Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888.

Bild:
<< vorherige Seite

weil ich verloren habe. So, hier wollen wir bleiben,
den lawn im Rücken, diesen Epheu neben uns und
eine kahle Wand en vue. Himmlischer Aufenthalt
für Seiner Majestät Garde! Was wohl der alte
Fürst Pückler zu diesem Klubgarten gesagt haben
würde. Pehlecke . . . so, hier den Tisch her, jetzt
geht's. Und zum Schluß eine Cuba von Ihrem
gelagertsten Lager. Und nun, Wedell, wenn Ihnen
verziehen werden soll, schütteln Sie Ihr Gewand,
bis ein neuer Krieg herausfällt oder irgend eine
andere große Nachricht. Sie sind ja durch Putt¬
kamers mit unserem lieben Herrgott verwandt. Mit
welchem, brauch' ich nicht erst hinzuzusetzen. Was
kocht er wieder?"

"Pitt," sagte Wedell, "ich beschwöre Sie, nur
keine Bismarckfragen. Denn erstlich wissen Sie,
daß ich nichts weiß, weil Vettern im 17. Grad nicht
gerade zu den Intimen und Vertrauten des Fürsten
gehören, zum zweiten aber komme ich, statt vom
Fürsten, recte von einem Bolzenschießen her, das
sich mit einigen Treffern und vielen, vielen Nicht-
Treffern gegen niemand anders als gegen Seine
Durchlaucht richtete."

"Und wer war dieser kühne Schütze?"

"Der alte Baron Osten, Rienäcker's Onkel.
Charmanter alter Herr und Bon-Garcon. Aber
freilich auch Pfiffikus."

weil ich verloren habe. So, hier wollen wir bleiben,
den lawn im Rücken, dieſen Epheu neben uns und
eine kahle Wand en vue. Himmliſcher Aufenthalt
für Seiner Majeſtät Garde! Was wohl der alte
Fürſt Pückler zu dieſem Klubgarten geſagt haben
würde. Pehlecke . . . ſo, hier den Tiſch her, jetzt
geht's. Und zum Schluß eine Cuba von Ihrem
gelagertſten Lager. Und nun, Wedell, wenn Ihnen
verziehen werden ſoll, ſchütteln Sie Ihr Gewand,
bis ein neuer Krieg herausfällt oder irgend eine
andere große Nachricht. Sie ſind ja durch Putt¬
kamers mit unſerem lieben Herrgott verwandt. Mit
welchem, brauch' ich nicht erſt hinzuzuſetzen. Was
kocht er wieder?“

„Pitt,“ ſagte Wedell, „ich beſchwöre Sie, nur
keine Bismarckfragen. Denn erſtlich wiſſen Sie,
daß ich nichts weiß, weil Vettern im 17. Grad nicht
gerade zu den Intimen und Vertrauten des Fürſten
gehören, zum zweiten aber komme ich, ſtatt vom
Fürſten, recte von einem Bolzenſchießen her, das
ſich mit einigen Treffern und vielen, vielen Nicht-
Treffern gegen niemand anders als gegen Seine
Durchlaucht richtete.“

„Und wer war dieſer kühne Schütze?“

„Der alte Baron Oſten, Rienäcker's Onkel.
Charmanter alter Herr und Bon-Garçon. Aber
freilich auch Pfiffikus.“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0087" n="77"/>
weil ich verloren habe. So, hier wollen wir bleiben,<lb/>
den <hi rendition="#aq">lawn</hi> im Rücken, die&#x017F;en Epheu neben uns und<lb/>
eine kahle Wand <hi rendition="#aq">en vue</hi>. Himmli&#x017F;cher Aufenthalt<lb/>
für Seiner Maje&#x017F;tät Garde! Was wohl der alte<lb/>
Für&#x017F;t Pückler zu die&#x017F;em Klubgarten ge&#x017F;agt haben<lb/>
würde. Pehlecke . . . &#x017F;o, hier den Ti&#x017F;ch her, jetzt<lb/>
geht's. Und zum Schluß eine Cuba von Ihrem<lb/>
gelagert&#x017F;ten Lager. Und nun, Wedell, wenn Ihnen<lb/>
verziehen werden &#x017F;oll, &#x017F;chütteln Sie Ihr Gewand,<lb/>
bis ein neuer Krieg herausfällt oder irgend eine<lb/>
andere große Nachricht. Sie &#x017F;ind ja durch Putt¬<lb/>
kamers mit un&#x017F;erem lieben Herrgott verwandt. Mit<lb/>
welchem, brauch' ich nicht er&#x017F;t hinzuzu&#x017F;etzen. Was<lb/>
kocht er wieder?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Pitt,&#x201C; &#x017F;agte Wedell, &#x201E;ich be&#x017F;chwöre Sie, nur<lb/>
keine Bismarckfragen. Denn er&#x017F;tlich wi&#x017F;&#x017F;en Sie,<lb/>
daß ich nichts weiß, weil Vettern im 17. Grad nicht<lb/>
gerade zu den Intimen und Vertrauten des Für&#x017F;ten<lb/>
gehören, zum zweiten aber komme ich, &#x017F;tatt vom<lb/>
Für&#x017F;ten, <hi rendition="#aq">recte</hi> von einem Bolzen&#x017F;chießen her, das<lb/>
&#x017F;ich mit einigen Treffern und vielen, vielen Nicht-<lb/>
Treffern gegen niemand anders als gegen Seine<lb/>
Durchlaucht richtete.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Und wer war die&#x017F;er kühne Schütze?&#x201C;<lb/></p>
        <p>&#x201E;Der alte Baron O&#x017F;ten, Rienäcker's Onkel.<lb/>
Charmanter alter Herr und Bon-Gar<hi rendition="#aq">ç</hi>on. Aber<lb/>
freilich auch Pfiffikus.&#x201C;<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[77/0087] weil ich verloren habe. So, hier wollen wir bleiben, den lawn im Rücken, dieſen Epheu neben uns und eine kahle Wand en vue. Himmliſcher Aufenthalt für Seiner Majeſtät Garde! Was wohl der alte Fürſt Pückler zu dieſem Klubgarten geſagt haben würde. Pehlecke . . . ſo, hier den Tiſch her, jetzt geht's. Und zum Schluß eine Cuba von Ihrem gelagertſten Lager. Und nun, Wedell, wenn Ihnen verziehen werden ſoll, ſchütteln Sie Ihr Gewand, bis ein neuer Krieg herausfällt oder irgend eine andere große Nachricht. Sie ſind ja durch Putt¬ kamers mit unſerem lieben Herrgott verwandt. Mit welchem, brauch' ich nicht erſt hinzuzuſetzen. Was kocht er wieder?“ „Pitt,“ ſagte Wedell, „ich beſchwöre Sie, nur keine Bismarckfragen. Denn erſtlich wiſſen Sie, daß ich nichts weiß, weil Vettern im 17. Grad nicht gerade zu den Intimen und Vertrauten des Fürſten gehören, zum zweiten aber komme ich, ſtatt vom Fürſten, recte von einem Bolzenſchießen her, das ſich mit einigen Treffern und vielen, vielen Nicht- Treffern gegen niemand anders als gegen Seine Durchlaucht richtete.“ „Und wer war dieſer kühne Schütze?“ „Der alte Baron Oſten, Rienäcker's Onkel. Charmanter alter Herr und Bon-Garçon. Aber freilich auch Pfiffikus.“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/87
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/87>, abgerufen am 23.11.2024.