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Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888.

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Fünftes Kapitel.

Vor dem "Schloß" mit dem grün und roth¬
gestrichenen Thurme machten Botho und Lene Halt
und baten Dörr in aller Förmlichkeit um Erlaubniß,
noch in den Garten gehn und eine halbe Stunde
darin promeniren zu dürfen. Der Abend sei so
schön. Vater Dörr brummelte, daß er sein Eigen¬
thum in keinem bessren Schutz lassen könne, worauf
das junge Paar unter artigen Verbeugungen Ab¬
schied nahm und auf den Garten zuschritt. Alles
war schon zur Ruh und nur Sultan, an dem sie
vorbei mußten, richtete sich hoch auf und winselte
so lange, bis ihn Lene gestreichelt hatte. Dann erst
kroch er wieder in seine Hütte zurück.

Drinnen im Garten war alles Duft und Frische,
denn, den ganzen Hauptweg hinauf, zwischen den
Johannis- und Stachelbeersträuchern, standen Lev¬
kojen und Reseda, deren feiner Duft sich mit dem
kräftigeren der Thymianbeete mischte. Nichts regte

Fünftes Kapitel.

Vor dem „Schloß“ mit dem grün und roth¬
geſtrichenen Thurme machten Botho und Lene Halt
und baten Dörr in aller Förmlichkeit um Erlaubniß,
noch in den Garten gehn und eine halbe Stunde
darin promeniren zu dürfen. Der Abend ſei ſo
ſchön. Vater Dörr brummelte, daß er ſein Eigen¬
thum in keinem beſſren Schutz laſſen könne, worauf
das junge Paar unter artigen Verbeugungen Ab¬
ſchied nahm und auf den Garten zuſchritt. Alles
war ſchon zur Ruh und nur Sultan, an dem ſie
vorbei mußten, richtete ſich hoch auf und winſelte
ſo lange, bis ihn Lene geſtreichelt hatte. Dann erſt
kroch er wieder in ſeine Hütte zurück.

Drinnen im Garten war alles Duft und Friſche,
denn, den ganzen Hauptweg hinauf, zwiſchen den
Johannis- und Stachelbeerſträuchern, ſtanden Lev¬
kojen und Reſeda, deren feiner Duft ſich mit dem
kräftigeren der Thymianbeete miſchte. Nichts regte

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[[43]/0053] Fünftes Kapitel. Vor dem „Schloß“ mit dem grün und roth¬ geſtrichenen Thurme machten Botho und Lene Halt und baten Dörr in aller Förmlichkeit um Erlaubniß, noch in den Garten gehn und eine halbe Stunde darin promeniren zu dürfen. Der Abend ſei ſo ſchön. Vater Dörr brummelte, daß er ſein Eigen¬ thum in keinem beſſren Schutz laſſen könne, worauf das junge Paar unter artigen Verbeugungen Ab¬ ſchied nahm und auf den Garten zuſchritt. Alles war ſchon zur Ruh und nur Sultan, an dem ſie vorbei mußten, richtete ſich hoch auf und winſelte ſo lange, bis ihn Lene geſtreichelt hatte. Dann erſt kroch er wieder in ſeine Hütte zurück. Drinnen im Garten war alles Duft und Friſche, denn, den ganzen Hauptweg hinauf, zwiſchen den Johannis- und Stachelbeerſträuchern, ſtanden Lev¬ kojen und Reſeda, deren feiner Duft ſich mit dem kräftigeren der Thymianbeete miſchte. Nichts regte

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888, S. [43]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/53>, abgerufen am 21.11.2024.