ Und hat auch wirklich. Denn von dasselbe Vierteljahr an war nie was leer, un immer reputierliche Leute, – das muß ich sagen … Und dann, Frau Majorin, wie werd’ ich denn grade bei Jhnen mit so was anfangen … ich meine mit das Steigern. Jch war ja doch auch mit dabei; Donnerwetter, es war eine ganz verfluchte Geschichte. Hier sitzt mir noch die Kugel; aber der Doktor sagt: sie würde schon mal ’rausfallen und dann hätt’ ich ein Andenken.“</p><lb/> <p>Und damit schloß Nottebohm eine Rede, wie er sie länger nie gehalten und wie sie die gute Frau Majorin nie freundlicheren Ohres gehört hatte. Das mit dem „dabei gewesen sein“ aber bezog sich auf Gravelotte, wo Major von Poggenpuhl, spät gegen Abend, als die pommersche Division herankam, an der Spitze seines Bataillons, in dem auch Nottebohm stand, ehrenvoll gefallen war. Er, der Major, hinterließ nichts als einen guten alten Namen und drei blanke Krönungsthaler, die man in seinem Portemonnaie fand und später seiner Witwe behändigte. Diese drei Krönungsthaler waren, wie das Erbe der Familie, so selbstverständlich auch der Stolz derselben, und<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [3/0010]
der nassen Wände, was aber ein Unsinn is, da sagte ich zu meiner Frau, denn wir hatten es damals noch nich: ‚Line,‘ sagte ich, ‚das is Handgeld und bringt uns Glück.‘ Und hat auch wirklich. Denn von dasselbe Vierteljahr an war nie was leer, un immer reputierliche Leute, – das muß ich sagen … Und dann, Frau Majorin, wie werd’ ich denn grade bei Jhnen mit so was anfangen … ich meine mit das Steigern. Jch war ja doch auch mit dabei; Donnerwetter, es war eine ganz verfluchte Geschichte. Hier sitzt mir noch die Kugel; aber der Doktor sagt: sie würde schon mal ’rausfallen und dann hätt’ ich ein Andenken.“
Und damit schloß Nottebohm eine Rede, wie er sie länger nie gehalten und wie sie die gute Frau Majorin nie freundlicheren Ohres gehört hatte. Das mit dem „dabei gewesen sein“ aber bezog sich auf Gravelotte, wo Major von Poggenpuhl, spät gegen Abend, als die pommersche Division herankam, an der Spitze seines Bataillons, in dem auch Nottebohm stand, ehrenvoll gefallen war. Er, der Major, hinterließ nichts als einen guten alten Namen und drei blanke Krönungsthaler, die man in seinem Portemonnaie fand und später seiner Witwe behändigte. Diese drei Krönungsthaler waren, wie das Erbe der Familie, so selbstverständlich auch der Stolz derselben, und
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(2018-07-25T11:03:16Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T11:03:16Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Die Poggenpuhls. Hrsg. von Gabriele Radecke. Berlin 2006 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 16]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst). Anmerkungen zur Transkription:
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