Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888.Der blos Schwächere darf nichts, nur der Reine "Nur der Reine darf alles," wiederholte der "Du wirst schon nachgeben in der Pfarracker¬ "Ja, da war er noch Hauslehrer und kannte Der blos Schwächere darf nichts, nur der Reine „Nur der Reine darf alles,“ wiederholte der „Du wirſt ſchon nachgeben in der Pfarracker¬ „Ja, da war er noch Hauslehrer und kannte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0079" n="69"/> Der blos Schwächere darf nichts, nur der Reine<lb/> darf alles.“</p><lb/> <p>„Nur der Reine darf alles,“ wiederholte der<lb/> alte Baron mit einem ſo ſchlauen Geſicht, daß es<lb/> zweifelhaft blieb, ob er mehr von der Wahrheit<lb/> oder der Anfechtbarkeit dieſer Theſe durchdrungen<lb/> ſei. Der Reine darf alles. Kapitaler Satz, den<lb/> ich mir mit nach Hauſe nehme. Der wird meinem<lb/> Paſtor gefallen, der letzten Herbſt den Kampf mit<lb/> mir aufgenommen und ein Stück von meinem Acker<lb/> zurückgefordert hat. Nicht ſeinetwegen, i Gott be¬<lb/> wahre, blos um des Prinzips und ſeines Nach¬<lb/> folgers willen, dem er nichts vergeben dürfe. Schlauer<lb/> Fuchs. Aber der Reine darf alles.“</p><lb/> <p>„Du wirſt ſchon nachgeben in der Pfarracker¬<lb/> frage,“ ſagte Botho. „Kenn' ich doch Schönemann<lb/> noch von Sellenthin's her.“</p><lb/> <p>„Ja, da war er noch Hauslehrer und kannte<lb/> nichts Beſſeres, als die Schulſtunden abkürzen und<lb/> die Spielſtunden in die Länge ziehen. Und konnte<lb/> Reifen ſpielen wie ein junger Marquis; wahrhaftig,<lb/> es war ein Vergnügen, ihm zuzuſehen. Aber nun<lb/> iſt er ſieben Jahre im Amt und Du würdeſt den<lb/> Schönemann, der der gnädigen Frau den Hof machte,<lb/> nicht wieder erkennen. Eins aber muß ich ihm<lb/> laſſen, er hat beide Frölens gut erzogen und am<lb/> beſten Deine Käthe . . .“<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [69/0079]
Der blos Schwächere darf nichts, nur der Reine
darf alles.“
„Nur der Reine darf alles,“ wiederholte der
alte Baron mit einem ſo ſchlauen Geſicht, daß es
zweifelhaft blieb, ob er mehr von der Wahrheit
oder der Anfechtbarkeit dieſer Theſe durchdrungen
ſei. Der Reine darf alles. Kapitaler Satz, den
ich mir mit nach Hauſe nehme. Der wird meinem
Paſtor gefallen, der letzten Herbſt den Kampf mit
mir aufgenommen und ein Stück von meinem Acker
zurückgefordert hat. Nicht ſeinetwegen, i Gott be¬
wahre, blos um des Prinzips und ſeines Nach¬
folgers willen, dem er nichts vergeben dürfe. Schlauer
Fuchs. Aber der Reine darf alles.“
„Du wirſt ſchon nachgeben in der Pfarracker¬
frage,“ ſagte Botho. „Kenn' ich doch Schönemann
noch von Sellenthin's her.“
„Ja, da war er noch Hauslehrer und kannte
nichts Beſſeres, als die Schulſtunden abkürzen und
die Spielſtunden in die Länge ziehen. Und konnte
Reifen ſpielen wie ein junger Marquis; wahrhaftig,
es war ein Vergnügen, ihm zuzuſehen. Aber nun
iſt er ſieben Jahre im Amt und Du würdeſt den
Schönemann, der der gnädigen Frau den Hof machte,
nicht wieder erkennen. Eins aber muß ich ihm
laſſen, er hat beide Frölens gut erzogen und am
beſten Deine Käthe . . .“
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