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Fontane, Theodor: Meine Kinderjahre. Berlin, 1894.

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Solche Geschichten waren immer in der Luft und knüpften nicht blos an die Schiffe, sondern gelegentlich auch an die Häuser an, die den Schiffen gegenüber, an der anderen Seite des Bollwerks lagen. Weiter flußabwärts aber verloren sowohl

zu dem Versuche führten, das Schiff wieder zu heben oder wenigstens den Werthinhalt desselben wieder an's Licht zu schaffen. Ich lebte gerade damals, 1858, in England und verfolgte diese Versuche mit dem höchsten Interesse. Die Taucher waren selbstverständlich die Helden des Tages. Ihr beständiges Sichbewegenmüssen unter den geputzten Balldamen in der Salonkajüte, hatte Manches was auf die Nerven fiel, aber eine ganz bestimmte Scene die vorkam, war doch noch von etwas besonders Schreckhaftem begleitet. Es galt, als man mit dem Leichteren fertig war, zuletzt noch die Hinaufschaffung der Geschütze, die denn auch dadurch bewerkstelligt wurde, daß die Taucher eine von oben her herabgelassene Eisenkette um die Rohre legten und dann das Zeichen zum Aufziehen gaben. Einem der Taucher war dies schon etliche Male geglückt, als er aber damit fortfuhr und sich eben wieder mit dem Umlegen der Kette beschäftigte, sah er, daß ein ungeheurer Seefrosch, der sich in dem mächtigen Geschützrohr einquartiert hatte, seinen Kopf neugierig vorstreckend, ihn mit seinen Riesenfroschaugen ziemlich mißmuthig ansah. Er erschrak heftig, aber voll Geistesgegenwart den Kanonenwischer packend, der noch auf der Laffette lag, stieß er den Neugierigen in seine Wohnung zurück, ließ den Wischer wie einen Verschlußpfropfen drin stecken und gab, während er sich rittlings auf die Kanone schwang, das Signal, auf das hin nun die Hebemaschiene sowohl ihn, wie das Geschütz selbst und den gefangenen Seefrosch nach oben zog.

Solche Geschichten waren immer in der Luft und knüpften nicht blos an die Schiffe, sondern gelegentlich auch an die Häuser an, die den Schiffen gegenüber, an der anderen Seite des Bollwerks lagen. Weiter flußabwärts aber verloren sowohl

zu dem Versuche führten, das Schiff wieder zu heben oder wenigstens den Werthinhalt desselben wieder an’s Licht zu schaffen. Ich lebte gerade damals, 1858, in England und verfolgte diese Versuche mit dem höchsten Interesse. Die Taucher waren selbstverständlich die Helden des Tages. Ihr beständiges Sichbewegenmüssen unter den geputzten Balldamen in der Salonkajüte, hatte Manches was auf die Nerven fiel, aber eine ganz bestimmte Scene die vorkam, war doch noch von etwas besonders Schreckhaftem begleitet. Es galt, als man mit dem Leichteren fertig war, zuletzt noch die Hinaufschaffung der Geschütze, die denn auch dadurch bewerkstelligt wurde, daß die Taucher eine von oben her herabgelassene Eisenkette um die Rohre legten und dann das Zeichen zum Aufziehen gaben. Einem der Taucher war dies schon etliche Male geglückt, als er aber damit fortfuhr und sich eben wieder mit dem Umlegen der Kette beschäftigte, sah er, daß ein ungeheurer Seefrosch, der sich in dem mächtigen Geschützrohr einquartiert hatte, seinen Kopf neugierig vorstreckend, ihn mit seinen Riesenfroschaugen ziemlich mißmuthig ansah. Er erschrak heftig, aber voll Geistesgegenwart den Kanonenwischer packend, der noch auf der Laffette lag, stieß er den Neugierigen in seine Wohnung zurück, ließ den Wischer wie einen Verschlußpfropfen drin stecken und gab, während er sich rittlings auf die Kanone schwang, das Signal, auf das hin nun die Hebemaschiene sowohl ihn, wie das Geschütz selbst und den gefangenen Seefrosch nach oben zog.
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[85/0093] Solche Geschichten waren immer in der Luft und knüpften nicht blos an die Schiffe, sondern gelegentlich auch an die Häuser an, die den Schiffen gegenüber, an der anderen Seite des Bollwerks lagen. Weiter flußabwärts aber verloren sowohl *) *) zu dem Versuche führten, das Schiff wieder zu heben oder wenigstens den Werthinhalt desselben wieder an’s Licht zu schaffen. Ich lebte gerade damals, 1858, in England und verfolgte diese Versuche mit dem höchsten Interesse. Die Taucher waren selbstverständlich die Helden des Tages. Ihr beständiges Sichbewegenmüssen unter den geputzten Balldamen in der Salonkajüte, hatte Manches was auf die Nerven fiel, aber eine ganz bestimmte Scene die vorkam, war doch noch von etwas besonders Schreckhaftem begleitet. Es galt, als man mit dem Leichteren fertig war, zuletzt noch die Hinaufschaffung der Geschütze, die denn auch dadurch bewerkstelligt wurde, daß die Taucher eine von oben her herabgelassene Eisenkette um die Rohre legten und dann das Zeichen zum Aufziehen gaben. Einem der Taucher war dies schon etliche Male geglückt, als er aber damit fortfuhr und sich eben wieder mit dem Umlegen der Kette beschäftigte, sah er, daß ein ungeheurer Seefrosch, der sich in dem mächtigen Geschützrohr einquartiert hatte, seinen Kopf neugierig vorstreckend, ihn mit seinen Riesenfroschaugen ziemlich mißmuthig ansah. Er erschrak heftig, aber voll Geistesgegenwart den Kanonenwischer packend, der noch auf der Laffette lag, stieß er den Neugierigen in seine Wohnung zurück, ließ den Wischer wie einen Verschlußpfropfen drin stecken und gab, während er sich rittlings auf die Kanone schwang, das Signal, auf das hin nun die Hebemaschiene sowohl ihn, wie das Geschütz selbst und den gefangenen Seefrosch nach oben zog.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Meine Kinderjahre. Berlin, 1894, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_kinderjahre_1894/93>, abgerufen am 26.11.2024.