mich? hab' ich mich erholt?" Und eh' die Mädchen antworten konnten, worauf auch gar nicht gerechnet war, fuhr sie fort: "Aber Ihr habt Euch erholt. Namentlich Du, Minette, Du bist ja ordentlich stark geworden."
Minette sah verlegen vor sich hin, weshalb Käthe gutmüthig hinzusetzte: "Ich meine nur hier so um Kinn und Hals."
Indem kam auch der Bursche. "Nun, Orth, ich war schon in Sorge um Sie. Gott sei Dank, ohne Noth; ganz unverfallen, blos ein bischen bläßlich. Aber das macht die Hitze. Und immer noch diesel¬ ben Sommersprossen."
"Ja, gnädige Frau, die sitzen."
"Nun das ist recht. Immer ächt in der Farbe."
Unter solchem Gespräche war sie bis in ihr Schlafzimmer gegangen, wohin Botho und Minette ihr folgten, während die beiden andern sich in ihre Küchenregion zurückzogen.
"Nun, Minette, hilf mir. Erst den Mantel. Und nun nimm den Hut. Aber sei vorsichtig, wir wissen uns sonst vor Staub nicht zu retten. Und nun sage Orth, daß er den Tisch deckt vorn auf dem Balkon, ich habe den ganzen Tag keinen Bissen genossen, weil ich wollte, daß es mir recht gut bei Euch schmecken solle. Und nun geh, liebe Seele; geh, Minette."
mich? hab' ich mich erholt?“ Und eh' die Mädchen antworten konnten, worauf auch gar nicht gerechnet war, fuhr ſie fort: „Aber Ihr habt Euch erholt. Namentlich Du, Minette, Du biſt ja ordentlich ſtark geworden.“
Minette ſah verlegen vor ſich hin, weshalb Käthe gutmüthig hinzuſetzte: „Ich meine nur hier ſo um Kinn und Hals.“
Indem kam auch der Burſche. „Nun, Orth, ich war ſchon in Sorge um Sie. Gott ſei Dank, ohne Noth; ganz unverfallen, blos ein bischen bläßlich. Aber das macht die Hitze. Und immer noch dieſel¬ ben Sommerſproſſen.“
„Ja, gnädige Frau, die ſitzen.“
„Nun das iſt recht. Immer ächt in der Farbe.“
Unter ſolchem Geſpräche war ſie bis in ihr Schlafzimmer gegangen, wohin Botho und Minette ihr folgten, während die beiden andern ſich in ihre Küchenregion zurückzogen.
„Nun, Minette, hilf mir. Erſt den Mantel. Und nun nimm den Hut. Aber ſei vorſichtig, wir wiſſen uns ſonſt vor Staub nicht zu retten. Und nun ſage Orth, daß er den Tiſch deckt vorn auf dem Balkon, ich habe den ganzen Tag keinen Biſſen genoſſen, weil ich wollte, daß es mir recht gut bei Euch ſchmecken ſolle. Und nun geh, liebe Seele; geh, Minette.“
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0278"n="268"/>
mich? hab' ich mich erholt?“ Und eh' die Mädchen<lb/>
antworten konnten, worauf auch gar nicht gerechnet<lb/>
war, fuhr ſie fort: „Aber <hirendition="#g">Ihr</hi> habt Euch erholt.<lb/>
Namentlich Du, Minette, Du biſt ja ordentlich ſtark<lb/>
geworden.“</p><lb/><p>Minette ſah verlegen vor ſich hin, weshalb Käthe<lb/>
gutmüthig hinzuſetzte: „Ich meine nur hier ſo um<lb/>
Kinn und Hals.“</p><lb/><p>Indem kam auch der Burſche. „Nun, Orth, ich<lb/>
war ſchon in Sorge um Sie. Gott ſei Dank, ohne<lb/>
Noth; ganz unverfallen, blos ein bischen bläßlich.<lb/>
Aber das macht die Hitze. Und immer noch dieſel¬<lb/>
ben Sommerſproſſen.“</p><lb/><p>„Ja, gnädige Frau, <hirendition="#g">die</hi>ſitzen.“</p><lb/><p>„Nun das iſt recht. Immer ächt in der Farbe.“</p><lb/><p>Unter ſolchem Geſpräche war ſie bis in ihr<lb/>
Schlafzimmer gegangen, wohin Botho und Minette<lb/>
ihr folgten, während die beiden andern ſich in ihre<lb/>
Küchenregion zurückzogen.</p><lb/><p>„Nun, Minette, hilf mir. Erſt den Mantel.<lb/>
Und nun nimm den Hut. Aber ſei vorſichtig, wir<lb/>
wiſſen uns ſonſt vor Staub nicht zu retten. Und<lb/>
nun ſage Orth, daß er den Tiſch deckt vorn auf<lb/>
dem Balkon, ich habe den ganzen Tag keinen Biſſen<lb/>
genoſſen, weil ich wollte, daß es mir recht gut bei<lb/>
Euch ſchmecken ſolle. Und nun geh, liebe Seele; geh,<lb/>
Minette.“<lb/></p></div></body></text></TEI>
[268/0278]
mich? hab' ich mich erholt?“ Und eh' die Mädchen
antworten konnten, worauf auch gar nicht gerechnet
war, fuhr ſie fort: „Aber Ihr habt Euch erholt.
Namentlich Du, Minette, Du biſt ja ordentlich ſtark
geworden.“
Minette ſah verlegen vor ſich hin, weshalb Käthe
gutmüthig hinzuſetzte: „Ich meine nur hier ſo um
Kinn und Hals.“
Indem kam auch der Burſche. „Nun, Orth, ich
war ſchon in Sorge um Sie. Gott ſei Dank, ohne
Noth; ganz unverfallen, blos ein bischen bläßlich.
Aber das macht die Hitze. Und immer noch dieſel¬
ben Sommerſproſſen.“
„Ja, gnädige Frau, die ſitzen.“
„Nun das iſt recht. Immer ächt in der Farbe.“
Unter ſolchem Geſpräche war ſie bis in ihr
Schlafzimmer gegangen, wohin Botho und Minette
ihr folgten, während die beiden andern ſich in ihre
Küchenregion zurückzogen.
„Nun, Minette, hilf mir. Erſt den Mantel.
Und nun nimm den Hut. Aber ſei vorſichtig, wir
wiſſen uns ſonſt vor Staub nicht zu retten. Und
nun ſage Orth, daß er den Tiſch deckt vorn auf
dem Balkon, ich habe den ganzen Tag keinen Biſſen
genoſſen, weil ich wollte, daß es mir recht gut bei
Euch ſchmecken ſolle. Und nun geh, liebe Seele; geh,
Minette.“
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/278>, abgerufen am 08.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.