Botho schrieb denselben Abend noch an Lene, daß er am andern Tage kommen würde, vielleicht schon früher als gewöhnlich. Und er hielt Wort und war eine Stunde vor Sonnenuntergang da. Natürlich fand er auch Frau Dörr. Es war eine prächtige Luft, nicht zu warm, und nachdem man noch eine Weile geplaudert hatte, sagte Botho: "Wir könnten vielleicht in den Garten gehen."
"Ja, in den Garten. Oder sonst wohin?"
"Wie meinst Du?"
Lene lachte. "Sei nicht wieder in Sorge, Botho. Niemand ist in den Hinterhalt gelegt und die Dame mit dem Schimmelgespann und der Blumenguirlande wird Dir nicht in den Weg treten."
"Also wohin, Lene?"
"Blos ins Feld, ins Grüne, wo Du nichts haben wirst als Gänseblümchen und mich. Und
Fontane, Irrungen. 6
Neuntes Kapitel.
Botho ſchrieb denſelben Abend noch an Lene, daß er am andern Tage kommen würde, vielleicht ſchon früher als gewöhnlich. Und er hielt Wort und war eine Stunde vor Sonnenuntergang da. Natürlich fand er auch Frau Dörr. Es war eine prächtige Luft, nicht zu warm, und nachdem man noch eine Weile geplaudert hatte, ſagte Botho: „Wir könnten vielleicht in den Garten gehen.“
„Ja, in den Garten. Oder ſonſt wohin?“
„Wie meinſt Du?“
Lene lachte. „Sei nicht wieder in Sorge, Botho. Niemand iſt in den Hinterhalt gelegt und die Dame mit dem Schimmelgeſpann und der Blumenguirlande wird Dir nicht in den Weg treten.“
„Alſo wohin, Lene?“
„Blos ins Feld, ins Grüne, wo Du nichts haben wirſt als Gänſeblümchen und mich. Und
Fontane, Irrungen. 6
<TEI><text><body><pbn="[81]"facs="#f0091"/><divn="1"><head>Neuntes Kapitel.<lb/></head><p><hirendition="#in">B</hi>otho ſchrieb denſelben Abend noch an Lene,<lb/>
daß er am andern Tage kommen würde, vielleicht<lb/>ſchon früher als gewöhnlich. Und er hielt Wort<lb/>
und war eine Stunde vor Sonnenuntergang da.<lb/>
Natürlich fand er auch Frau Dörr. Es war eine<lb/>
prächtige Luft, nicht zu warm, und nachdem man<lb/>
noch eine Weile geplaudert hatte, ſagte Botho: „Wir<lb/>
könnten vielleicht in den Garten gehen.“</p><lb/><p>„Ja, in den Garten. Oder ſonſt wohin?“</p><lb/><p>„Wie meinſt Du?“</p><lb/><p>Lene lachte. „Sei nicht wieder in Sorge, Botho.<lb/>
Niemand iſt in den Hinterhalt gelegt und die Dame<lb/>
mit dem Schimmelgeſpann und der Blumenguirlande<lb/>
wird Dir nicht in den Weg treten.“</p><lb/><p>„Alſo wohin, Lene?“</p><lb/><p>„Blos ins Feld, ins Grüne, wo Du nichts<lb/>
haben wirſt als Gänſeblümchen und mich. Und<lb/><fwtype="sig"place="bottom">Fontane, Irrungen. 6<lb/></fw></p></div></body></text></TEI>
[[81]/0091]
Neuntes Kapitel.
Botho ſchrieb denſelben Abend noch an Lene,
daß er am andern Tage kommen würde, vielleicht
ſchon früher als gewöhnlich. Und er hielt Wort
und war eine Stunde vor Sonnenuntergang da.
Natürlich fand er auch Frau Dörr. Es war eine
prächtige Luft, nicht zu warm, und nachdem man
noch eine Weile geplaudert hatte, ſagte Botho: „Wir
könnten vielleicht in den Garten gehen.“
„Ja, in den Garten. Oder ſonſt wohin?“
„Wie meinſt Du?“
Lene lachte. „Sei nicht wieder in Sorge, Botho.
Niemand iſt in den Hinterhalt gelegt und die Dame
mit dem Schimmelgeſpann und der Blumenguirlande
wird Dir nicht in den Weg treten.“
„Alſo wohin, Lene?“
„Blos ins Feld, ins Grüne, wo Du nichts
haben wirſt als Gänſeblümchen und mich. Und
Fontane, Irrungen. 6
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888, S. [81]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/91>, abgerufen am 03.03.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.