Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888.so gut es geht nach rückwärts hin konzentriren. Und damit ging er, um gute Plätze zu finden, "Sagen wir Chablis." "Gut, Chablis. Und frisches Wasser. Aber ſo gut es geht nach rückwärts hin konzentriren. Und damit ging er, um gute Plätze zu finden, „Sagen wir Chablis.“ „Gut, Chablis. Und friſches Waſſer. Aber <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0073" n="63"/> ſo gut es geht nach rückwärts hin konzentriren.<lb/> Sonſt nicht Preußenſache; hier aber rathſam.“</p><lb/> <p>Und damit ging er, um gute Plätze zu finden,<lb/> vorauf und wählte nach Einblick in verſchiedene<lb/> kleine Kabinets ſchließlich ein mäßig großes, mit<lb/> einem lederfarbnen Stoff austapeziertes Zimmer,<lb/> das trotz eines breiten und dreigetheilten Fenſters<lb/> wenig Licht hatte, weil es auf einen engen und<lb/> dunklen Hof ſah. Von einem hier zu vier gedeckten<lb/> Tiſch wurde im Nu das vierte Couvert entfernt und<lb/> während die beiden Offiziere Pallaſch und Säbel in<lb/> die Fenſterecke ſtellten, wandte ſich der alte Baron<lb/> an den Oberkellner, der in einiger Entfernung gefolgt<lb/> war, und befahl einen Hummer und einen weißen<lb/> Burgunder. „Aber welchen, Botho?“</p><lb/> <p>„Sagen wir Chablis.“</p><lb/> <p>„Gut, Chablis. Und friſches Waſſer. Aber<lb/> nicht aus der Leitung; lieber ſo, daß die Karaffe<lb/> beſchlägt. Und nun, meine Herren, bitte Platz zu<lb/> nehmen: lieber Wedell hier, Botho Du da. Wenn<lb/> nur dieſe Gluth, dieſe verfrühte Hundstagshitze nicht<lb/> wäre. Luft, meine Herren, Luft. Ihr ſchönes Berlin,<lb/> das immer ſchöner wird (ſo verſichern einen wenig¬<lb/> ſtens alle, die nichts Beſſeres kennen), Ihr ſchönes<lb/> Berlin hat alles, aber keine Luft.“ Und dabei riß<lb/> er die großen Fenſterflügel auf und ſetzte ſich ſo,<lb/> daß er die breite Mittelöffnung gerade vor ſich hatte.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [63/0073]
ſo gut es geht nach rückwärts hin konzentriren.
Sonſt nicht Preußenſache; hier aber rathſam.“
Und damit ging er, um gute Plätze zu finden,
vorauf und wählte nach Einblick in verſchiedene
kleine Kabinets ſchließlich ein mäßig großes, mit
einem lederfarbnen Stoff austapeziertes Zimmer,
das trotz eines breiten und dreigetheilten Fenſters
wenig Licht hatte, weil es auf einen engen und
dunklen Hof ſah. Von einem hier zu vier gedeckten
Tiſch wurde im Nu das vierte Couvert entfernt und
während die beiden Offiziere Pallaſch und Säbel in
die Fenſterecke ſtellten, wandte ſich der alte Baron
an den Oberkellner, der in einiger Entfernung gefolgt
war, und befahl einen Hummer und einen weißen
Burgunder. „Aber welchen, Botho?“
„Sagen wir Chablis.“
„Gut, Chablis. Und friſches Waſſer. Aber
nicht aus der Leitung; lieber ſo, daß die Karaffe
beſchlägt. Und nun, meine Herren, bitte Platz zu
nehmen: lieber Wedell hier, Botho Du da. Wenn
nur dieſe Gluth, dieſe verfrühte Hundstagshitze nicht
wäre. Luft, meine Herren, Luft. Ihr ſchönes Berlin,
das immer ſchöner wird (ſo verſichern einen wenig¬
ſtens alle, die nichts Beſſeres kennen), Ihr ſchönes
Berlin hat alles, aber keine Luft.“ Und dabei riß
er die großen Fenſterflügel auf und ſetzte ſich ſo,
daß er die breite Mittelöffnung gerade vor ſich hatte.
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