Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888.

Bild:
<< vorherige Seite

aus der Hand bringen, da schmeckt es am besten.
Und nun gieb mir Deine Patsche, daß ich sie streicheln
kann. Nein, nein, die Linke, die kommt von Herzen.
Und nun setze Dich da hin, zwischen Herr und
Frau Dörr, dann hab' ich Dich gegenüber und kann
Dich immer ansehn. Ich habe mich den ganzen
Tag auf diese Stunde gefreut."

Lene lachte.

"Du glaubst es wohl nicht? Ich kann es Dir
aber beweisen, Lene, denn ich habe Dir von der
großen Herren- und Damen-Fete, die wir gestern
hatten, 'was mitgebracht. Und wenn man 'was zum
Mitbringen hat, dann freut man sich auch auf die,
die's kriegen sollen. Nicht wahr, lieber Dörr?"

Dörr schmunzelte, Frau Dörr aber sagte: "Jott,
der. Der un mitbringen. Dörr is blos für
rapschen und sparen. So sind die Gärtners. Aber
neugierig bin ich doch, was der Herr Baron mit¬
gebracht haben."

"Nun, da will ich nicht lange warten lassen,
sonst denkt meine liebe Frau Dörr am Ende, daß
es ein goldener Pantoffel ist oder sonst was aus
dem Märchen. Es ist aber blos das."

Und dabei gab er Lenen eine Tüte, daraus,
wenn nicht alles täuschte, das gefranzte Papier
einiger Knallbonbons hervorguckte.

aus der Hand bringen, da ſchmeckt es am beſten.
Und nun gieb mir Deine Patſche, daß ich ſie ſtreicheln
kann. Nein, nein, die Linke, die kommt von Herzen.
Und nun ſetze Dich da hin, zwiſchen Herr und
Frau Dörr, dann hab' ich Dich gegenüber und kann
Dich immer anſehn. Ich habe mich den ganzen
Tag auf dieſe Stunde gefreut.“

Lene lachte.

„Du glaubſt es wohl nicht? Ich kann es Dir
aber beweiſen, Lene, denn ich habe Dir von der
großen Herren- und Damen-Fête, die wir geſtern
hatten, 'was mitgebracht. Und wenn man 'was zum
Mitbringen hat, dann freut man ſich auch auf die,
die's kriegen ſollen. Nicht wahr, lieber Dörr?“

Dörr ſchmunzelte, Frau Dörr aber ſagte: „Jott,
der. Der un mitbringen. Dörr is blos für
rapſchen und ſparen. So ſind die Gärtners. Aber
neugierig bin ich doch, was der Herr Baron mit¬
gebracht haben.“

„Nun, da will ich nicht lange warten laſſen,
ſonſt denkt meine liebe Frau Dörr am Ende, daß
es ein goldener Pantoffel iſt oder ſonſt was aus
dem Märchen. Es iſt aber blos das.“

Und dabei gab er Lenen eine Tüte, daraus,
wenn nicht alles täuſchte, das gefranzte Papier
einiger Knallbonbons hervorguckte.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0042" n="32"/>
aus der Hand bringen, da &#x017F;chmeckt es am be&#x017F;ten.<lb/>
Und nun gieb mir Deine Pat&#x017F;che, daß ich &#x017F;ie &#x017F;treicheln<lb/>
kann. Nein, nein, die Linke, die kommt von Herzen.<lb/>
Und nun &#x017F;etze Dich da hin, zwi&#x017F;chen Herr und<lb/>
Frau Dörr, dann hab' ich Dich gegenüber und kann<lb/>
Dich immer an&#x017F;ehn. Ich habe mich den ganzen<lb/>
Tag auf die&#x017F;e Stunde gefreut.&#x201C;<lb/></p>
        <p>Lene lachte.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Du glaub&#x017F;t es wohl nicht? Ich kann es Dir<lb/>
aber bewei&#x017F;en, Lene, denn ich habe Dir von der<lb/>
großen Herren- und Damen-F<hi rendition="#aq">ê</hi>te, die wir ge&#x017F;tern<lb/>
hatten, 'was mitgebracht. Und wenn man 'was zum<lb/>
Mitbringen hat, dann freut man &#x017F;ich auch auf die,<lb/>
die's kriegen &#x017F;ollen. Nicht wahr, lieber Dörr?&#x201C;</p><lb/>
        <p>Dörr &#x017F;chmunzelte, Frau Dörr aber &#x017F;agte: &#x201E;Jott,<lb/><hi rendition="#g">der</hi>. Der un mitbringen. Dörr is blos für<lb/>
rap&#x017F;chen und &#x017F;paren. So &#x017F;ind die Gärtners. Aber<lb/>
neugierig bin ich doch, was der Herr Baron mit¬<lb/>
gebracht haben.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Nun, da will ich nicht lange warten la&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t denkt meine liebe Frau Dörr am Ende, daß<lb/>
es ein goldener Pantoffel i&#x017F;t oder &#x017F;on&#x017F;t was aus<lb/>
dem Märchen. Es i&#x017F;t aber blos das.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Und dabei gab er Lenen eine Tüte, daraus,<lb/>
wenn nicht alles täu&#x017F;chte, das gefranzte Papier<lb/>
einiger Knallbonbons hervorguckte.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[32/0042] aus der Hand bringen, da ſchmeckt es am beſten. Und nun gieb mir Deine Patſche, daß ich ſie ſtreicheln kann. Nein, nein, die Linke, die kommt von Herzen. Und nun ſetze Dich da hin, zwiſchen Herr und Frau Dörr, dann hab' ich Dich gegenüber und kann Dich immer anſehn. Ich habe mich den ganzen Tag auf dieſe Stunde gefreut.“ Lene lachte. „Du glaubſt es wohl nicht? Ich kann es Dir aber beweiſen, Lene, denn ich habe Dir von der großen Herren- und Damen-Fête, die wir geſtern hatten, 'was mitgebracht. Und wenn man 'was zum Mitbringen hat, dann freut man ſich auch auf die, die's kriegen ſollen. Nicht wahr, lieber Dörr?“ Dörr ſchmunzelte, Frau Dörr aber ſagte: „Jott, der. Der un mitbringen. Dörr is blos für rapſchen und ſparen. So ſind die Gärtners. Aber neugierig bin ich doch, was der Herr Baron mit¬ gebracht haben.“ „Nun, da will ich nicht lange warten laſſen, ſonſt denkt meine liebe Frau Dörr am Ende, daß es ein goldener Pantoffel iſt oder ſonſt was aus dem Märchen. Es iſt aber blos das.“ Und dabei gab er Lenen eine Tüte, daraus, wenn nicht alles täuſchte, das gefranzte Papier einiger Knallbonbons hervorguckte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/42
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/42>, abgerufen am 24.11.2024.