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Fontane, Theodor: Meine Kinderjahre. Berlin, 1894.

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die totale Abwesenheit alles karrikirt Martialischen, nichts von Helm oder Czako, nichts von Trommel oder Säbel. Der feingebildete Sinn des Hausherrn mied solche Gewöhnlichkeiten.

Und hier muß es gesagt werden, in dieser feinen Schulung des Hausherrn bestand recht eigentlich sein Uebergewicht über alle seine Mitbürger, unter denen einige durch eine gewisse Genialität, andere durch gründlicheres Wissen ihm überlegen sein mochten. Er hatte dafür jene weltmännischen Formen, wie sie Reisen, Lektüre, gute Lebensverhältnisse zu geben pflegen und vertrat im eminenten Grade jenen erfreulichen vornehmen Dilettantismus, der, an allem Höheren ein Interesse nehmend, sich, aus eben diesem Interesse, mit dem Höheren nun auch wirklich zu beschäftigen beginnt. Man wurde von dieser Eigenart des auch in seinen Umgangsformen überaus liebenswürdigen Mannes auf einen Schlag überzeugt, wenn man ihn, statt in den unteren Wohnzimmern, in den schon erwähnten nach dem Bollwerk hinausgelegenen Giebelzimmern aufsuchte, deren geräumigstes er sich zu einem physikalischen Cabinet eingerichtet hatte. Jetzt begegnet man dergleichen häufiger, damals aber war es wohl ein Unikum in der ganzen Provinz. Da befanden sich Instrumente um die Fallgesetze zu demonstriren, optische Gläser, Leydener

die totale Abwesenheit alles karrikirt Martialischen, nichts von Helm oder Czako, nichts von Trommel oder Säbel. Der feingebildete Sinn des Hausherrn mied solche Gewöhnlichkeiten.

Und hier muß es gesagt werden, in dieser feinen Schulung des Hausherrn bestand recht eigentlich sein Uebergewicht über alle seine Mitbürger, unter denen einige durch eine gewisse Genialität, andere durch gründlicheres Wissen ihm überlegen sein mochten. Er hatte dafür jene weltmännischen Formen, wie sie Reisen, Lektüre, gute Lebensverhältnisse zu geben pflegen und vertrat im eminenten Grade jenen erfreulichen vornehmen Dilettantismus, der, an allem Höheren ein Interesse nehmend, sich, aus eben diesem Interesse, mit dem Höheren nun auch wirklich zu beschäftigen beginnt. Man wurde von dieser Eigenart des auch in seinen Umgangsformen überaus liebenswürdigen Mannes auf einen Schlag überzeugt, wenn man ihn, statt in den unteren Wohnzimmern, in den schon erwähnten nach dem Bollwerk hinausgelegenen Giebelzimmern aufsuchte, deren geräumigstes er sich zu einem physikalischen Cabinet eingerichtet hatte. Jetzt begegnet man dergleichen häufiger, damals aber war es wohl ein Unikum in der ganzen Provinz. Da befanden sich Instrumente um die Fallgesetze zu demonstriren, optische Gläser, Leydener

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[127/0135] die totale Abwesenheit alles karrikirt Martialischen, nichts von Helm oder Czako, nichts von Trommel oder Säbel. Der feingebildete Sinn des Hausherrn mied solche Gewöhnlichkeiten. Und hier muß es gesagt werden, in dieser feinen Schulung des Hausherrn bestand recht eigentlich sein Uebergewicht über alle seine Mitbürger, unter denen einige durch eine gewisse Genialität, andere durch gründlicheres Wissen ihm überlegen sein mochten. Er hatte dafür jene weltmännischen Formen, wie sie Reisen, Lektüre, gute Lebensverhältnisse zu geben pflegen und vertrat im eminenten Grade jenen erfreulichen vornehmen Dilettantismus, der, an allem Höheren ein Interesse nehmend, sich, aus eben diesem Interesse, mit dem Höheren nun auch wirklich zu beschäftigen beginnt. Man wurde von dieser Eigenart des auch in seinen Umgangsformen überaus liebenswürdigen Mannes auf einen Schlag überzeugt, wenn man ihn, statt in den unteren Wohnzimmern, in den schon erwähnten nach dem Bollwerk hinausgelegenen Giebelzimmern aufsuchte, deren geräumigstes er sich zu einem physikalischen Cabinet eingerichtet hatte. Jetzt begegnet man dergleichen häufiger, damals aber war es wohl ein Unikum in der ganzen Provinz. Da befanden sich Instrumente um die Fallgesetze zu demonstriren, optische Gläser, Leydener

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Meine Kinderjahre. Berlin, 1894, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_kinderjahre_1894/135>, abgerufen am 24.11.2024.