"Nun, Frau Dörr, was sagen Sie dazu? das klingt schon anders; nicht wahr?"
"Ja," sagte Frau Dörr, "anders klingt es. Aber es gefällt mir nicht recht . . . Wenn ich einen Knall¬ bonbon ziehe . . ."
"Nun?"
"Da darf nichts von Hölle vorkommen, da will ich nich hören, daß es so was giebt."
"Ich auch nicht," lachte Lene. "Frau Dörr hat ganz Recht; sie hat überhaupt immer Recht. Aber das ist wahr, wenn man solchen Vers liest, da hat man immer gleich was zum Anfangen, ich meine zum Anfangen mit der Unterhaltung, denn anfangen is immer das Schwerste, gerade wie beim Brief¬ schreiben, und ich kann mir eigentlich keine Vor¬ stellung machen, wie man mit so viel fremden Damen (und ihr kennt euch doch nicht alle) so gleich mir nichts Dir nichts ein Gespräch anfangen kann."
"Ach, meine liebe Lene," sagte Botho, "das ist nicht so schwer, wie Du denkst. Es ist sogar ganz leicht. Und wenn Du willst, will ich Dir gleich eine Tisch-Unterhaltung vormachen."
Frau Dörr und Frau Nimptsch drückten ihre Freude darüber aus und auch Lene nickte zustimmend.
"Nun," fuhr Baron Botho fort, "denke Dir also, Du wärst eine kleine Gräfin. Und eben hab'
„Nun, Frau Dörr, was ſagen Sie dazu? das klingt ſchon anders; nicht wahr?“
„Ja,“ ſagte Frau Dörr, „anders klingt es. Aber es gefällt mir nicht recht . . . Wenn ich einen Knall¬ bonbon ziehe . . .“
„Nun?“
„Da darf nichts von Hölle vorkommen, da will ich nich hören, daß es ſo was giebt.“
„Ich auch nicht,“ lachte Lene. „Frau Dörr hat ganz Recht; ſie hat überhaupt immer Recht. Aber das iſt wahr, wenn man ſolchen Vers lieſt, da hat man immer gleich was zum Anfangen, ich meine zum Anfangen mit der Unterhaltung, denn anfangen is immer das Schwerſte, gerade wie beim Brief¬ ſchreiben, und ich kann mir eigentlich keine Vor¬ ſtellung machen, wie man mit ſo viel fremden Damen (und ihr kennt euch doch nicht alle) ſo gleich mir nichts Dir nichts ein Geſpräch anfangen kann.“
„Ach, meine liebe Lene,“ ſagte Botho, „das iſt nicht ſo ſchwer, wie Du denkſt. Es iſt ſogar ganz leicht. Und wenn Du willſt, will ich Dir gleich eine Tiſch-Unterhaltung vormachen.“
Frau Dörr und Frau Nimptſch drückten ihre Freude darüber aus und auch Lene nickte zuſtimmend.
„Nun,“ fuhr Baron Botho fort, „denke Dir alſo, Du wärſt eine kleine Gräfin. Und eben hab'
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„Nun, Frau Dörr, was ſagen Sie dazu? das
klingt ſchon anders; nicht wahr?“
„Ja,“ ſagte Frau Dörr, „anders klingt es. Aber
es gefällt mir nicht recht . . . Wenn ich einen Knall¬
bonbon ziehe . . .“
„Nun?“
„Da darf nichts von Hölle vorkommen, da will
ich nich hören, daß es ſo was giebt.“
„Ich auch nicht,“ lachte Lene. „Frau Dörr hat
ganz Recht; ſie hat überhaupt immer Recht. Aber
das iſt wahr, wenn man ſolchen Vers lieſt, da hat
man immer gleich was zum Anfangen, ich meine
zum Anfangen mit der Unterhaltung, denn anfangen
is immer das Schwerſte, gerade wie beim Brief¬
ſchreiben, und ich kann mir eigentlich keine Vor¬
ſtellung machen, wie man mit ſo viel fremden
Damen (und ihr kennt euch doch nicht alle) ſo
gleich mir nichts Dir nichts ein Geſpräch anfangen
kann.“
„Ach, meine liebe Lene,“ ſagte Botho, „das iſt
nicht ſo ſchwer, wie Du denkſt. Es iſt ſogar ganz
leicht. Und wenn Du willſt, will ich Dir gleich
eine Tiſch-Unterhaltung vormachen.“
Frau Dörr und Frau Nimptſch drückten ihre
Freude darüber aus und auch Lene nickte zuſtimmend.
„Nun,“ fuhr Baron Botho fort, „denke Dir
alſo, Du wärſt eine kleine Gräfin. Und eben hab'
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Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/44>, abgerufen am 16.07.2024.
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